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Bistum und Landeskirche prüfen Gründung einer gemeinsamen Akademie


10. April 2024

DRESDEN - Die beiden großen christlichen Kirchen in Sachsen – die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens und das katholische Bistum Dresden-Meißen – planen in der Bildungsarbeit künftig eine enge Zusammenarbeit. Derzeit wird geprüft, ob mit Beginn des Jahres 2026 eine gemeinsame Akademie in Sachsen etabliert werden kann. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe einberufen, die sich mit einer ökumenisch verantworteten Akademiearbeit beschäftigen und mögliche Modelle vorlegen soll.

Mit ihrem Schritt leisten die beiden Kirchen gemeinsame Pionierarbeit. Eine ökumenische Akademie auf Bistums- und Landeskirchenebene gibt es bislang in ganz Deutschland noch nicht. Ordinariatsrätin Silke Meemken, Hauptabteilungs-leiterin Pastoral und Verkündigung im Bischöflichen Ordinariat in Dresden, erklärt: „Eine große Chance liegt dabei in der gewachsenen Zusammenarbeit zwischen der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen und der Evangelischen Akademie Sachsen. Gemeinsame Projekte wie das ‚Sachsensofa‘ oder weitere Vortragsreihen sind Ausdruck der guten Kooperation beider Akademien. Auf der Basis dieser gelingenden Zusammenarbeit erwuchs der Gedanke, christliche Akademiearbeit in Sachsen zukünftig stärker ökumenisch zu denken und Synergieeffekte zu nutzen.“ Die geringer werdenden finanziellen Ressourcen im Bistum Dresden-Meißen und der aus diesem Grund initiierte Strategieprozess fordern auch die Katholische Akademie heraus, sich für ihre zukünftige Bildungsarbeit neu aufzustellen.

Der für Bildung zuständige Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz im Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens sagt: „Christlicher Glaube will im Gespräch bleiben. Dafür braucht es Akademiearbeit. Sie gelingt besser, wenn wir die Kräfte als Kirchen bündeln. Wir sind überzeugt - christlicher Glaube und theologisches Denken müssen anschlussfähig bleiben und wir brauchen als Kirchen den Austausch mit Politik, Wissenschaft und Kultur. Es ist eine wesentliche Aufgabe, die wir gerade im ostdeutschen Kontext gemeinsam tun können und müssen.“

Evangelische Akademie geht neue Wege

Die Evangelische Akademie Sachsen ist eine traditionsreiche Einrichtung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens. Sie wurde 1949 im Dom zu Meißen gegründet und pflegt seither eine Tagungsarbeit in Begegnung und akademischer Vertiefung, die tausende Menschen aus Sachsen und darüber hinaus verbindet. Seit einigen Jahren geht sie neue Wege. Verschiedenste Formate sammeln Menschen zu aktuellen Lebensfragen. Impulse aus den Künsten und der Politik werden aufgenommen. Über die besonderen Schwerpunktorte Dresden, Meißen und Leipzig hinaus ist sie aktiv in den ländlichen Räumen Sachsens. Das Magazin SINN mit redaktionellen Artikeln zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen und einem Programmteil wird in hoher Auflage in kulturellen und kirchlichen Einrichtungen verteilt, eben auch fernab der pulsierenden Großstädte. Von den Fragen der Menschen her entwickelt die Akademie Formate und Themen, spitzt zu, hilft Lösungen auch zu politisch brisanten Fragen zu finden. Lebenssinn, Glaubensüberzeugung, Wertorientierung, Dialogfähigkeit, nachhaltige Lebens-weise und Zusammenhalt werden diskutiert und angeeignet – damit Kirche und Demokratie lebensfähig bleiben.

Das Kuratorium der Evangelischen Akademie Sachsen, das seit März 2024 von Staatssekretärin Dr. Gesine Märtens geleitet wird, die Studienleitungen und der Akademiedirektor richten ihre Arbeit an folgendem Grundsatz aus:

Zusammen entwickeln wir, ausgerichtet an den Fragen der Zeit, interdisziplinär, diskursiv und nach wissenschaftlichen Maßstäben die Angebote der Akademie. In der Weise ihrer Arbeit handelt sie nach den Kriterien von Öffentlichkeit, Aktualität und Relevanz.

Gemeinsam mit der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen werden in diesem Geist seit vier Jahren gemeinsame Veranstaltungen organisiert: Vortragsreihen, Podien, Friedensgebete, Onlineveranstaltungen und das Sachsensofa. Darüber hinaus: in beiden Akademien kommen die Teilnehmer aus beiden Kirchen. Der Anteil der Konfessionslosen bei den Veranstaltungen ist zum Teil erheblich.

Wenn jetzt ein gemeinsamer Weg geprüft und erarbeitet wird, dann knüpft man auch daran an, dass Sachsen und Dresden seit Jahrzehnten bekannte und prägende Orte der Ökumene sind. Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sind dabei die aktuellen Bezugspunkte für eine ökumenische Perspektive.

Zu den Personen

Dr. Gesine Märtens wurde am 3. August 1971 in Magdeburg geboren. Ihre Kindheit und Jugend hat sie in Dresden verbracht. Von 1990 bis 1997 absolvierte sie das Studium der Kulturwissenschaften, Journalistik und Philosophie an den Universitäten in Leipzig und Madrid und promovierte 2004 zum Dr. phil. Von 2009 bis 2019 arbeitete sie als systemische Familientherapeutin in einer Leipziger Gewaltschutzeinrichtung. Von 2014 bis Januar 2020 gehörte sie der Leipziger Stadtratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN an. Seit Dezember 2019 ist sie Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung. Seit März 2024 ist Dr. Gesine Märtens Kuratoriumsvorsitzende der Evangelischen Akademie Sachsen.

Stephan Bickhardt wurde am 3. September 1959 als Sohn eines Pfarrers und einer Theologin in Dresden geboren. Weil er kein Abitur ablegen durfte, durchlief er in den Jahren 1977 bis 1978 eine Ausbildung zum Werkzeugmacher. In dieser Zeit organisierte er einen erfolgreichen Lehrlingsstreik. Nach einem Sonderabitur studierte er dann Theologie und Religionspädagogik in Naumburg und Berlin. Mit Ludwig Mehlhorn organisierte er Lesungen mit kritischen Autorinnen und Autoren und gab mit ihm die Untergrundzeitschrift „radix-blätter“ heraus. 1989 war er Mitbegründer und Geschäftsführer der oppositionellen Partei Demokratie Jetzt. Von 1995 bis 2006 wirkte er als Studentenpfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde in Leipzig. Danach war er als Polizeiseelsorger zuständig für den Bereich Leipzig. Seit 2019 steht er der Evangelischen Akademie Sachsen als Direktor vor und hat das damit verbundene Amt des Dompredigers am Hochstift Meißen inne. Stephan Bickhardt ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande.

(Foto: Timm Ziegenthaler)

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