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31. Oktober 2024

75 Jahre Evangelische Akademie Sachsen

DRESDEN – Mit Gottesdienst und Podium beging die Evangelische Akademie Sachsen im Dresdner Haus der Kirche (Dreikönigskirche) am Donnerstag, 31. Oktober, ihr 75. Jubiläum. Das Datum verweist auf den Reformationstag im Jahre 1949, als der damalige Landesbischof Hugo Hahn im Meißner Dom die Gründung einer Evangelischen Akademie in Meißen ankündigte.

Zunächst im Privathaus des Meißner Superintendenten Georg Muntschick am Jüdenberg 17 untergebracht, konnte die Evangelische Akademie Meißen 1992 in die vormalige Landwirtschaftsschule in die Räume des historischen St.-Afra-Klosterhofs ziehen. Die umfangreiche Sanierung, die Erweiterung und der Ausbau des ehemaligen spätmittelalterlichen Klosterkomplexes gingen noch Jahre weiter.

Landesbischof Tobias Bilz musste 75 Jahre nach der Akademie-Gründung und dem traditionellen „Bischofsgottesdienst“ zum Reformationsfest mit Kapiteltag des Hochstifts von Meißen nach Dresden fahren, um die Akademie am neuen „Stammsitz“ zu besuchen. Seit vier Jahren hat die jetzige Evangelische Akademie Sachsen mit ihren Mitarbeitenden Sitz und Stimme im Haus der Kirche. Neben den zentralen Büros und den Veranstaltungsräumen drumherum, weitete sie unter ihrem Direktor Stephan Bickhardt den Tätigkeitsbereich auf 17 weitere regelmäßige Veranstaltungsorte aus.

In Sachsen an verschiedenen Orten präsent zu sein, ist die sichtbare Umsetzung der inhaltlichen Position mit Themen an den Schnittpunkten zwischen Kirche und Gesellschaft. Zunächst sei man in den 1980er Jahren von Information auf Mitwirkung der Teilnehmenden übergegangen, so Direktor Bickhardt zu Beginn des Gottesdienstes am Donnerstag. Die Ortswechsel stünden für Veränderung. Veränderung sei ein Grundwort der akademischen Gemeinschaft. Die Arbeits- und Lebensform bette die Debatte von gesellschaftspolitischen Fragestellungen ein, zuletzt in Kooperation mit der Katholischen Akademie u.a. mit dem „Sachsensofa“.

Das hatte nun eine neue Erkenntnis in beiden Häusern reifen lassen, ob nicht eine gemeinsame Akademie denkbar wäre, was ein Novum in Deutschland sein würde. Aber wenn sich die Evangelische Akademie als „Ort der Debatte und des freien Denkens – und der Spiritualität sowie der Gemeinschaft“ verstehe, warum sollte es auf katholischer Seite anders sein? So gestaltete sich der Jubiläumstag zu einem konfessionsverbindenden Festprogramm unter Teilnahme von Akademiedirektorin Dr. Ulrike Irrgang (Kath. Akademie) im Gottesdienst sowie der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Beate Gilles, im Podium unter dem Titel „Wie Ökumene die Zukunft der Kirche stärkt“.

Dass ein Zusammengehen zweier Akademien Fragen der Trägerverantwortlichkeit nach sich ziehen würde, gaben auch die Podiumsgäste zu bedenken. Der zweite Podiumsgast, Dr. Stephan Schaede, Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, sich mit Frau Dr. Gilles einig, dem Vorhaben gutes Gelingen zu wünschen. Zuvor machte Dr. Schaede deutlich, dass eine sinnvolle Akademiearbeit eine richtige „Betriebsgröße“ voraussetze, denn die Komplexität der Themen müsse sich auch personell widerspiegeln. 

Allgemein nach dem Stand der Ökumene gefragt, würdigten beide Podiumsgäste die Fortschritte in der Zusammenarbeit in ökumenischen Kreisen auf Gemeindeebene. Dr. Gilles sehe für sich neue Chancen der Sprachfähigkeit, wenn man sich in fremde Kontexte begäbe. Das stärke eigene Bezüge, aber auch die Sorgsamkeit für zukünftige Vorhaben. Für Dr. Schaede bringe angesichts der Fixierung nur auf Mitgliederzahlen wenig Motivation. Er halte nichts von einer „Notstandsökumene“. Vielmehr sei Ökumene Antrieb und Verpflichtung für Menschen, die den Glauben ernst nehmen würden, ohne die Unterschiede zu verwischen. Bei einem Rom-Besuch beeindruckte ihn eine „internationale Durchlüftung der Weltkirche“.

Frau Dr. Gilles empfand das Reformationsjubiläum 2017 als Initial für regionale ökumenische Aktivitäten sowie für sich auf dem Ökumenischen Kirchentag. Bei der Mitwirkung Frauen in der Kirche sehe sie zwar seit längerer Zeit eine Selbstverpflichtung, aber auch hier werde es „nach oben dünner“. Mit Blick auf die Synode in Rom, seien Fragen der Mitwirkung nicht nur eine europäische Angelegenheit, sondern der Welt, insbesondere durch Stimmen der Jugend.
Das Podium wurde moderiert von Dr. Gesine Märtens, Staatssekretärin Sächsisches Staatsministerium der Justiz und Kuratoriumsvorsitzende der Akademie und Prof. Dr. Silke Geithner, Rektorin Evangelische Hochschule Dresden und stellv. Kuratoriumsvorsitzende der Akademie.

Der für die Evangelische Akademie zuständige Dezernent im Landeskirchenamt, Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz, ging in seiner Predigt in der Dreikönigskirche zuvor auf den Reformationstag und das Jubiläum ein. An diesem Tag sei entgegen von Grusel und Spinnweben ein „freudiger Ton“ maßgeblich. Als Laienbewegungen begonnen, profilierte sich die Akademiearbeit als Enklave relativer Freiheit in der damaligen DDR. Er schaue aber stärker in die Gegenwart und fände es schön, die Arbeit ökumenisch zu denken. „Jetzt geht es um uns und darum, die Kräfte zu bündeln, um pluralisationsfähig zu bleiben, so Pilz.

Er ging auf die zuvor gehörten Seligpreisungen ein, die wie selbstverständlich aufgenommen werden. Sie seien aber kein Weichzeichner, sondern rufen zur Verantwortung auf, Trost und Beistand zu leisten. In ihnen werde Heil zugesagt, ohne dass uns die Bürde genommen werde, so Pilz. Christen seien nicht alleine, denn durch Generationen zuvor befänden sie sich im Lebensstrom. Schließlich würden wir auch vom Brot leben, was wir nicht selbst gebacken hätten, sagte er.

Für Landesbischof Bilz, der am Ende ein Grußwort hielt, lägen die Beiträge der Akademie zwischen Realität und Hoffnung. Ihre Aufgabe sei Gottes Wort zu halten, gerade im Osten für Menschen, egal wer komme. Gottes Wort sei für die jeweilige Zeit wirksam, ob am Jüdenberg damals oder heute hier. Zudem habe die Kirche in den Akademien die Chance, Gastlichkeit zu zeigen, aber auch heraus zu gehen, um sich auf andere Menschen zuzubewegen. Der Landesbischof verstehe Akademien als Gegenbewegung mit den Angeboten für Menschen, ihre Meinungen äußern und in den Dialog treten zu können. Dies würde in Demut vor den Erfahrungen anderer Geschehen. Bilz freue sich auf den Ausbau der Ökumenischen Akademie unter dem gemeinsamen Dach des Glaubens.  

Am Reformationstag des Jahres 1949 wurde die Evangelische Akademie Sachsen gegründet. Nach 1945 setzten sich die Kirchen mit der eigenen Schuld an den Verbrechen im Nationalsozialismus auseinander. In der Folge entstanden die Evangelische Akademien, die einen Beitrag zu einer demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft leisten sollten und sollen. Auch noch nach 75 Jahren fühlt sich die Evangelische Akademie Sachsen ihrem Gründungsauftrag verpflichtet.

www.ea-sachsen.de 

Akademie-Direktor Stephan Bickhardt
Podium: (v.l.n.r.) Dr. Gesine Märtens; Dr. Stephan Schaede; Dr. Beate Gilles; Dr. Silke Geithner
Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz
Ensemble Klänge der Hoffnung (Leipzig)
Landesbischof Tobias Bilz
Dreikönigskirche - Sitz der Evangelischen Akademie Sachsen

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