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Bibelhaus öffnet „Wunderkammer“


19. Mai 2024

Erlebnisausstellung für Kinder und Familien eröffnet

DRESDEN – Mit einem ersten Rundgang im Bibelhaus der Sächsischen Haupt-Bibelgesellschaft im Dresdner Stadtteil Blasewitz (Kretschmerstraße 19) konnten sich die Besucherinnen und Besucher in die Welt der Bibel entführen lassen. Eine völlig neu konzipierte Ausstellung präsentiert sich nun wie eine „Wunderkammer“ für Kinder und Familien mit vielen Gegenständen des Alltags, um ausgewählte biblische Geschichten in assoziativer und spielerischer Form neu zu entdecken.

Beim Eröffnungsfest vor dem Pfingstwochenende am Nachmittag des 17. Mai stand die Erleichterung und der Dank für die Unterstützenden und die Gestaltenden im Vordergrund. Oberkirchenrat Dr. Martin Teubner vom Vorstand des Trägervereins nannte einige Spender, stellte das Ehepaar Suschke von der Tischlerei aus Freital vor, die mit dem Regalsystem ein Qualitätsprodukt aufbauten, sowie die künstlerischen Gestalter.

Für ihn sei es ein Wunder, sich fristgerecht an diesem Tag nach der Fertigstellung treffen zu können. Nun sei es ein Raum geworden, in dem die Wunder der Bibel entdeckt und damit Grenzen überschritten werden können. Damit sei eine Kammer geschaffen, die herausfordere die Welt neu zu verstehen. Er stellte das Bibelhaus und die Ausstellung unter Gottes Segen.

Dr. Teubner überreichte dem künstlerischen Ideengeber Klemens Kühn, der in Berlin als Theater-Bühnenbildner tätig ist, als Dank eine Marc Chagall Bibel. Nach Kühns Worten achte er auch in seiner sonstigen Tätigkeit darauf Werte zu vermitteln.
Simona Mielich, Leiterin des Bibelhauses der Sächsischen Haupt-Bibelgesellschaft, hatte in der Zeit der Planung in der Arbeitsgemeinschaft sowie während der Projektumsetzung alle Hände voll zu tun. Sie war Ansprechpartnerin von allen Seiten und tägliche Begleiterin für das Aufbauteams der Ausstellung.

Vor der offiziellen Eröffnung besuchte Gemeindepädagogin Claudia Richter aus der Blasewitzer Gemeinde mit einer Religionsklasse die Ausstellung, die sich gleich von dargestellten Gegenständen angesprochen fühlten, aber dann auch ein Ohr für die Geschichten fanden. Die Gemeindepädagogin erläuterte die großen Holztafeln mit biblischen Geschichten, die in kindgerechter Sprache auch per Kopfhörer nachzuhören seien. Bei der Umsetzung halfen Mitarbeitende das Theologisch-Pädagogische Institut in Moritzburg.

Insgesamt besteht die Ausstellung auf 150 Quadratmetern im Bibelhaus Dresden aus farbigen Regalsystemen mit rund 170 Fächern und farbigen Hintergrundbildern, die von Studierenden der Kunsthochschule Dresden mit der Fachrichtung Theatermalerei an die Wände gebracht wurden. In den Fächern befindet sich Spielzeug von Kindern aus Schulen und Kindergärten, um das Interesse von der Gegenwart in die Vergangenheit zu lenken. So wurden in Kindergärten und Grundschulen von Schülerinnen und Schülern zusammengetragen und zur Verfügung gestellt. Nach Bibelhaus-Leiterin Simona Mielich kam soviel Material zusammen, dass noch einige Kisten im Depot des Hauses als Reserve bereit stehen.

Die Bibelgeschichten dienen dabei als Basis, um in möglichst verschiedenen Spiel-Lern-Stationen die unterschiedlichen Kompetenzen des jungen Publikums anzusprechen. So werden gleichberechtigt die Interessen von Mädchen und Jungen, Kindern mit Migrationshintergrund, von konfessionellen und nichtkonfessionellen Besucherinnen und Besuchern sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten berücksichtigt.

Der Künstler Klemens Kühn zeichnete u.a. am Treppenaufgang zahlreiche Kreisflächen mit figürlichen Szenen. Sie fokussieren biblischen Erzählungen zu einzelnen Ikonen einer Bildbotschaft, die der Betrachter deuten kann. Die szenische Sympathiefigur eines Esels begrüßt die Besucherinnen und Besucher des Hauses und soll die Kinder durch die Handlungen führen und Hilfestellungen geben.

Für eine Gruppe ist eine Besuchszeit von 45-60 Minuten vorgesehen. Als Treffpunkt am Schluss dient in der 1. Etage ein großes Zelt, um sich gegenseitig die Erlebnisse erzählen zu können. Als Vorlage dazu, allerdings im neuen Gewande, dient ein Nomadenzelt als Lebens-, Arbeits- und Versammlungsraum einer Gemeinschaft auf dem Wege mit ihren Tieren. Zentraler Aspekt der Vermittlungsarbeit des Bibelhauses ist die methodische Vielfalt, um einen persönlichen Zugang zur Bibel als Wegweiser im Leben zu ermöglichen.

Die somit über zwei Etagen angelegte Raumkonzeption folgt neben der Idee der Erzählungen der Vision einer „Wunderkammer“, als Vorläufer heutiger Museen. Wunderkammern sind in Europa im 16. Jahrhundert entstanden. Könige, Fürsten und wohlhabende Bürger hätten sich eigene Räume mit Kabinettschränken eingerichtet, in denen sie Schätze aus allen Erdteilen aufbewahrten und sie als Statussymbole und Zeugnis ihrer Wissbegierde zur Schau stellten. Zusammengetragen von Kunstagenten, Händlern und Seefahrern, bearbeitet von den talentiertesten Künstlern, würden sie damals wie heute seltenen Kostbarkeiten das enzyklopädische Universalwissen der Renaissance widerspiegeln.

Wenig später entstand damals an vielen Orten Deutschlands auch der Wunsch, das Wort Gottes in die Welt zu tragen und erste Missionsgesellschaften entstanden und Bibelübersetzungen in andere Sprachen verbreiteten sich. Zunächst nach der Reformation mit der Entwicklung des Buchdrucks in verschiedenen Sprachen Mittel- und Osteuropas, die den Volksgruppen häufig bei der nationalen Identitätsfindung halfen.

Mit der beginnenden Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum war es Anliegen viele Menschen mit Bibeln zu versorgen. So entstanden ab 1812 in Deutschland zahlreiche kleine und große Bibelgesellschaften. Die erste davon war die Württembergische Bibelanstalt, Vorläuferin der Deutschen Bibelgesellschaft. In Sachsen gründete sich die Bibelgesellschaft im Jahre 1814 und sie hatte die Aufgabe, die Bibel zu verbreiten und deren Gebrauch und Verständnis zu fördern. Mit konventionellen Ausstellungen rund um den Bibelherstellungen, die Verbreitung und die Inhalte öffnete sich das Bibelhaus bereits in den letzten Jahren einem breiten Publikum.

Sächsischen Haupt-Bibelgesellschaft

OKR Dr. Martin Teubner begrüßt auch den Esel, der als Sympathiefigur durch die Ausstellung führt.
Bühnenbildner Klemens Kühn erzählt über seine Arbeit
Simona Mielich (3.v.l.) zusammen mit Vorstand und Vorbereitungsteam

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