Osterspuren

Karsamstag

Osterspuren

Andacht zum Karsamstag

Bibeltext

Jesu Grablegung (Mk 15,42–47) nach der Lutherübersetzung

Als es schon Abend wurde und weil Rüsttag war, das ist der Tag vor dem Sabbat, kam Josef von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete; der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber wunderte sich, dass er schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon länger gestorben wäre. Und als er‘s erkundet hatte von dem Hauptmann, überließ er Josef den Leichnam. Und der kaufte ein Leinentuch und nahm ihn ab vom Kreuz und wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür. Aber Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Joses, sahen, wo er hingelegt war.

Impuls

Hier ruht Paul, mein Opa. Ich stehe an seinem Grab.

Damals, während der Trauerfeier, hatte die Pfarrerin irgendetwas gesagt wie: „Wir bringen Paul an seinen letzten Ort, den Ort ewiger Ruhe.“ – Unheimlich war das. Stille von nun an. In der Trauergesellschaft sagte keine mehr ein Wort, als wollte niemand Paul stören, am Ort seiner letzten Ruhe. Nur die Pfarrerin traute sich: sie sprach ein Gebet und segnete uns.

Paul ist im letzten Jahr gestorben, das Jahr 2020 steht auf seinem Grabstein, und die Zahlen 24 und 3. Er war einer der ersten in unserer Stadt, die plötzlich an Luftnot litten. Die Ärzte hingen Schläuche in seinen Mund. Bald darauf war es in dem Krankenzimmer beklemmend still. Nur die Maschinen piepsten etwas länger, bis auch sie abgestellt worden sind.

Paul ist gleich darauf vom Bestatter abgeholt worden. Ich durfte nicht mehr zu ihm. Ich durfte ihn nicht mehr berühren, nicht sein Hand zart fassen. Das schmerzt mich noch immer.

Heute stehe ich an seinem Grab. Ich denke nach: Wird Gott ihn berühren? Ich bete still: Lieber Gott, tu es für mich!

Ich kann Paul nicht mehr sehen. Ich sehe nur Erde, hier an Pauls letzter Ruhestätte. Sie liegt zwischen Paul und mir, wie damals der Grabesstein zwischen Jesu Leichnam und den Frauen.

Ich fasse die Erde an. Ich spüre sie. Sie ist feucht vom Morgentau. In ihr sind kleine Käfer. Sie ist voller Leben.

In die Erde pflanzt meine Mutter Blumen. Mein Vater verschneidet die Rosen, frische Triebe sind schon zu sehen.

Ich nehme den alten Grabschmuck weg. Ich freue mich, denn da schaut ein junger Spross aus der Erde hervor. Es ist eine Osterglocke.

Schön, dass die Natur, dass Gottes Schöpfung, kein Ende kennt!

Lied

»Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt«

2. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, / wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. / Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? / Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

3. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, / unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn – / hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: / Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

Gebet

Du Tröster mein, berühre mich, berühre meine Lieben, berühre die Verstorbenen, berühre …

Du Tröster mein, bleib mir nahe, wenn ich einen toten Menschen verabschiede.

Du Tröster mein, lass mich die Stille aushalten, wenn ein Herz nicht mehr schlägt.

Du Tröster mein, bewahre die Toten in deiner Hand.

Du Tröster mein, berühre meine Augen und Ohren, mein Herz und meine Sinne, damit ich aufmerksam bin für Menschen, die meine Nähe suchen.

Amen.

Spuren finden – Spuren legen

Nehmt einen Blumentopf oder ein Gefäß. Füllt Erde hinein und sät Weizenkörner oder andere Samen. Haltet die Erde etwas feucht. Wann zeigen sich die ersten grünen Spitzen?

Geht auf den Friedhof, nehmt Blumen mit und legt sie auf ein Grab.

Sucht auf den Grabsteinen und Grabkreuzen nach Symbolen für Tod und Auferstehung.


Teilen Sie diese Seite