Landesbischof

Festgottesdienst zur Einführung des Landesbischofs

Am 25. April 2020 wurde Landesbischof Tobias Bilz unter besonderen Umständen in sein Amt eingeführt.

Einführung von Landesbischof Tobias Bilz

Festgottesdienst zur Einführung unter besonderen Umständen (25. April 2020)

So wie die ersten beiden Dienstmonate von Tobias Bilz im Amt des Landesbischofs geprägt waren von der Suche nach Wegen für die Kirche in der Corona-Krise, so fand nun auch die feierliche Amtseinführung unter den derzeitigen Einschränkungen statt. In dem Festgottesdienst, an dem sonst über 600 Pfarrerinnen und Pfarrer, ökumenische Gäste und tausende Besucherinnen und Besucher teilgenommen hätten, waren neben den Mitwirkenden nur 15 Gottesdienstbesucher anwesend. Dank des Mitteldeutschen Rundfunks welcher den Festgottesdienst im Fernsehen und parallel im Livestream – und dort auch mit Gebärdensprache – übertrug, konnten jedoch viele tausend Christen in Sachsen und weit darüber hinaus den Gottesdienst mitfeiern und die Amtseinführung miterleben.

Vertreter der Landeskirche wirkten im Gottesdienst mit

Superintendent Andreas Beuchel begrüßte die kleine Gottesdienstgemeinde im Meißner Dom und die Zuschauer an den Bildschirmen. Unter den 15 Besuchern waren auch Ministerpräsident Michael Kretschmer, Landtagspräsident Matthias Rößler und Bischof Heinrich Timmerevers. Das Evangelium des heutigen Sonntags las der stellvertretende Vorsitzende der Kirchenleitung und Präsident der 27. Landessynode, Otto Guse.

Im Rahmen der Einführungshandlung wurde der Wortlaut der Urkunde zur Berufung in das Amt des Landesbischofs durch den Präsidenten des Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, verlesen. Die Schriftlesungen zur Einführung hielten der Leipziger Superintendent Martin Henker und der ehemalige Vorsitzende des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften Sachsen und Professor an der Moritzburger Hochschule, Pfarrer in Ruhe Johannes Berthold. 

Einführung durch den Leitenden Bischof der VELKD Ralf Meister

Die Einführungshandlung im Gottesdienst übernahm der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, Landesbischof der hannoverschen Landeskirche. In seiner Einführungsansprache ging der Leitende Bischof auf die gegenwärtige Situation ein: "Sie beginnen Ihren Dienst in einer bedrückenden und ungewissen Zeit. Vermutlich sind die Erwartungen an Trost, Hoffnung und Gewissheit selten so groß gewesen wie in diesen Wochen. Wie lange wird diese Situation noch dauern, wann kommen die nächsten Lockerungen?"

 

Meister würdigte, dass Tobias Bilz in dieser Situation zugewandt und frisch Präsenz gezeigt habe, auch mit regelmäßigen Andachten im Netz. Daran sei erkennbar, mit welchen Gaben er in diesen Dienst gehe. Nahbar habe Tobias Bilz seine Frömmigkeit und seine Lust an der seelsorgerlich-geistlichen Form gezeigt. Seine Freude am Evangelium schwinge in einer großen Weite: „Eigene Stationen und persönliche Glaubensentwicklungen geben Ihnen einen weiten Blick, auf die unterschiedlichen Weisen zu schauen, in denen christlicher Glaube in einer lutherischen Landeskirche gelebt werden kann." Meister sagte zu den Aufgaben eines Landesbischofs: "Die große Vielfalt in den Landeskirchen kann kein Bischof bändigen, es ist auch nicht seine Aufgabe. Doch Sie werden als geistlicher Anreger, als beständiger Gewährsmann diese Freiheit, jene Glaubensvielfalt garantieren. Diejenigen, die aus ihrem Glauben ein Gesetz machen und es – manchmal ohne Rücksicht auf die Schwachen – anwenden, verwirken diesen Freiheitsgedanken."

Im Blick auf die langjährige Tätigkeit von Landesbischof Bilz als sächsischer Landesjugendpfarrer sagt Meister: "Wer die Wege junger, glaubender Menschen in einer weitgehend säkularen Gesellschaft über Jahre kennengelernt hat, der weiß viel darüber, wie wenig manche kirchlichen Altherrengewohnheiten heute noch überzeugen. Das Haus, in dem ein Bischof Verantwortung übernimmt, ist ein religiöses Haus, und es ist ein Haus, in dem der Glaube seine Formen findet. Auch neue Formen, ungewöhnliche, vielleicht sogar anstößige. In diesem religiösen Haus geht es nicht um social distancing, Kontaktsperren und Abstand. Unfug! Dieses Haus ist kein Hygieneinstitut, sondern der Ort der Heilsverheißung. Und hier wurde die unendliche Entfernung zwischen Gott und Mensch zerbrochen, in Jesus Christus. Gott berührte diese Welt in einer nie gekannten geistlichen Intimität. (…) Aus dieser Zuneigung entspringt unsere Freiheit. Die Freiheit, angstfrei auf die Zukunft des Evangeliums zu schauen und sich nicht in Sorge über die Kirche tagaus, tagein zu grämen."

Einführungsansprache von Landesbischof Ralf Meister (VELKD)

Segen und Übergabe des Amtskreuzes

Nach der Ansprache des Leitenden Bischofs zur Einführung und dem Einführungsgebet erteilten Superintendent Martin Henker (Leipzig) und Professor Johannes Berthold (Moritzburg) dem neuen Landesbischof Tobias Bilz den Segen für sein Amt. Den Segen für das Amt zu erhalten, so hatte Tobias Bilz im Vorfeld mehrfach betont, habe für ihn eine große Bedeutung. Nach dem Segen übergab der Bischof das Amtskreuz an den neuen Landesbischof.

Predigt von Landesbischof Tobias Bilz

In seiner Predigt zu einem Wort des Propheten Jesaja ruft Landesbischof Tobias Bilz die Situation des Volkes Israel damals in Erinnerung – Entführung, Verwüstung, Fremdherrschaft, Depression. Und dann benennt er stichwortartig, was uns heute bedrückt und ängstigt – neben der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen gebe es auch andere weltweite Nöte. So führe die aktuelle Trockenheit uns auch die Dramatik des Klimawandels vor Augen. Und auch innerhalb der Kirche gebe es Ängste vor dem Kleinerwerden der Kirche und Trauer darüber, dass Menschen unserer Kirche den Rücken kehren. In dieser Situation sei das Wort des Propheten Jesaja eine Ermutigung. Drei Aufforderungen verbänden sich für ihn mit diesem Wort, so Landesbischof Bilz:

Hebt eure Augen in die Höhe und seht!

"Wir werden aufgefordert, unsere Haltung zu überprüfen. Ja, es geht um Körperspannung! Hebt den Kopf, richtet euch auf. In euch selbst verkrümmt könnt ihr nicht weitergehen. Werdet wieder aufrechte Menschen." Statt die negativen Umstände zu beklagen, solle man den Blick nach Gott suchend erheben. Statt der Anbetung des Selbsterschaffenen gehe es um Dankbarkeit: "Inmitten all dessen, was uns anvertraut ist, heben wir den Kopf, um nach dem Ausschau zu halten, der alles geschaffen hat."

Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden… die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft!

Jesaja ermutige, in der Müdigkeit und in der Niederlage auf Gott zu harren. Harren könne warten, aber auch hoffen bedeuten. Auf Gott harren bedeute: "Hoffnungsvoll warten, bis Gott eine neue Perspektive schenkt!" Gerade in der Überforderung durch Dauerdruck, wie viele sie empfänden, sei dies eine Aufforderung, sich zu besinnen und eine neue Balance zwischen eigenem Tun und Gottes Wirken zu finden: "Ich wünsche allen, die in unseren Tagen eine besondere Verantwortung spüren und permanent über ihre Kräfte leben, dass sie einen Weg finden, um Kraft zu schöpfen." Landesbischof Bilz ermutigt auch diejenigen, die in ihrem Einsatz für unsere Landeskirche müde geworden sind: "Lasst uns neu die Balance finden zwischen unserem Tun und Gottes Wirken!"

…dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Der Prophet ermutige uns, den Himmel vor Augen zu haben und „heiter und schwungvoll“ zu leben – inmitten all der Herausforderungen, die uns zugemutet werden.  Beschwingt leben könnten nur Menschen, die ein lohnenswertes Ziel vor Augen haben. Landesbischof Bilz sagt mit Bezug zu seiner zu Beginn erwähnten Gleitsichtbrille: "Ich beobachte unter denen, die nach Gott Ausschau halten und sich von Hoffnung leiten lassen, zwei verschiedene Charaktere: Die Einen möchten am liebsten diese Welt mit ihrer Schwere weit hinter sich lassen und zu Gott aufsteigen. Die Anderen wollen die Gegenwart Gottes unter die Menschen in die Welt hineintragen. Vielleicht seid ihr die, die durch den Fernbereich der Brille des Glaubens schauen." Er ermutigt die "Flieger", ihre Flügel weit auszuspannen, um aufzusteigen. "Sucht die Nähe Gottes und lasst euch dabei vom Geist Gottes tragen." Den "Läufern" aber gelte die gleiche Verheißung: "Tragt das Reich Gottes auf die Straßen dieser Welt. Sorgt euch um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Schweigt nicht, wenn die Schwachen keine Stimme haben. Schärft uns den Blick für den Nahbereich, für das, was jetzt vor unseren Füßen liegt."

Zum Schluss seiner Predigt wirbt er für die Einheit und Vielfalt im Glauben: "Gemeinsam aber erfüllen wir das, was uns Jesus Christus geboten hat: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere dazugegeben! Gemeinsam werden wir verwirklichen, was es heißt aus der Kraft Gottes zu leben. In einer Kirche, die vielfältig ist und immer wieder um ihren Weg ringt, lohnt sich dabei eine Gleitsicht im Glauben."

Predigt von Landesbischof Tobias Bilz (PDF)

Musik im Gottesdienst mit Domkantor, Solisten und Sänger Samuel Rösch

Die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes und die Begleitung der Gemeindelieder übernahmen Domkantor Thorsten Göbel (Orgel), Maria Döhler (Trompete) und Claudia Forberger (Sopran).  Die Predigt wird umrahmt von Samuel Rösch und dem Gitarristen Samuel Tiede. Der ehemaliger Student der Evangelischen Hochschule Moritzburg und "Voice of Germany“-Gewinner 2018 ist ein enger Begleiter der Evangelischen Jugend in Sachsen. 

Impressionen des Tages

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