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100 Jahre Verkündigung im Radio


30. September 2024

„Beiläufig ein ernstes Wort hören“

LEIPZIG - Mit einem ökumenischen Gottesdienst und anschließendem Festakt in der Universitätskirche St. Pauli in Leipzig wurde am Sonntag, den 29. September 2024, das Jubiläum „100 Jahre Kirche im Radio“ gewürdigt.

Im Jahr 1923/24 nahmen die ersten Sendeanstalten ihren Betrieb auf, darunter die Mitteldeutsche Rundfunk AG – Gesellschaft für drahtlose Unterhaltung und Belehrung Leipzig (MIRAG). Seither sprechen Christinnen und Christen im Radio von ihrem Glauben: Zuerst in der Weimarer Republik, dann bis zu ihrem Verbot in der NS-Zeit, später in der Bundesrepublik und der DDR und heute wieder im vereinten Deutschland.

Alexander Deeg, Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig, bezog sich in seiner Predigt zu 1. Mose 22, 21 ff auf den Michaelistag: Engel würden das Leben unterbrechen, stellten sich in den Weg. Auch mediale Verkündigung irritiere, sie sei das Salz in der Suppe der Welt.

Bei einem anschließenden Festakt sprachen Prof. Roger Gläser, Prorektor der Universität Leipzig und Ralf Ludwig, Intendant des MDR. Ludwig deutete an, dass es für die Produktion kirchlicher Verkündigungssendungen gut ausgestattete Sendeanstalten brauche.

Landesbischof Tobias Bilz bezog sich in seinem Grußwort im Zusammenhang mit den täglichen Worten zum Tag im Radio auf den Theologen Fulbert Steffensky: „Ich schätze es, ein ernstes Wort beiläufig zu hören.“ Bilz: „Da bekommt der Monatsspruch für den vor uns liegenden Oktober eine spezifische Aktualität: ‚Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind. Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Güte ist groß.‘ (Kl 3,22f)“ Alle Morgen neu sei Gottes Barmherzigkeit. Auch deshalb bleibe es wichtig, dass genau daran alle Morgen erinnert zu werden – eben auch im Radio.

Der Intendant des Deutschlandfunks Stefan Raue beschrieb in seinem Festvortrag den Legitimationsdruck, der auf den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten wie auch auf den Kirchen laste. Die Gottesdienstübertragungen hätten eine besondere Würde, ermöglichten Teilhabe am religiösen Leben. Kritik gäbe es jedoch am „Wort zum Tag“, wenn es politisch aufgeladen wäre, oder grundsätzlich, weil die Kirchen als gesellschaftliche Organisation mit einer solchen Sendezeit privilegiert seien.

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz bedankte sich in einer Videobotschaft bei allen, die Verkündigungssendungen ermöglichen. Die Germanistin Anna-Maria Balbach, die konfessionssprachliche Unterschiede anhand von 20.000 Radiopredigten untersucht hat, ermutigte Autorinnen und Autoren des Wortes zum Tag zu einer positiven Sprache, die positive Bilder und gute Gefühle entstehen lässt: „Verbreiten Sie die frohe Botschaft mit frohen Worten!“

Neben den Drittsendezeiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sorgen die beiden Kirchenredakteurinnen Friederike Ursprung und Maxi Konang auch im privaten sächsischen Rundfunk für zeitgemäße Verkündigung und Kirchenberichterstattung.

MDR-Intendant Ralf Ludwig (l.) und Landesbischof Tobias Bilz

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