Sächsische Regionen und ihre Kirchen
Typisch sächsisch? Jede Region in Sachsen hat ihre Schönheiten und besonderen Traditionen, die zum Teil weltweit bekannt sind. Dabei werden die Regionen auch von ihren Kirchen geprägt, die ein Bild der lokalen Frömmigkeit vermitteln.
Oberlausitz
Tradition der Sorben
In Kirchgemeinden der Oberlausitz sind evangelische Sorben beheimatet. Diese slawische Volksgruppe spricht eine eigene Sprache und pflegt noch heute die Bräuche ihrer Tradition. Die ursprüngliche Stammesfeste der Sorben wurde im 10. Jahrhundert erobert und 1002 als „Civitas Budusin“ das erste Mal urkundlich erwähnt.
Nach 1.000 Jahren ist Bautzen immer noch Hauptstadt der Sorben und ihr politischer und kultureller Mittelpunkt.
Herrnhut: Losungen und Adventssterne
Das Losungsheft und der Adventsstern machten den kleinen Ort Herrnhut in der Nähe von Zittau weit über Sachsen hinaus bekannt.
Am 3. Mai 1728 wurde in Herrnhut zum ersten Mal eine „Losung“ für den nächsten Tag in die 32 Häuser des Ortes getragen.
Der Herrnhuter Stern (25 Zacken) entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer Bildungsanstalt der Brüder-Unität. Jährlich werden in Handarbeit über 240.000 Original Herrnhuter Sterne in verschiedenen Papier- und Kunststoffausführungen.
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Sächsische Schweiz
Die Sächsische Schweiz ist ein beliebtes Urlaubsziel für Naturliebhaber, Wanderer, Kletterfreunde, Radwanderer und kulturinteressierte Touristen. Die malerische Landschaft mit den imposanten Sandsteinfelsen, Schlüchten und Klettersteigen ist über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt. Auch einige Kirchen gehören dazu. Dazu gehört die St. Marienkirche in Pirna, die Stadtkirche in Hohnstein oder die Lohmener Kirche. Radtouristen können an der Radwegekirche in Wehlen Rast machen. Jedes Jahr im Sommer bieten die Kirchgemeinden der Sächsischen Schweiz für Einheimische und Touristen Konzerte und Führungen an. In der Sächsischen Schweiz leben ca. 23.000 evangelische Christen.
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Sächsisches Elbland
Das Elbtal und die Region um Radebeul und Meißen herum sind bekannt für ihre Weinhänge inmitten der wunderschönen Flusslandschaft. Es ist das nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands. In Meißen findet man einen der ältesten kirchlichen Orte in Sachsen. Der Dom zu Meißen und der Klosterhof St. Afra bewahren eine jahrhundertealte Kirchengeschichte, die noch heute von Besuchern zu erleben ist. Der Meißner Dom ist Predigtstätte des Landesbischofs und der Klosterhof St. Afra beherbergt die Evangelische Akademie und andere Einrichtungen der Landeskirche.
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Erzgebirge
Historische Prägung
Die ersten Kirchgemeinden gründeten sich schon im 12. Jahrhundert kurz nach der Besiedlung des Erzgebirges, das durch seine Erz- und Silbervorkommen große Bedeutung erlangte.
Zwickau als Ort der Reformation
Seit dem 16. Jahrhundert ist Sachsen durch die von Martin Luther erneuerte Kirche geprägt. Nach Wittenberg war Zwickau die zweite Stadt, in der die Reformation eingeführt wurde. Am 30. April 1522 predigte Dr. Martin Luther im Dom und einen Tag darauf hielt er eine Predigt vom Balkon des Rathauses vor 14.000 Menschen, die aus dem Gebirge nach Zwickau kamen.
Gelebte Frömmigkeit und Brauchtum
Viele Gemeinden im Erzgebirge sind durch die Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert geprägt. Bis heute bereichern sie mit ihrer besonderen Frömmigkeit und dem regionalen Brauchtum die Landeskirche.
Weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt ist ihr Kunsthandwerk. Vor allem die erzgebirgische Holzkunst aus Seiffen - Pyramiden, Nussknacker, Schwibbögen, Räuchermännchen und Engelfiguren - schmückt die Advents- und Weihnachtszeit und gibt der Stube einen besonderen Glanz.
Zur Adventszeit ist die große Bergparade in der Altstadt von Annaberg-Buchholz ein Ereignis. Über 1.300 Trachtenträger und Bergmusiker aus allen deutschen Bergbaugebieten und aus dem Ausland präsentieren bergmännisches Brauchtum in seiner schönsten Form.
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Sächsisches Burgen- und Heideland
Der ländliche Raum im Burgen- und Heideland ist bestimmt von kleinen Ortsgemeinden mit einer großen Tradition. Die Heuersdorfer Emmauskirche musste 2007 dem Tagebau weichen und wurde als Kirche auf Rädern in das 12 km entfernte Borna „gefahren“. Symbolisch steht dieses Ereignis für die Umbrüche der Gemeinden und für die Suche nach neuen Wegen.
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Vogtland
Im Vogtland begegnet eine große kulturelle Vielfalt: Die Kurbäder Bad Brambach und Bad Elster prägen das obere Elstertal, der Musikwinkel um Markneukirchen blickt auf eine reiche Tradition des Instrumentenbaus. In Oelsnitz grüßen die zwei Türme der Jakobikirche, die über lange Zeit Sitz des Oelsnitzer Superintendenten war.
In Plauen zeichnen die Kirchen die Stadtgeschichte nach: Die St. Johanniskirche gilt als älteste Kirche, deren Grundsteinlegung im Jahr 1122 mit der Stadtgründung zusammenfällt. Die Lutherkirche wurde zum 400. Reformationsjubiläum als Gottesackerkirche abgelöst und befindet sich heute im Lutherpark gegenüber dem Rathaus, während die Kirchen der Markus-Paulus-Gemeinde an die Zeit der aufstrebenden Industrialisierung des städtischen Wachstums erinnern.
Im während der DDR-Zeit gewachsenen Neubauviertel grüßt die Michaeliskirche, die Anfang der 90er Jahre gebaut die segnenden Hände Gottes symbolisiert.
In Reichenbach findet sich neben den evangelischen Kirchen unter anderem das Neuberin-Haus.
Sehenswert sind auch die Schätze im ländlichen Bereich des Vogtlandes, die eingebettet in die gesunde Natur auf Entdeckung warten: Der vorreformatorische Altar in der Kirche Kürbitz, die Darstellung mit dem Drachentöter aus der Cranachwerkstadt in der Kirche Jössnitz oder der aus den 1680er Jahren erhaltener Beichtstuhl in der Kapelle in Raun, die mit dem gesamten Dorf unter Denkmalschutz steht.
Die lutherische Reformation setzte sich im Vogtland früh durch, die Superintendentur Plauen gilt mit dem Gründungsdatum 1529 als die Älteste in Sachsen. Dazu trugen sowohl die Zugehörigkeit zum ernestinisch-sächsichen Kurfürstentum als auch die aufgeschlossene Haltung der bedeutenden Deutschordenkomturei in Plauen bei.
Die Schätze der Kirchen und Glaubenszeugnisse sowie das an Frömmigkeiten und Traditionen vielfältige Gemeindeleben sind tief verwurzelt und zeichnen bis heute ein buntes Bild.
Symbolisch stehen die großen vogtländischen Brücken, die Göltzschtal- und die Elstertalbrücke, sowie die Bürgerbrücke für die Einbindung des Vogtlandes über dessen Grenzen hinaus.
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Chemnitz
Chemnitz ist eine Industriestadt am Rand des Erzgebirges. Die meisten Chemnitzer Gotteshäuser stammen aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, als die Bevölkerungszahl der Stadt dank der Industrialisierung rasant anstieg. Doch schon viel früher sind in der Nähe des Flüsschens mit dem sorbischen Namen „Chemnitz“ (deutsche Bedeutung: „Steinbach“) Sakralbauten entstanden.
So wurde im Jahr 1136 ein Benediktinerkloster gegründet, an dessen Ort auf dem Berg über der Stadt heute die Schloßkirche steht. Besonders eindrücklich in ihr: eine über vier Meter hohe Geißelsäule aus dem Jahr 1515, wahrscheinlich von Hans Witten geschnitzt.
Im Stadtzentrum lohnt sich der Besuch der Stadtkirche St. Jakobi. Das Gebäude, das auf einen romanischen Vorgängerbau zurückgeht, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und erst im Jahr 2009 wieder vollständig aufgebaut. Im Inneren ist es durch nach oben strebende Gotik geprägt. Ein Maßwerkfries im Chorraum wirkt wie ein bunter Wandbehang aus Stein.
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Dresden
Die sächsische Landeshauptstadt Dresden liegt an der Elbe und ist berühmt für ihre barocke Innenstadt-Silhouette. Dazu tragen auch Kirchtürme bei: der Turm der Dresdner Kreuzkirche und, seit ihrem Wiederaufbau 2005, auch die unverwechselbare Kuppel der Dresdner Frauenkirche.
In allen Dresdner Kirchen scheint Geschichte in Stein geschrieben. Nach uralten Dorfkirchen in Wilschdorf, Leubnitz-Neuostra, Kaditz oder der Annenkirche als ersten evangelischen Kirchenneubau Dresdens hat vor allem das letzte Jahrhundert sehenswerte Akzente geschaffen. Die Christuskirche Dresden-Strehlen gilt mit ihren zwei 66 Meter hohen Türmen als erste moderne Kirche Deutschlands nach Überwindung des Historismus. Wie ein Zelt sieht das Gemeindezentrum in Dresden-Prohlis aus. Es entsteht Anfang der achtziger Jahre als erste Kirche für ein DDR-Neubaugebiet.
Mit der Loschwitzer Kirche und der Weinbergskirche in Pillnitz haben Engagierte bereits vor der Frauenkirche Zeugnisse hiesiger Kirchen- und Kulturgeschichte wieder aufgebaut. Zwischen beiden Gotteshäusern liegt Dresdens Schifferkirche „Maria am Wasser“. Nach den Elbe-Hochwassern 2002 und 2013 erstrahlte sie wieder für die vielen Verliebten, die hier einander ihr Ja sagen vor Gott und den Menschen.
Zum weltweiten Netzwerk der Nagelkreuzgemeinschaft gehören in Dresden mit Frauenkirche, Kreuzkirche, Diakonissenanstalt und Hosterwitzer Kirche gleich vier Orte. So unterschiedlich sie sind, so eint sie das Ziel, in ihrer täglichen Arbeit Wunden der Geschichte zu heilen und eine Kultur des Friedens zu schaffen.
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Leipzig
Leipzig ist eine sich rasant entwickelnde Großstadt, die als Universitäts- und Messestadt einen weltoffenen und liberalen Lebensstil verkörpert. Die Leipziger Kirchen verbinden das Gestern und Heute. Sie zeugen von der bewegten architektonischen, historischen und kulturellen Vergangenheit der Stadt und einer etwa 1000-jährigen christlichen Siedlungs- und Kulturgeschichte. Und sie sind bis heute Räume für Menschen, die Spiritualität suchen, Gebet und Stille, Musik, Gespräche oder Bildung.
Untrennbar mit der Musikstadt Leipzig verbunden sind Johann Sebastian Bach und der Thomanerchor. Sie machen die Thomaskirche im Zentrum der Stadt zu einem Anziehungspunkt für Musikliebhaber und Bachverehrer aus aller Welt. Regelmäßig freitags 18 Uhr und sonnabends 15 Uhr finden Motetten des Thomanerchores statt.
Die Stadt- und Pfarrkirche St. Nikolai war im Herbst 1989 ein entscheidender Ausgangspunkt für die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR. Die Nikolaikirche ist mit 1700 Sitzplätzen die größte Kirche Leipzigs. Ihre Ladegast-Orgel gilt als die größte Orgel Sachsens. Seit September 1982 sind die montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche Tradition.
Zu den bedeutendsten Sakralbauten des 19. Jahrhunderts in Deutschland gehört die im Stile französischer Kathedralgotik erbaute Peterskirche im südlichen Zentrum Leipzigs. Mit ihrem 88 m hohen Kirchturm ist die Kirche eine städtebauliche Dominante. Jeden Donnerstag 12 Uhr wird zu „Orgel-Punkt-Zwölf“ in die Kirche eingeladen.
Durch die Jahrhunderte hindurch wurden im Leipziger Raum Kirchen in sehr unterschiedlicher Weise gebaut und gestaltet. So ist eine kleine romanische Feldsteinkirche in unmittelbarer Nähe zum neoromanischen und neogotischen Kirchenbau aus dem 19. Jahrhundert oder zu einer barock ausgestatteten Kirche zu finden.
Mit etwa 70.000 Mitgliedern in 44 Gemeinden und 79 Kirchen und 22 Friedhofskapellen ist der Leipziger Kirchenbezirk einer der größten in der Sächsischen Landeskirche. In den Kirchgemeinden sind die Menschen erlebbar, die Kirche in Leipzig ausmachen. Mit verschiedensten Projekten und Kooperationen leisten sie in ihrem Stadtteil vor Ort einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwesen.
Mit Angeboten für alle Generationen und Lebenslagen – Kinder, Jugend, Senioren, Bildung, Beratung und Betreuung – sind Leipziger Kirchgemeinden ein lebendiger und unverzichtbarer Bestandteil der Stadtgesellschaft.