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Jahreslosung und Veranstaltungen in 2023

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Termine & Veranstaltungen 2023

Im Übergang zum Sommer lädt vom 7. bis 11. Juni der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag diesmal nach Nürnberg ein. Der Landesausschuss Kongress und Kirchentag Sachsen plant gemeinsame Konfirmandenfahrten und nimmt Voranmeldungen entgegen. Ebenfalls Gruppenreisen für Erwachsene sind vorgesehen.

Beim großen Treffen im Klosterhof zu Meißen vom 15. bis 21. Juni und einem Fest für internationale Partner steht die langjährige Tradition von Partnerschaften der Landeskirche im Mittelpunkt. So pflegen Kirchgemeinden, Kirchenbezirke und auch Institutionen partnerschaftliche Beziehungen in 22 Ländern – insbesondere Osteuropas und des Globalen Südens. Im Fokus dieser Beziehungen steht der theologische, diakonische und zwischenmenschliche Austausch.

Vielerorts werden gemeinsame (entwicklungspolitische) Projekte durchgeführt und von- sowie miteinander gelernt. Dafür stehen diese Partnerschaftsgruppen im engen Austausch und führen Begegnungsreisen durch. Gerade für Partner aus fernen Ländern ist diese Begegnung in Meißen eine ansonsten seltene Gelegenheit mal zueinander zu kommen. Aus allen aktiven Partnerschaftsgruppen werden Delegierte unter dem Motto »dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung« (Jer. 29,11) erwartet. Zum Begegnungsfest am Sonntag, 18. Juni, sind dann Gemeindegruppen und alle Interessierten eingeladen, diese weltweite Gemeinschaft mitzuerleben.

Der September ist traditionell ein voller Event-Monat – nun wieder. So wird eingeladen zum Tag der Schöpfung traditionell am 1. Freitag im September sowie mit kirchlicher Beteiligung vor Ort zum Tag der Sachsen vom 1. bis 3. September, diesmal in Aue-Bad-Schlema. Zeitgleich am 2. September lädt die Landeskirche zum Begegnungstag für Aussiedler nach Großenhain ein, wo der erste sogenannte ‚Gemeindetag‘ für Aussiedler zum ersten Mal 1996 zu Gast war.

Mit einem Sprung geht es in das Nachbarland Polen, wo in Krakau vom 13. bis 19. September der Lutherische Weltbund (LWB) unter der Überschrift „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ zu seiner 13. Vollversammlung zusammenkommt. Insgesamt nehmen etwa 355 offizielle Delegierte an der Vollversammlung teil. Darüber hinaus werden auch Vertreterinnen und Vertreter von assoziierten Mitgliedskirchen, ökumenische Gäste, offizielle Referentinnen und Referenten, Beraterinnen und Berater, ex officio-Teilnehmende, Freiwillige und Mitarbeitende des LWB nach Krakau reisen. Die sächsische Landeskirche ist Gründungsmitglied des LWB und wird wieder mit einer Delegation und mit Begleitgruppen und -gästen vertreten sein.

Der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bundesweit koordinierte "Tag des Denkmals" feiert 2023 sein 30. Jubiläum. Unter dem Motto "Talent Monument" wird dieser am 10. September offiziell in Münster eröffnet.

Deutschlands Denkmale bringen als Zeugnisse der Vergangenheit eine Fülle an individuellen „Talenten“ mit. Der Tag des offenen Denkmals® macht mit dem Motto „Talent Monument“ die Bühne frei für alle Denkmal-Talente. Die Scheinwerfer richten sich auf die einzigartigen Merkmale, die Denkmale auszeichnen. Dabei steht die Frage im Fokus: Was genau macht ein Denkmal zu einem Denkmal? Das berühmte Schloss, eine unscheinbare Kapelle auf dem Land, der große Betonbau der Nachkriegszeit oder das kleine Bürgerhaus von nebenan – jedes dieser Denkmale bringt Talente und Qualitäten mit – selbst, wenn diese nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.

Ab April 2023 startet die Anmeldephase für alle Veranstaltenden auf der Webseite der DSD.

Zurück in Sachsen wird das 24. Sächsische Landeserntedankfest vom 22. bis 24. September in Frohburg gefeiert. Es würdigt die Leistungen der Menschen in den ländlichen Regionen, insbesondere der Landwirte sowie der Betriebe des Klein- und Mittelstandes. Zu den Highlights zählen die Auszeichnung der Sieger des Wettbewerbs „Schönste Erntekrone - schönster Erntekranz Sachsens“, ein buntes Programm für Alt und Jung inklusive Festumzug sowie der Ökumenische Erntedankfestgottesdienst.

Am gleichen Wochenende, am Sonnabend, 23. September, findet als landeskirchliches Ereignis der 4. Sächsische Landeskurrendetag in Chemnitz statt. Ein großes Kurrendetreffen führt Hunderte von jungen Sängerinnen und Sängern aus den Kirchgemeinden ungefähr alle sieben Jahre und damit mindestens einmal in ihrer jeweiligen „Dienstzeit“ zum gemeinsamen Musizieren zusammen. Der Landeskurrendetag unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten, des Landesbischofs und des Chemnitzer Oberbürgermeisters ist mit tollen Liedern, einem großen Chor von ca. 2000 Kindern und Jugendlichen, einem spannenden Pausen-/Rahmenprogramm für alle Sinne und einem gemeinsamen Abschlusssingen im Gottesdienst geplant. Eingeladen sind alle, die gern singen, ob schon im Kinder- oder Jugendchor, in einer Kurrende einer Kirchgemeinde oder in der Schule oder Christenlehre. Verantwortet und organisiert werden solche Treffen u.a. vom Kirchenchorwerk der sächsischen Landeskirche.


Geistliche Besinnung zur Jahreslosung 2023

Du bist ein Gott, der mich sieht.

1. Mose 16,13

von Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz nach einer Predigtidee von Bischof i.R. Dr. Markus Dröge

Gesehen werden. Andere ansehen. Das einander anschauen ist sicher eine der zentralen Dimensionen einer Conditio humana.

Ganze 721 Stunden hat die Performance-Künstlerin Marina Abramovic im New Yorker Museum of Modern Art den Besuchern in die Augen geblickt. Sie saß in diesem mittlerweile sehr berühmten Performance Projekt auf einem Stuhl vor einem Tisch. Ihr gegenüber stand ein zweiter Stuhl, dort konnte sich hinsetzen, wer wollte und für wie lange auch immer; um sich dann von Marina Abramović bedingungslos anschauen zu lassen. Lange Schlangen bildeten sich. 750 000 Menschen hat die Künstlerin während dieser Zeit in die Augen geschaut.

Im Internet findet man Aufnahmen davon. Meist waren die Leute zuerst skeptisch. Aber dann passiert oft sehr schnell etwas Erstaunliches. Die Gesichter der Angeschauten verändern sich. Man erkennt plötzlich Angst, Glück, Trauer, Hoffnung in ihnen.

Niemals aber Gleichgültigkeit. Viele begannen zu weinen, weil sie angeschaut wurden, manche lächelten verklärt. Abramovic meint später: „Das Innehalten ohne jede Möglichkeit der Ablenkung lässt die Alltagsfassaden in sich zusammenbrechen. Deshalb rinnen so viele Tränen über die Gesichter. Alte Frauen weinen, halbwüchsige Jungs, Männer in Anzügen, junge Mädchen. Ich sah so viel Schmerz, so viel Leiden. Sie leiden am Mangel an menschlicher Berührung. Die Gesellschaft in New York ist extrem brutal. Man lebt nur ein paar Blocks voneinander entfernt, man kennt sich, aber man trifft sich nicht mehr. Man sieht sich nicht mehr an.“

Ich werde gesehen. Ich werde angeschaut. Es ist viel mehr als nur Blickkontakt. Es ist existentielle Bedingung des Lebens.

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“

 

Das sind Hagars Worte in der Wüste. Vertrieben, geflohen und allein.  Hagar – die Fremde, so lautet die Übersetzung ihres Namens. Als Sklavin in der Familie von Abraham und Sara hatte sie keine Rechte. Sie hatte keine Stimme, um sich Gehör und Einfluss zu verschaffen. Und doch ist sie es, die Gott beim Namen nennt. „Du bist ein Gott, der mich sieht!“

Diese Erfahrung wird für Hagar zu einer Quelle neuen Lebensmutes.

Nicht wahrgenommen zu werden – das war Hagar geläufig. Sie wurde benutzt, um der Familie von Abraham und Sara ein Kind zu gebären; gefragt hatte man sie nicht. Die Gesellschaft, in der sie gelebt hat, hat sie nicht angesehen.

Nun aber, mitten in der Wüste, in ihrer wüsten Situation, erfährt sie Gottes Gegenwart. Sie erfährt einen Gott, der sie nicht übersieht. Es ist kein Gott der moralischen Bemessung. Dieser Blick misst weder Relevanz noch Leistung. Es ist ein Gott, der mich sieht im Labyrinth meines Lebens.

Was für ein tragender und aufhelfender Ausblick auf das beginnende Jahr. Weg von Nabelschau und Spiegelungen des erschöpften Selbst. Weg von allen Blasen und Echokammern.
Es ist eine aufhelfende Losung wohl auch für unsere Landeskirche.

Es geht nicht so sehr um Relevanz, nicht um Wirkungsmacht, vielleicht nicht einmal um Ansehen. Eine Kirche die sich als angesehen von Gott begreift, macht sich keinen Kummer um das eigene Ansehen nach den Logiken der Welt.
Es geht darum, dass wir uns mit unserem Christuszeugnis als Angesehene Gottes verstehen.
Es geht darum, dass wir dies begreifen als Zeugnis und Auftrag: Gott zeigt Gesicht, er schaut Hagar an – die Fremde. Bei ihr lässt Gott sich finden.

Wir stehen als Angesehene Gottes an der Seite derer, die unseren wachen, konzentrierten und aufhelfenden Blick brauchen. Eben nicht teilnahmslos, sondern dass wir aufhelfen, damit Menschen  sich versöhnen und zueinander finden. Wir sind Gläubige, weil wir von Gott angesehen sind. Wir sind Gläubige und blicken von uns weg auf die, die uns brauchen.

Die Conditio humana erweist sich theologisch in der Haltung des Wegblickens von sich selbst. Das möge die Haltung unserer Kirche sein für das kommende Jahr. Das wird auch die Resignation lindern und dem Mut und der Zuversicht aufhelfen. Das diakonische Tun fragt nicht nach dem Eigenen. Es folgt dem Blick hin zu denen, die sich als nicht gesehen erfahren.

Weil Gott die Welt sieht, hoffen wir. Und wir glauben - es  nicht egal, wie wir miteinander und wie wir mit unserer Schöpfung umgehen.  

„Woher kommst Du, und wo gehst Du hin?“ – fragt der Bote Gottes Hagar, als er sie in der Wüste an der Wasserquelle trifft.

Es ist ein bemerkenswertes Detail in dieser Geschichte, dass Hagar nur die erste Frage beantworten kann: „Weg von Sara, meiner Herrin!“ Den zweiten Teil der Frage, wohin sie geht, weiß sie nicht. Sie ist sosehr in den Scheuklappen ihrer Verzweiflung gefangen, dass sie nicht in die Zukunft schauen kann.

Aber dann weckt der Bote Gottes Bilder der Hoffnung in Hagar. Das Kind, das sie gebären wird, trägt die Hoffnung auf eine andere Zukunft in sich. Das schenkt Hagar die Kraft weiterzugehen. Und zunächst sogar umzukehren, wie der Bote Gottes es ihr sagt.

Wer kennt dies nicht aus seiner Geschichte: manchmal müssen wir im Leben zurückgehen, um vorwärts kommen zu können.

Das Entscheidende aber ist, dass sich für Hagar die Gegenwart bereits verwandelt hat. Sie weiß nun, dass Gott sie ansieht und liebevoll im Blick behält.

Das verändert Hagar. Das Angeschaut-Werden wird für sie zu einer Quelle neuer Lebendigkeit. Im Hebräischen ist die Wortwurzel für Brunnen und für Augen die gleiche. Wo Hagar den Blick Gottes auf sich spürt, da entsteht ein Brunnen inmitten ihrer Wüstennot. „Du bist ein Gott, der mich sieht!“

Der mittelalterliche Mystiker Nicolaus von Cues legt das in einer betenden Betrachtung so aus:

Herr! Dein Sehen ist Lieben...Ich bin, weil du auf mich siehst, und wendest du deinen Blick von mir ab, so bin ich nicht mehr. Doch ich weiß: dein Blick ist die größte Güte […] Dein Sehen ist ein Beleben […] und das ist ewiges Leben: das selige Anschauen, mit welchem du in höchster Zärtlichkeit bis ins Innere meines Herzens mich zu sehen nicht aufhörst.

Nicolaus von Cues (mittelalterlicher Mystiker)

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