Den Glauben leben

Gebete

Beten – das ist zuallererst Reden mit Gott. Dabei vertraut der Betende darauf, dass er gehört wird, auch wenn er keine „Antwort“ erhält. Jeder kann beten, und die Menschen tun dies auf ganz verschiedene Weise.

Zwei Wege zu beten

Es gibt zwei Wege zu beten: Man spricht oder liest Gebete, die bereits formuliert wurden. Zahlreiche Gebete haben eine lange Tradition und werden seit Jahrtausenden immer wieder von Christen gesprochen. Das Vaterunser ist das grundlegende Gebet des christlichen Glaubens. Es geht nach der Überlieferung auf Jesus Christus selbst zurück. In der Bibel und der christlichen Literatur bis in die Gegenwart finden sich zahllose Gebete zu verschiedensten Themen und Anlässen.
Der Leser kann sich diese Gebete „zu eigen machen“. Er kann sie im Lesen und Beten nachvollziehen und sich von diesen Gedanken inspirieren lassen. Wo er sich in den Gebeten selbst erkennt und verstanden fühlt, bringt er seine eigenen Gefühle vor Gott.

Der zweite Weg ist, das Gebet frei zu formulieren. Das Reden mit Gott braucht keine feste Form oder kunstvolle Sprache. Im stillen Gebet kann man sich öffnen und ohne Zwang über seine Nöte, seine Wünsche und Hoffnungen sprechen; über alles, was man erlebt und wahrnimmt.
Dabei ist Beten ist nicht nur Sprechen. Beten ist auch Hören: auf die Worte der Gebete und auf das eigene Herz.

Wo beten?

Die Gemeinde betet gemeinsam im Gottesdienst. Gebete wie das Vaterunser sind fester Bestandteil des Gottesdienstes; außerdem formuliert der Pfarrer freie Gebete, die er dem aktuellen Gottesdienst widmet.

Auch in Gemeindegruppen wird gemeinsam gebetet: jeder still für sich oder stellvertretend für die Gruppe.

Zuhause schaffen sich viele Christen feste Gebetsanlässe. Sie beten am Morgen oder am Abend oder halten Tischgebet. Von Martin Luther ist z.B. ein Abend- und Morgensegen überliefert. Doch man kann sich im Gebet ebenso frei am Morgen auf den Tag vorbereiten oder am Abend den Tag Revue passieren lassen.

Das gilt auch für das Beten mit Kindern. Ob man ein Gebetbuch in kindgerechter Sprache nutzt oder frei formuliert: Kinder sind meist empfänglich für ein gemeinsames Gebet. Ein beliebtes Hilfsmittel, etwa für das Tischgebet, sind Gebetswürfel, die es in christlichen Buchhandlungen gibt.

Grundsätzlich gilt: Wo man das Bedürfnis nach einem Gebet hat, findet sich auch eine Möglichkeit.

Beten in der Not

Man darf sich lauthals freuen im Gebet, aus vollem Herzen danken für etwas, das einem Glück und Erfüllung gibt. 

Aber oft ist das Gebet für Menschen der Ort, an dem sie ihren Ängsten und Sorgen Ausdruck verleihen. Das sogenannte Stoßgebet ist eine Form, in großer Not um Hilfe zu flehen. Ob der Wunsch erfüllt wird, ist ungewiss. Doch tut es vielen Menschen gut, ihre Klage Gott anzuvertrauen.

Nicht nur für sich selbst, auch für andere lässt sich so beten. Im Gottesdienst schließt die Gemeinde in den Fürbitten andere Menschen in ihr Gebet ein: Alte und Kranke, Opfer von Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt. Auch im eigenen Gebet denken Betende oft an Freunde und Familienangehörige, denen es schlecht geht. Sie wünschen ihnen Halt bei ungewissen Lebensumständen, Linderung im Leid, Trost im Schmerz.

Beten ersetzt kein Tun. Aber das Mitgefühl, das sich im Gebet ausdrückt, knüpft ein wichtiges Band zwischen den Menschen.

Eine Auswahl an Gebeten der lutherischen Kirche

Das Vaterunser

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.


Luthers Morgensegen

Des Morgens, wenn du aufstehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen

Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser. Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, dass dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Alsdann mit Freuden an dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was dir deine Andacht eingibt.

Luthers Abendsegen

Des Abends, wenn du zu Bett gehst,
kannst du dich segnen mit dem Zeichen
des heiligen Kreuzes und sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen
Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser.

Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn,
dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich,
du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe,
und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten.
Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände.
Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.

Alsdann flugs und fröhlich geschlafen.


Tischgebete

Vater, segne diese Speise,
uns zur Kraft und dir zum Preise.


Zwei Dinge, Herr, sind not,
die gib nach deiner Huld:
Gib uns das täglich Brot,
vergib uns unsre Schuld.


Komm, Herr Jesus, sei unser Gast,
und segne, was du uns bescheret hast.


Danket dem Herrn, denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.


Alle guten Gaben,
alles, was wir haben,
kommt, o Gott, von dir,
Dank sei Dir dafür.


Aller Augen warten auf dich, Herre,
denn du gibst ihnen ihre Speise zu jeder Zeit.
Du tust deine milde Hand auf
und sättigst alles was da lebt mit Wohlgefallen.


Segne, Vater, was wir essen,
lass uns deiner nicht vergessen.


Du gibst uns, Herr, durch Speis und Trank
Gesundheit, Kraft und Leben.
So nehmen wir mit Lob und Dank,
das, was du jetzt gegeben.

Friedensgebete

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass du mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.


Herr, allmächtiger Gott, du lenkst die Herzen der Menschen.Allen, die Macht und Verantwortung tragen, öffne die Augen Ohren und Herzen,dass sie einsehen, was dem Menschen und dem Wohl der Völker dient.Mache sie und uns bereit, Frieden und Versöhnung zu stiften.Das bitten wir durch unsern Herrn Jesus Christus, deinen lieben Sohn.

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