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Auf dem Elbekirchentag »WassERleben«
25. August 2024
Kirchentagsfeeling traf sächsische Gastfreundschaft
PIRNA – Mit einem Abschlussgottesdienst am Sonntag (25. August) endete in Pirna der dreitägige Elbekirchentag in Pirna vor der Bühne direkt am Elbestrom. Musikalisch begleiteten Posaunenchöre der Region sowie Chöre des Kirchenbezirks Pirna und die Band „Klanggesellschaft“ den Festgottesdienst, den Superintendentin Brigitte Lammert liturgisch leitete. Sie begrüßte die zahlreichen Besucher und bedankte sich für die große Mithilfe, Begleitung und Teilnahme am Elbekirchentag. Die Elbe sei Ausdruck für die Gemeinschaft der Kirchgemeinden im Kirchenbezirk, denn die Bäche und Flüsse, an denen die Kirchen liegen, vereinigten sich letztlich in der Elbe, vereint mit dem dreieinigen Gott.
In seiner Predigt sprach Landesbischof Tobias Bilz die Unzufriedenheit, das Murren des Volkes Israel an, als es müde und durstig durch die Wüstenwanderung Mose anklagte, wo das gelobte Land Kanaan sei (2. Mose 17). Aufbrüche hätten Dynamik, aber dann käme der Langstreckenlauf mit Beschwernis und mancher Enttäuschung. Bilz verglich es mit den Aufbrüchen aus der Friedlichen Revolution.
Er verwies auf eine Gedenktafel an der Hospitalkirche in Pirna, die an christliche Gruppen erinnere, die sich damals dort trafen, um aufzubrechen. Diese Erinnerungen sollten nicht vergessen werden, aber der Durst auf der anhaltenden Strecke bleibe. „Warum sind wir hier so ungehalten?“ Die Sehnsucht nach dem Gulasch [Fleischtöpfen] Ägyptens sei von den Israeliten zum Ausdruck gebracht worden.
„Warum können wir nicht einfach zufrieden sein mit der Demokratie?“, fragte der Landesbischof auf unsere Zeit bezogen. Wir sollten uns nicht aus der Verantwortung in Kirche und Gesellschaft nehmen, mahnte er. So ein Kirchentag wie hier, könnte Ermutigungscharakter haben. „Hütet euch vor der Einsamkeit!“ Wir seien nicht im gelobten Land, aber auch nicht in Ägypten. Die Entmutigung befällt nie alle, aber durchaus den Einzelnen.
Mose sei durch Gott zu einem Felsen gerufen. Er habe den Stein berührt mit seinem Stab und Wasser floss aus dem Stein. Der Stein sei Sinnbild für etwas Festes, anders als Sand, eine Grundlage wie das Wort Gottes für uns. Auch der Stab sei Ausdruck für den Halt, den der Glaube gebe. Landesbischof Bilz brachte für diesen Gottesdienst zum ersten Mal seinen Stecken bzw. Stab aus seinem Arbeitszimmer mit. Der Stab als Stütze sei für ihn Ermutigung im Vertrauen auf Gott, dass man sich an die frühere Hilfe erinnere, was Gott für einen getan habe. „Denn er sei eine Stütze auf dem Weg in unserem Leben“, so Bilz.
Noch vor dem Gottesdienst sprach der Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Conrad Clemens, zu den Besuchern und Teilnehmenden und überbrachte Grüße vom Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Der erst kürzlich mit diesem Amt beauftragte Staatsminister kam von seinem Wohnort in der Oberlausitz nach Pirna und erzählte von seiner Herkunft als Herrnhuter Pfarrerssohn, der jetzt sichtlich stolz darauf war, dass der Ort Herrnhut in Sachsen wie vergleichbare Orte in anderen Ländern dieses Jahr als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Auf das Heute, eine Woche vor der Landtagswahl bezogen, mahnte der CDU-Politiker, „über allem Streit, nicht den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu verlieren“. So sei es wichtig, wohin wir hinwollen.
Programmvielfalt am Sonnabend an verschiedenen Orten
Am Vortag, Sonnabend, wurde bei bestem Sommersonnenwetter am Tor zur Sächsischen Schweiz ein abwechslungsreiches und buntes Programm geboten. Auf der Hauptbühne direkt an der Elbe begann das Programm mit einem Musical zu Psalm 104 von Peter Schindler (Musik) mit Kindern aus Kurrenden der Region, Kantorinnen und Kantoren und Instrumentalisten unter Leitung von KMD Albrecht Päßler (Sebnitz).
Zwischen weiteren musikalischen Beiträgen regionaler Akteure wurden auch ökologische Fragen im Zusammenhang von Flusslandschaften angesprochen, aber auch Beiträge, wie man nachhaltiger und sinnvoller im Einklang mit der Schöpfung leben könne. So naturnah zu feiern ist für jeden Elbekirchentag Verpflichtung, Fragen der Schöpfungsverantwortung anzusprechen und eigene Akzente zu setzen. Ein Theaterstück mit Schülern des Evangelischen Schulzentrums der Stadt hatte Folgen der Klimakrise und die Auswirkungen auf die persönliche Wahrnehmung zum Inhalt.
In einer Bibelarbeit in der Klosterkirche nahm die Historikerin und Synodalpräsidentin Bettina Westfeld die 2. Schöpfungsgeschichte im ersten Mose-Buch zum Anlass, um auch auf den dort angesprochenen Garten Eden, das Paradies, einzugehen. Menschen seien ins Paradies gestellt, stünden heute noch in der Verantwortung, mit der Natur- und Kulturlandschaft als von Gott geschenkte Lebensgrundlage umzugehen. Auf der Open-Air-Bühne wurde am späten Nachmittag in einer Talk-Runde unter dem Titel „Kirche im Fluss“ die gegenwärtige Lage der Kirchen angesprochen. Neben Frau Westfeld diskutierten Martina Breyer vom Katholikenrat und der Theologe und Lyriker Christian Lehnert.
Während die Klosterkirche durchgehend für Gespräche, Bibelarbeiten und spirituelle Impulse offenstand, war in der imposanten Marienkirche vor allem Raum für Kirchenmusik mit Orgel- und Trompetenklang und Mitsingangeboten. Für bewegte Momente sorgte eine getanzte Lateinamerikanische Messe. Am Abend ging es, zumindest musikalisch, in 80 Minuten um die Welt. Bekannte Gesangbuchmelodien stellte Gaston Endmann, Perkussionist und leidenschaftlicher Weltmusiker, mit seiner Band in internationalen Klangbezügen vor. Vor diesem Konzert in St. Marien lud auf der großen Bühne Samuel Rösch im Trio mit Deutsch-Pop mit Tiefgang ein. Nach Sonnenuntergang war noch auf der Bühne musikalischer HipHop von Rapper Chakülan mit eigen kreierten und lebendigen Beats zu erleben.
Auch für das leibliche Wohl wurde an verschiedenen Stellen gesorgt. Bereits am Freitagabend wurde vor der Open-Air-Bühne zum großen Picknick mit mitgebrachtem Essen und »Trojka« aus Dresden mit frischem Mix aus Weltmusik, Polka, Klezmer und Rock eingeladen. Am Sonnabend gab es ein Gemeinde-Kaffeetrinken im sogenannten Gemeinden-Dorf des Festes auf dem Marktplatz. Hier stellten sich die die Kirchgemeinden der Region vor. Bei der Abendbrot-Challenge bereiteten die Jungen Gemeinden das Abendessen vor.
Nach Abschluss des Festgottesdienstes, der bis auf die letzte Sitzmöglichkeit, sehr gut besucht war, ging der Blick im Nachprogramm noch einmal dankbar zurück auf die verschiedensten Themen und Veranstaltungen rund um Kirche, Glaube und Elbe auf dem Kirchentag, aber auch in die Zukunft. So wurde die Einladung für den nächsten Elbekirchentag 2026 nach Otterndorf direkt an der Elbemündung vor Cuxhaven ausgesprochen und das Elbekirchentagskreuz übergeben.