Die Bibel

Martin Luthers Bibelübersetzung

Die Bibel in der Übersetzung von Martin Luther ist der maßgebliche Bibeltext der evangelisch-lutherischen Kirche. Luthers Übersetzung war ein wesentlicher Träger der Reformation, weil sie die Bibel dem Volk in einer kraftvollen, bildhaften und allgemeinverständlichen deutschen Sprache zugänglich machte.

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Das meistübersetzte Buch der Welt

In 563 Sprachen, so verzeichnet es die Deutsche Bibelgesellschaft, wurde die Bibel übersetzt. Sie gilt damit nicht nur als das am weitesten verbreitete, sondern auch das am meisten übersetzte Buch der Welt. Dahinter steht das Bemühen der Christen weltweit, der biblischen Botschaft in der eigenen Sprache näher zu kommen und sie besser zu verstehen. Jede Übersetzung ist aber auch eine Interpretation und genauso wenig allgemeingültig wie das Verständnis der Bibel an sich.

Die Ursprachen des Alten Testaments sind Hebräisch und Aramäisch, das Neue Testament ist in griechischer Sprache abgefasst.

Zu Luthers Zeiten war die Kirchensprache Latein, der offizielle Bibeltext war die sogenannte Vulgata. Sie war im 4. Jahrhundert durch den Theologen Hieronymus erarbeitet worden. Ab dem frühen 9. Jahrhundert entstanden rund 70 (Teil-)Übersetzungen ins Deutsche, die meist auf der Vulgata basierten und diese Wort-für-Wort übersetzten.


Eine deutsche Bibel für das Volk

Luthers Vision war größer: Das Volk sollte eine Bibel in lebendigem Deutsch erhalten. In seinem Zwangsexil auf der Wartburg – er war wegen seiner Forderungen exkommuniziert und musste um sein Leben fürchten – übersetzte Luther in elf Wochen das Neue Testament. Bis 1534 folgte das Alte Testament. 

Luther verwendete eine farbige Sprache, passte Sprachbilder dem deutschen Kulturhorizont an und erleichterte durch theologische Zusätze das Verständnis. Die Sprache der Lutherbibel prägte das Frühneuhochdeutsch und wurde damit über die Dialektgrenzen hinaus verstanden.

Mithilfe des Buchdrucks verbreitete sich die Übersetzung schnell. 1533 besaß jeder 70. Deutsche und jeder zehnte deutsche Haushalt ein von Luther übersetztes Neues Testament.

1545 entstand nach mehreren Überarbeitungen zusammen mit anderen Theologen wie Philipp Melanchthon eine „Ausgabe Letzter Hand“.


Revisionen der Lutherbibel 1984 und 2017

1863 beschloss die Eisenacher Kirchenkonferenz (ein Zusammenschluss evangelischer Kirchen in Deutschland), eine Revision der Lutherbibel durchzuführen. Der wesentliche Grund war die Frage, wie weit die Sprache Luthers noch der heutigen Sprache des Volkes entspreche.

1892 und 1912 wurden Revisionsfassungen vorgestellt. Doch erst 1984 verabschiedete der Bund evangelischer Kirchen in Deutschland eine revidierte Lutherbibel, die als Kompromiss zwischen Luthers Diktion und einer Anpassung an den aktuellen Sprachgebrauch akzeptiert wurde.

2010 gab die Evangelische Kirche in Deutschland eine „Durchsicht“ des Textes in Auftrag. 70 Theologinnen und Theologen sollten den Text nach dem neuesten Stand der Forschung überprüfen. Da man während der Arbeit erkannte, dass die angestrebten Richtlinien größere Änderungen verlangten, widmete man das Projekt zur erneuten „Revision“ um.

Zum Reformationsjubiläum erschien die Lutherbibel 2017. Neben Korrekturen und Ersetzungen miss- oder unverständlicher Begriffe hatte die Kommission vielfach den originalen Luthertext wieder eingesetzt, der in früheren Bearbeitungen verändert worden war. Die „Sprachgewalt“ der Lutherbibel, so die Kommission, solle erhalten bleiben.

Diese Fassung ist ab 2017 der zum Gebrauch empfohlene Bibeltext der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hat die „Lutherbibel 2017“ für ihre Gottesdienste und Veranstaltungen in Gebrauch genommen.

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