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Die Tuba - Instrument des Jahres 2024

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Vorfreude auf den Deutschen Evangelischen Posaunentag

Wenn der sächsische Posaunenwart Jörg-Michael Schlegel mit seinen drei KollegInnen im Bläserquartett der Sächsischen Posaunenmission unterwegs ist, dann fällt im Konzert neben den beiden Trompeten und der Posaune das messingblechglänzende Bassinstrument ins Auge. Der Ton über die Ventile gebändigt, sucht er sich den Weg über das Gewirr von Rohren zum großen Schalltrichter. Kontrolliert und mit Spannung hineingeblasen, ist die Stimme der Tuba sofort präsent. Der Klang füllt nicht nur den Raum, sondern einen weiten Tonumfang mit dem Anspruch, gleichsam für ein stimmliches Fundament als auch für einen filigranen Überbau zu stehen. Ein Instrument mit ausgeprägtem Charakter, aber auch anschlussfähig.

Denn selbst in der kleineren Besetzung fügt sich das Instrument durch den studierten Tubisten klanglich in das Ensemble. Im größeren Rahmen wie bei Posaunenfesten und anspruchsvollen Konzerten, die der Posaunenwart mit seinen Kollegen von Zeit zu Zeit organisiert, tritt das stattliche Instrument zurück und verschmilzt im blinkenden Blech von zahllosen Bläserinnen und Bläsern. Unter den gut 400 sächsischen Posaunenchören ist es nicht selbstverständlich, einen oder vielleicht zwei Tubisten zu finden. Naheliegender scheint es zu sein, die Bläserkarriere mit Trompete, Tenorhorn oder Posaune zu beginnen und dabei zu bleiben. Weniger putzen, weniger tragen und sich mit dem sanften Riesen einzufügen, könnten neben dem Anschaffungspreis Hürden sein.

Nun ist die Tuba nach Horn, Posaune und Trompete das vierte Blasinstrument, das mit dem Titel ‚Instrument des Jahres‘ dennoch die Blicke und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es ist naheliegend, Vertreterinnen und Vertreter dieser besonderen Profession vorzustellen. Virtuosen berichten leidenschaftlich vom Leben und Wirken mit diesem Instrument in unterschiedlichen Bezügen von Brassbands bis zu klassischen Orchestern. In den Hintergrund tritt dabei die große Gemeinschaft der ehrenamtlichen Bläser in den Posaunenchören der Kirchgemeinden. In Sachsen bilden sie aber die größte instrumentale Laienmusikvereinigung. Unter ihr erfasste die Posaunenmission nach Rücklauf von gut 70 Chören in evangelischen Gemeinden über 100 Tuben. Selbst mit dieser Zahl dürfte es alle Blasorchester und -kapellen übertreffen.

Derzeit bereiten sich viele Teams unter den 6.000 Bläsern in den gut 400 sächsischen Chören für die Teilnahme am großen Deutschen Evangelischen Posaunentag vom 3. bis 5. Mai in Hamburg vor. Unter ihnen haben 1.300 Teilnehmende aus 150 Posaunenchören ihr Kommen zugesagt. Nach den eindrücklichen und weltweit einmaligen Posaunenchortreffen in Leipzig 2008 und Dresden 2016 soll es nun elbeabwärts in die Hansestadt gehen. „mittenmang“, so das Motto, werden zum Klangerlebnis aus Sachsen auch zahlreiche Tubisten und Tubistinnen für das notwendige Fundament sorgen, das sicher unter die Haut gehen wird. Übrigens fällt der internationale ‚Tag der Tuba‘ immer am ersten Freitag im Mai in diese Zeit, wo es ein Konzert mit 1.000 Tubisten geben soll.

Zudem gibt es speziell zum Jahr der Tuba für Tuba-, Bariton- und Euphoniumbläser aus den Posaunenchören im August ein zusätzliches Workshop-Angebot in der Landesmusikakademie Colditz. Zum Abschluss dieses Workshops musizieren alle Teilnehmer und Dozenten beim Stadtfest auf dem Theaterplatz in Dresden.

Programm-Tipp

27. April um 18:00 Uhr - Konzert für zwei Tuben und Orgel in der "Sonnabendmusik am See", Martin-Luther-Kirche in Markkleeberg.
Es musizieren Jörg-Michael Schlegel mit seinem Schüler Jakob Landgraf aus Pegau und der Organist Bernhard Vit aus Leipzig.


Interview mit Landesposaunenwart Jörg-Michael Schlegel

Gegenüber der Online-Redaktion äußert sich Landesposaunenwart Jörg-Michael Schlegel (Bereich Leipzig – Chemnitz) auf Nachfragen zum Instrument des Jahres 2024:

Herr Schlegel, die Tuba wurde zum Instrument des Jahres 2024 ernannt. Soll es die Rettung einer aussterbenden Art innerhalb der großen Vielfalt von Blasinstrumenten sein?

Nein, da besteht überhaupt keine Sorge. Mit dem „Instrument des Jahres“ soll einfach die Aufmerksamkeit auf einzelne Instrumente gelenkt und Impulse für Musiker, Veranstalter, Pädagogen und Instrumentenbauer gegeben werden.

Was macht für Sie das Besondere an diesem Instrument aus, außer, dass es groß und schwer zu halten ist? Wieviel Puste braucht man dafür?

Gewicht und Unhandlichkeit sind zugegeben ein Schwachpunkt. Dafür spielen die Tubisten aber auch meistens im Sitzen und stellen dabei das Instrument auf den Beinen ab. Eine Bassposaune zu halten, ist erheblich anstrengender.
Und was die „Puste“ angeht, so ist es eine Frage der Technik. Bei allen Blasinstrumenten und natürlich bei Sängern ist die Atmung sozusagen Teil des Instruments. Ich denke, dass jeder genug Luft hat, um Tuba zu lernen.
Der Reiz des Instrumentes liegt für mich vor allem im klanglichen Spektrum und in dem sehr großen Tonumfang. Außerdem kann man mit der Tuba immer noch die Zuhörer überraschen, was mit einer Geige schon sehr viel schwerer ist.

Freut Sie die Aufmerksamkeit für die Tuba als Liebhaber gerade dieses Blasinstruments? Trompete, Flügelhorn, Tenorhorn und Posaune sind häufiger in den Bläserchören der Kirchgemeinden anzutreffen.

Ja, die Aufmerksamkeit tut gut. Die Tuba ist ein häufig unterschätztes Instrument und es gibt erstaunlich viel Halbwissen, dabei wird das Instrument demnächst 200 Jahre alt.

Sie kommen gerade von einem Jungbläserlehrgang, der von der Sächsischen Posaunenmission auf Schloss Colditz angeboten wurde. Gab es dort auch Nachwuchs an jungen Tubisten?

Zwei Elfjährige waren mit ihrer Tuba dabei. Ein Junge mit einer Basstuba und ein anderer mit einer kleinen Kontrabasstuba. Und ein Mädchen hat das Ziel „Tuba“ vor Augen, lernt aber zunächst auf dem Bariton.

Wie kann das Interesse für ein solches Instrument bei Jungbläsern geweckt werden und wie kommt man an ein solches Instrument? Muss es gekauft werden?

Viele Kinder zeigen bei der Frage, welches Blechblasinstrument sie lernen möchten, sofort auf die Tuba. Da scheint es eine gewisse Faszination zu geben. Aber man muss sich überlegen, wie und wo man das Instrument einsetzen kann. Die Tuba ist nicht das typische Einsteigerinstrument. Das heißt, viele lernen erst Tenorhorn oder Posaune und wechseln später zur Tuba.

In unseren Posaunenchören sind die Tuben häufig Eigentum der Gemeinde. Man kann sie also ausleihen und erstmal in Ruhe probieren. Die Posaunenmission bietet außerdem für die Jungbläserausbildung spezielle Kinderinstrumente zur Miete an.
Die Anschaffung einer Tuba ist schon eine sehr große Investition.

Freuen Sie sich schon auf den Deutschen Evangelischen Posaunentag vom 3.-5. Mai in Hamburg „mittenmang“ zwischen anderen Tubisten spielen zu können?

Natürlich werden wir in Hamburg im „Jahr der Tuba“ und dazu noch am „Tag der Tuba“ (immer der erste Freitag im Mai) das Thema aufgreifen. Ich schätze, das knapp 1.000 Tubistinnen und Tubisten in Hamburg dabei sein werden. Ich selber werde dort in kleinerer Besetzung und solistisch zu hören sein.

Gibt es in Sachsen in diesem Jahr besondere Angebote und Veranstaltungen rund um das Instrument und den Umgang damit?

Der Sächsische Musikrat hat eine Arbeitsgruppe einberufen, die ein Jahresprogramm zum Themenjahr vorbereitet hat. Dazu gehören Konzerte, Weiterbildungen und auch ein pädagogischer Fachtag.


»Es geht in die Tiefe«

Der Sächsische Musikrat hat auf einer seiner Projektseiten dem Instrument des Jahres 2024 breite Aufmerksamkeit geschenkt. Von „Ilse“, der weltweit einzigen spielbaren Riesentuba aus Sachsen im Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen, über Geschichte, Funktion und Spielbarkeit, bis hin zu einigen Porträts von professionellen Tuba-Bläserinnen und -bläsern geht es in die Tiefen der Tuba. Um dies auch klanglich nachzuvollziehen, sind besondere, auf das Instrument bezogene Veranstaltungen in diesem Jahr aufgeführt. 

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