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Erinnerung an Lutherbesuch vor 500 Jahren


16. Mai 2022

Zwickau erinnert mit Predigtreihe und Veranstaltung an Lutherbesuch 

ZWICKAU – Unter dem Titel „Freiheit und Verantwortung. 500 Jahre Luther in Zwickau“ laden der Evangelisch-Lutherische Kirchenbezirk Zwickau und die Stadt Zwickau zum gemeinsamen Programm zur Erinnerung an Martin Luthers Besuch vor 500 Jahren ein. Seine vier Predigten, die er zwischen dem 30. April und dem 2. Mai 1522 im ehemaligen Franziskanerkloster, vom Rathaus aus und auf dem Schloss hielt, brachten in aller Deutlichkeit die reformatorischen Kerngedanken auf den Punkt. Die Bedeutung Zwickaus als Reformationsstadt ist international anerkannt. Seit Mai 2014 trägt die Katharinenkirche das europäische Kulturerbe-Siegel „Stätte der Reformation" und seit April 2016 ist Zwickau offiziell „Reformationsstadt Europas“.

Nach dem Beginn der Veranstaltungsreiche am 30. April sowie dem Eröffnungsgottesdienst am 1. Mai folgen den ganzen Mai hindurch weitere Veranstaltungen, wie ein passendes Familienprogramm. Zudem wird es im Dom St. Marien an allen Sonntagen im Mai eine Gottesdienstreihe mit Gastpredigern geben, die sich im weitesten Sinne mit den Lehren des Reformators Luther beschäftigen.

Ein Highlight wird auch sein, wenn am 18. Mai der Ministerpräsident Michael Kretschmer im Rahmen einer Andacht in der St. Katharinenkirche Zwickau ein Grußwort spricht. Die Andacht (ab 13:45 Uhr) wird an diesem Tag von Landesbischof Tobias Bilz gehalten. Das Tragen einer FFP2-Maske oder eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes wird empfohlen. Bitte achten Sie vor Ort auf den erforderlichen Mindestabstand. 

Weitere Veranstaltungen mit Vertreter:innen der sächsischen Landeskirche:

  • KRin Dr. Astrid Reglitz & Superintendent Harald Pepel werden am 22. Mai ab 10:30 Uhr gemeinsam den Gottesdienst im Dom St. Marien gestalten, der sich thematisch mit der "Freiheit und Verantwortung aus der Perspektive der Katharina von Bora" beschäftigt.
  • Landesbischof a. D. Dr. Carsten Rentzing & Superintendent Harald Pepel widmen sich am 29. Mai an gleicher Stelle dem Thema "Freiheit und Verantwortung aus der Perspektive der Zwei-Reiche-Lehre".

Das vollständige Programm

Vergangene Veranstaltungen

Eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe am 30. April 2022 um 14:00 Uhr mit einem Vortragsnachmittag im Bürgersaal des Rathauses. Eine kurze historische Einführung in das Thema erfolgte durch Dr. Michael Löffler (Leiter des Kulturamtes der Stadt Zwickau). Danach referierte dort Matteo Rebeggiani (Beauftragter der Stadt Zwickau für das Kulturerbesiegel Stätten der Reformation) über Luthers Predigten in Zwickau. Im Anschluss gestaltete Dr. Lutz Mahnke (Leiter der Ratsschulbibliothek) eine szenische Lesung aus privaten Briefen des Reformators an seine Frau. Am Abend ging es in verschiedenen Führungen auf den Spuren des Reformators durch die Zwickauer Altstadt.

Am Sonntag, den 01. Mai, war die ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) Prof. Dr. Margot Käßmann als Gastpredigerin für einen Festgottesdienst im Dom St. Marien zu Gast. Ab 10:30 Uhr predigte sie unter dem Titel „Freiheit und Verantwortung aus der Perspektive des Evangeliums.“ unter Berücksichtigung des Bibelvers Galater 5,1. 

Zwickaus Reformationsgeschichte

Hintergrund dieser Veranstaltungsreihe ist der Besuch Martin Luthers 1522, der sich Ende April/Anfang Mai zum 500. Mal jährt. Zwickau war zur Reformationszeit eine der ersten Städte nach Wittenberg, in der sich die Reformation vollständig durchsetzen konnte. Der Rat der Stadt mit Bürgermeister Hermann Mühlpfort stand den Lehren Luthers und seinem reformatorischen Wirken sehr aufgeschlossen gegenüber. Mit Stephan Roth – dem späteren Stadtschreiber – der im Dunstkreis Luthers eine Zeit lang in Wittenberg wirkte und mit dem Reformator befreundet war, hatte man sogar einen direkten Kontakt zu ihm. 
Schließlich wurde auf Empfehlung Luthers die freie Predigerstelle an St. Marien mit Thomas Müntzer besetzt. Müntzer war seinerzeit glühender Anhänger und Schüler Luthers. 

Als er im Oktober 1520 schließlich das Predigeramt an St. Katharinen übernahm, fand er „unter seiner Kanzel“ eine sozial etwas anders strukturierte Gemeinde vor. Gegenüber der Marienkirchgemeinde war das Sozialgefüge ausgeglichener. Die Spannungen in theologischen, kirchen- und schulpolitischen, aber auch sozialen Fragen wurden 1520/21 durch den erneuten Ausbruch der Pest als so genanntes „Strafgericht Gottes“ weiter vertieft. Als dann auch noch die Tuchmacher mit ihren sozialen Forderungen vom Rat schroff abgewiesen wurden, herrschte Aufruhrstimmung. In diesem Umfeld traf Müntzer auf die aus Tuchmachern und Knappen bestehende Laienbewegung der so genannten „Zwickauer Propheten“ – „Secta Storchitarum“ – um Nikolaus Storch. Thomas Müntzer lobte Storch als Kenner der Heiligen Schrift. In der Folge eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern Müntzers und Egranus (Pfarrer St. Marien). Sie erreichten 1521 ihren Höhepunkt, in deren Folge Müntzer schließlich im April 1521 entlassen wurde – der gewünschte Effekt, die Stadtgesellschaft wieder zu befrieden, erfüllte sich indes nicht.

Am Ende sah der Rat der Stadt keine andere Lösung mehr, als Martin Luther persönlich um Hilfe zu bitten. Der Reformator selbst rief zwischen dem 30. April und 2. Mai 1522 in vier Predigten die Bevölkerung zu Ruhe und Ordnung auf. Bereits 1521 wurde mit Nikolaus Hausmann der erste evangelische Pfarrer – ab 1529 erster evangelische Superintendent – eingesetzt, 1524 die erste Messe in Deutsch gelesen, ab 1525 alle Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten. Die Klöster wurden geschlossen, die Mönche der Stadt verwiesen. Die Reformation galt damit in der Stadt als beendet.

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