Kirchenkunst
Die Landeskirche bewahrt mit ihren Kirchgemeinden den umfangreichsten Kunstbestand im Freistaat Sachsen. Es handelt sich um Kunstwerke, die dem gottesdienstlichen Gebrauch und dem Schmuck der Kirche gewidmet sind. Für ihre Erhaltung, Pflege und Erschließung sorgt der landeskirchliche Kunstdienst.
Liturgische Kunstwerke für den Gottesdienst
Faszinierend an den liturgischen Werkzeugen, die aus der Kirchengeschichte erhalten sind, ist der lebendige Zusammenhang verschiedener Kunstgattungen und Materialien. Textilien (Paramente, Altardecken und andere Tuche für den liturgischen Gebrauch) und Werke aus Metall (Gefäße für Taufe und Abendmahl, Altarleuchter usw.) machen die Andacht und den Gottesdienst sinnlich greifbar. Sie boten Künstlern durch die Jahrhunderte die Möglichkeit, diese kirchlichen Handlungen mit einem besonderen Schmuck zu ehren.
Die Zahl der Kunstwerke aus Metall für Taufe und Abendmahl (Taufschalen, Taufkannen, Abendmahlskelche, Hostiendosen usw.) ist mit über 20.000 zu beziffern (die schlichteren Hausabendmahlsgeräte nicht eingerechnet). 128 mittelalterliche Messkelche sind im Besitz von Kirchgemeinden, dazu kommen Zeugnisse bester sächsischer Silberschmiedekunst des Barock. Nicht zu vergessen sind die Kunstwerke für den gottesdienstlichen Gebrauch aus der klassizistischen Epoche und insbesondere aus der Zeit des Jugendstils.
Kirchenschmuck
Der plastische Schmuck in den Kirchen der Landeskirche ermöglicht, die künstlerische Entwicklung in Sachsen zu studieren, angefangen bei romanischen Bildwerken (Goldene Pforte in Freiberg) über gotisches Schnitzwerk bis zu den Werken der sächsischen Renaissance (bes. die Bildhauer der Familien Walther). Neben dem reichen plastischen Schmuck der Barockzeit sind Werke von Georg Wrba (Versöhnungskirche Dresden, Dom zu Wurzen), Friedrich Preß (z. B. Dorfkirche Göda bei Bautzen und St. Petri-Nicolai in Freiberg) zu nennen.
Altäre
In den Kirchen und Kapellen der Landeskirche gibt es über 200 spätgotische Flügelaltäre von teils herausragender Qualität. Sie sind unersetzliche Zeugnisse einer bodenständigen Kunstausübung in ländlichen und städtischen Gebieten. Dazu kommen etwa 650 gotische Einzelbildwerke. Herausragend sind die Bildwerke von Peter Breuer im Zwickauer Raum und von Hans Witten (St. Annen, Annaberg; Schlosskirche Chemnitz; St. Kunigundenkirche Rochlitz).
Über 550 Altäre aus Renaissance und Barock sind erhalten, zum Teil mit reichem und qualitätsvollem plastischem Schmuck, zum Teil mit Gemälden von anrührender Naivität oder höchster Qualität (z. B. Lukas Cranach, St. Wolfgang in Schneeberg). In Liebstadt bei Pirna und im Dom zu Meißen sind hervorragende Altarbilder der niederländischen Schule erhalten.
Kanzeln
Die Kanzeln dieser Epochen weisen meist einen schlichteren Schmuck auf als die Altäre. Oft bilden der Taufstein mit Altar und Kanzel ein eindrucksvoll geschlossenes künstlerisches Ensemble (Lauenstein; Taubenheim bei Meißen).
Bildnisse
Ferner sind in vielen Kirchen Einzelbildnisse oder Reihen von Bildnissen der Pastoren oder Superintendenten erhalten (z. B. in St. Thomas zu Leipzig oder St. Marien zu Zwickau). Dazu kommen einzelne Porträts z. B. von Lucas Cranach (Ottendorf bei Pirna).
Singulär ist die bedeutende Galerie der Oberhofprediger im Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens. Darunter befinden sich u. a. von Louis de Silvestre, Anton Raphael Mengs, Anton Graff, Wilhelm Rudolph und Christoph Wetzel geschaffene Portraits.
Grafische Sammlung
Die Landeskirche verfügt über eine umfangreiche, zunehmend an Wert und Bedeutung gewinnende grafische Sammlung, die seit 1950 kontinuierlich aufgebaut wurde und aus dem Zeitraum zwischen 1950 und 1990 zahlreiche Kunstwerke der „inoffiziellen“ Kunst aufbewahrt, d. h. von Künstlern, die aufgrund ihrer christlichen Themen oder ihrer künstlerischen Stilmittel in der offiziellen Kulturpolitik der DDR nicht erwünscht waren.
Diese Bestände wurden in der Vergangenheit gelegentlich für Ausstellungen in Verbindung mit speziellen Forschungsvorhaben auch in anderen Bundesländern herangezogen.
Die Grafiksammlung ist ein abgeschlossener Tätigkeitsbereich. Die Bestände stehen für die Ausstattung kirchlicher Diensträume zur Verfügung.
Kunstdienst der Landeskirche
Der Kunstdienst als landeskirchliche Einrichtung steht seit 1950 den Kirchgemeinden, den kirchlichen Werken und Einrichtungen sowie dem Landeskirchenamt für das Gebiet der bildenden Kunst (Malerei, Grafik, Plastik) und des Kunsthandwerkes (Vasa sacra, Paramentik, sonstige Ausstattung) beratend und vermittelnd zur Verfügung.
Erhaltung, Pflege und Erschließung
Der Kunstdienst richtet seine Tätigkeit auf die Erhaltung, Pflege und Erschließung der Kunstwerke vergangener Epochen und hilft damit, herausragende Kunstwerke der Nationalkultur zu erhalten. Er berät die Kirchgemeinden im Blick auf die oft kostenintensiven restauratorischen Maßnahmen, die von den Gemeinden oder Einzelpersonen durch Spenden finanziert werden müssen.
Inventarisierung des Kunstgutes
Seit vielen Jahren betreibt die Landeskirche die wissenschaftliche Inventarisierung des Kunstgutes. Die Erfassung des Kunstgutes ist hilfreich für Kirchenführungen und Publikationen zu einzelnen Orten. Sie dient dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und legt die Grundlage für die Bildungsarbeit und Ausstellungen. Dazu kommen öffentliche Vorträge zu Fragen der christlichen Kunst und Beiträge zu wissenschaftlichen Tagungen und Symposien.
Auftraggeber für zeitgenössische Kirchenkunst
Eine wichtige Aufgabe des Kunstdienstes ist die Beratung der Kirchgemeinden oder kirchlichen Einrichtungen, der kirchlichen Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen bei der künstlerischen Neugestaltung oder vor der Auftragsvergabe an zeitgenössische Künstler, insbesondere für Andachtsräume und Kapellen. Großer Wert wird auf gutes Kunsthandwerk für den liturgischen Gebrauch gelegt, um so eine alte sächsische Kulturtradition weiterzuführen.
So wird nicht nur Kunstgeschichte bewahrt, sondern das Kunstschaffen für den kirchlichen Raum weiterentwickelt.
Der Kunstdienst berät die Kirchgemeinden bei Neuanschaffungen, damit künstlerisch hochwertige und funktional adäquate Gegenstände für den liturgischen Gebrauch dem qualitätsvollen Bestand an Kunstwerken aus früheren Epochen hinzugefügt werden. Die Kirchgemeinden und kirchlichen Einrichtungen werden so als Auftraggeber für zeitgenössische Kunst für den kirchlichen Raum tätig.
Kirchensiegel
Wahrnehmung der Aufgabe des Siegesachverständigen. Das bedeutet Beratung, Vermittlung von geeigneten Grafikerinnen oder Grafikern und abschließendes Gutachten für neue Siegel.
Auskünfte
Der Kunstdienst gibt sowohl den kirchlichen Mitarbeitern, als auch den Medien, Dozenten, Studenten, Lehrern und Schülern Auskünfte, die sich für theologische, liturgische und volkskundliche sowie kirchen- und regionalgeschichtliche Sachverhalte interessieren.