Was ist ...?

Evangelisch

Viele Kirchen nennen sich evangelisch, aber dazu noch lutherisch, reformiert, uniert… Die Vorstellungen der Reformatoren von einer "anderen Kirche" gingen in verschiedene Richtungen. Heute macht die ökumenische Aussöhnung der evangelischen Kirchen gemeinsame Gottesdienst- und Abendmahlsfeiern möglich.

Lutherisch und Reformiert: die evangelischen Konfessionen

Dem Evangelium gemäß

Der Begriff „Evangelisch“ bezeichnete ursprünglich ein „Leben dem Evangelium (der Bibel) gemäß“.  Seit der Reformation steht er auch für eine Kirche, die sich nach einer gescheiterten Reform von der römisch-katholischen Kirche losgesagt hat. Ein anderer Begriff für „Evangelisch“ ist „Protestantisch“.

Calvin und Zwingli

Martin Luther provozierte 1517 mit seiner Kritik nicht nur die katholische Kirche, sondern trat eine Debatte los, die weite Kreise des Volkes, der Politik und der Kirche erfasste. Andere Theologen schlossen sich seinem Protest an. Einige von ihnen, etwa der Genfer Pfarrer Johannes Calvin und Pfarrer Huldrych Zwingli aus Zürich, versammelten selbst Anhänger hinter sich und erhielten politische Unterstützung.


Strenges Konzept der Bibeltreue

In der zentralen Kritik waren sich Zwingli und Calvin mit Luther einig: Die Kirche solle wieder demütiger werden und sich auf das Bibelwort besinnen. Alle kirchlichen Traditionen, die den Aussagen der Bibel widersprechen, wollte Luther deshalb abschaffen lassen.

Calvin und Zwingli vertraten ein noch strengeres Konzept der Bibeltreue. Sie beschränkten die kirchlichen Traditionen auf solche, die ausdrücklich in der Bibel überliefert sind. Sie reduzierten den Kirchenschmuck und konzentrierten den Gottesdienst auf die Verkündigung des Wortes. Zwinglis Gottesdienste etwa verzichteten sogar auf Kirchenmusik.

Auch zu theologischen Fragen wie der Rolle des Abendmahls im Gottesdienst und seiner Deutung vertraten die Reformatoren unterschiedliche Standpunkte.

Zwei Konfessionen

Nach der Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche versuchten Luther, Calvin und Zwingli, zwischen ihren Religionslehren Einigkeit herzustellen. Als trotz jahrelanger Debatten deutlich wurde, dass die Überzeugungen zu stark auseinandergingen, beschlossen sie 1529, sich in zwei Konfessionen zu teilen:

  •  Martin Luther gründete die evangelisch-lutherische Kirche. Sie ist heute im Lutherischen Weltbund organisiert.
  • Calvin und Zwingli gründeten die evangelisch-reformierte Kirche. Sie ist heute auf allen Kontinenten verbreitet und vereint sich in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.

Der Begriff „Evangelisch“ steht für die gemeinsame Basis der Konfessionen.

Weitere Evangelische Kirchen

Unierte Kirche

In den Jahrhunderten nach der Reformation bemühten sich einige lutherische und reformierte Theologen um eine Annäherung oder Vereinigung der beiden Konfessionen. Anfang des 19. Jahrhunderts gingen in einigen Gegenden Deutschlands lutherische und reformierte Kirchen ein Kirchenbündnis ein. Es entstand eine dritte evangelische Konfession: die unierte Kirche.

Evangelische Freikirchen

Des Weiteren berufen sich zahlreiche Freikirchen auf die evangelische Tradition (Vereinigung Evangelischer Freikirchen, evangelisch-methodistische Kirche).

Evangelisch ist nicht evangelikal

„Evangelisch“ ist nicht mit „Evangelikal“ gleichzusetzen. Evangelikal bezeichnet keine Konfession, sondern eine religiöse Richtung, die Christen verschiedener evangelischer Konfessionen vertreten. In deutschen Landeskirchen bilden die evangelikalen Mitglieder zum Teil eigenständige Gemeinschaften.

Konfessionen als berechtigte Vielfalt

Gibt es keine Einheit in der evangelischen Kirche? Im Laufe ihrer Geschichte haben die evangelischen Konfessionen sich als Teil einer berechtigten Vielfalt begriffen. Sie respektieren die Überzeugungen der anderen und suchen – ähnlich wie bei der ökumenischen Verständigung mit der römisch-katholischen Kirche – den Kontakt über das Verbindende.

Ein großer Schritt auf diesem Weg war 1973 die Unterzeichnung der „Leuenberger Konkordie“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Darin erkennen die Konfessionen gegenseitig ihre Gottesdienstpraxis an, was es u. a. ermöglicht, gemeinsam Abendmahl zu feiern.

Des Weiteren sind die lutherische, reformierte und unierte Kirche in Dialog und Zusammenarbeit verbunden.

 

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