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Evangelische Christen in Sachsen feiern Reformationsfest


26. Oktober 2022

DRESDEN – Evangelische Kirchgemeinden laden am Reformationstag (31. Oktober) in ganz Sachsen zu Festgottesdiensten und Konzerten ein. Das Reformationsfest, das in diesem Jahr auf einen Montag fällt, ist in Sachsen und weiteren acht Bundesländern ein staatlich geschützter arbeitsfreier Feiertag.

Hirtenbrief des Landesbischofs zum Reformationstag

Landesbischof Tobias Bilz hat sich anlässlich des Reformationstages mit einem Hirtenbrief an die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der sächsischen Landeskirche gewandt. In ihm verweist er auf die Bedeutung des Reformations-tages: „Am Reformationstag vergewissern wir uns der Wurzeln der Kirche.“ Diese hätten ihren letzten Grund in den Worten und Taten von Jesus Christus selbst sowie den daraus folgenden Erkenntnissen der Reformatoren. „Wir fragen zugleich, was davon in unseren herausfordernden Zeiten trägt“, so Landesbischof Bilz. In diesem Jahr sei ihm besonders wichtig, dass sich die Christen neu auf die Gegenwart des Reiches Gottes mitten in der Welt besinnen und daraus ihre Schlüsse ziehen. Dabei richtet sich Landesbischof Bilz mit drei konkreten Bitten an die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Landeskirche: Er ermutigt angesichts der krisenhaften Zeit zu Gottvertrauen und Demut, mahnt an, dass sich christliche Nächstenliebe nicht an den Erwartungen, sondern an den eigenen Möglichkeiten orientieren sollte und bittet alle darum, miteinander barmherzig zu sein und die Kirche zu einem Ort zu machen, an dem es menschlich zugeht. „Wenn Gottvertrauen wächst oder neu entsteht, unsere Hingabe dem entspricht, was uns anvertraut ist und unsere geschwisterliche Liebe stark bleibt, werden wir gesegnete Wege gehen.“, ermutigt er die Mitarbeitenden seiner Kirche.

Festgottesdienste, Konzerte und Familienangebote zum Reformationstag

Traditionell predigt der sächsische Landesbischof im Gottesdienst zum Reformationsfest im Dom zu Meißen. Der Gottesdienst beginnt um 10:00 Uhr. Die liturgische Leitung hat Superintendent Andreas Beuchel inne, die musikalische Ausgestaltung übernehmen Domkantor Thorsten Göbel (Leitung und Orgel) mit dem Domchor und der Domkurrende. Gleichzeitig findet am Reformationstag auch der Herbstkapiteltag im Hochstift Meißen statt. Die Domherren des Domkapitels kommen zusammen und werden im Festgottesdienst den Ornat bestehend aus weißem Chormantel, Soutane und Barett tragen.

In Dresden beginnt der Fest- und Sakramentsgottesdienst zum Reformationsfest in der Kreuzkirche um 9:30 Uhr. Der Dresdner Kreuzchor bringt Motteten von Johann Hermann Schein, Johann Pachelbel und Anton Bruckner unter der Leitung von Kreuzkantor Martin Lehmann und Kreuzorganist Holger Gehring zu Gehör. In der Dresdner Frauenkirche predigt Pfarrer Markus Engelhardt ab 11:00 Uhr. An gleicher Stelle spielt Dimitri Grigoriev unter dem Titel „Begegnung mit Johann Sebastian Bach“ ab 20:00 Uhr bedeutende Orgelwerke des Komponisten. In der Thomaskirche in Dresden-Gruna wird am 31. Oktober der Kirchweih-Gottesdienst mit musikalischer Begleitung durch den Posaunenchor gefeiert. In der Weinbergskirche in Trachau findet um 17:00 Uhr ein Konzert zum Reformationstag statt und in der Bethlehemkirche Dresden-Tolkewitz treffen sich die Konfirmanden der Blasewitzer Kirchgemeinde um 18:00 Uhr zu einem Jugendgottesdienst.

In Chemnitz findet um 10:00 Uhr ein gemeinsamer regionaler Festgottesdienst mit den Posaunenchören zum Reformationstag in der St. Andreas-Kirche Chemnitz-Gablenz statt, an dem die Posaunenchöre der Gemeinden Trinitatis, St. Markus und St. Andreas mitwirken. In der Stiftskirche Chemnitz-Ebersdorf wird um 15:00 Uhr zu einem Predigtgottesdienst und anschließendem Reformationsbrötchenessen eingeladen.

Mit einem Festgottesdienst zum Reformationstag um 10:00 Uhr in der St. Johanniskirche in Scheibenberg mit Superintendent Olaf Richter beginnt gleichzeitig die Festwoche „500 Jahre Kirche in Scheibenberg“. Am selben Tag gibt es um 16:00 Uhr eine Führung durch die St. Johanniskirche. In der Festwoche wird die Kirche täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr geöffnet sein. Neben einem Vortrag zur Geschichte der Kirche am 4. November wird am 5. November ein Konzert mit den Schneeberger Heimatsängern und dem Collegium musicum Aue stattfinden.

In Leipzig beginnt in der Thomaskirche der Reformationstag um 9.30 Uhr mit einem Festgottesdienst. Musikalisch ausgestaltet wird die Feier durch Johannes Lang an der Orgel, dem Thomanerchor unter Leitung von Andreas Reize und dem Posaunenchor unter Leitung von Jürgen Hartmann. Um 17:00 Uhr bietet das Thomaskonzert mit historischen Streichinstrumenten einen Einblick in vergangene Zeiten. Die Ausführenden sind Florian Sievers (Tenor), Tobias Ay (Bass), das Collegium Musicum `23, Nadja Zwiener (Violine/Viola) und Johannes Lang am Cembalo. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen.

In der Hainkirche St. Vinzenz Lützschena wird die Einweihung der generalsanierten Jehmlich-Orgel gefeiert. Um 10:00 Uhr beginnt der Tag mit einem Festgottesdienst, um 15:00 Uhr gibt es Kirchenkaffee mit Reformations-brötchen und um 16:00 Uhr eine Orgelführung. Um 17:00 Uhr wird zum Festkonzert mit Frank Zimpel (Orgel) und Alexander Pfeifer (Trompete) eingeladen. Die Friedenskirche Gohlis wurde am 31. Oktober 1873 geweiht und begeht am Reformationstag 2022 ihr 149. Kirchweihfest mit einem Gottesdienst um 10:00 Uhr. „Typisch Evangelisch“ heißt der Erlebnistag für Kinder im Gemeindehaus Probstheida, zu dem es von 10:00 bis 16:00 Uhr auf eine Entdeckungsreise in die Zeit Martin Luthers geht. Information und Anmeldung unter Telefon: 0341/878 13 16 oder E-Mail: kanzlei@kirchenquartett.de.

Um 17:00 Uhr kann man „Luther-Rock“ in einem Gottesdienst mit der Pfarrerband „Die schwarzen Löcher“ in der Trinitatiskirche Anger-Crottendorf erleben. Um 18:00 Uhr findet in der Gedächtniskirche Schönefeld die Geistliche Abendmusik mit der KleinenKantorei unter der Leitung von Christian Otto statt, in der u.a. das "Gloria" von Antonio Vivaldi zu hören sein wird. Ebenfalls um 18:00 Uhr beginnt in der Kirche Zuckelhausen (Holzhausen) ein Konzert zum Reformationsfest mit der Sopranistin Lili Hein und Kilian Homburg (Orgel). Matthias Eisenberg ist 19.30 Uhr an der Orgel in der St. Moritzkirche Taucha zu erleben.

Im Dom St. Marien in Wurzen beginnt um 17:00 Uhr ein Orgelkonzert zum Reformationstag mit Werken von J.S. Bach, Max Reger u.a. Es musizieren an der Orgel Manuel Rotter und Willy Wagner.

In Grimma lädt die Kirchgemeinde zum Feiertagspilgern ein, welches um 9:00 Uhr an der Frauenkirche in Grimma startet. In der Kirche Hohnstädt wird um 10:15 Uhr ein gemeinsamer Gottesdienst der Region gefeiert und danach geht es mit Pilgersegen und Reformationsbrötchen weiter zur Döbener Kirche und zurück nach Grimma.

Zu einer Baumpflanzaktion im Rahmen des Projektes „Wanapanda – Konfirmanden pflanzen Bäume“ sind die Konfirmanden in Pomßen eingeladen. In der Agrargenossenschaft Pomßen beginnt sie um 10:00 Uhr am Reformationstag.

Im ostsächsischen Bautzen wird um 10:00 Uhr zu einem Kirchspielgottesdienst in den Dom St. Petri eingeladen, in dem Superintendent Tilmann Popp predigt und der Posaunenchor spielt. Alle Familien sind zu einer „Familienkirche“ um 10:00 Uhr in die Michaeliskirche eingeladen.

Kollekte für das Gustav-Adolf-Werk in Sachsen

Die in den Gottesdiensten am Reformationstag gesammelte landeskirchliche Kollekte kommt traditionell dem Gustav-Adolf-Werk in Sachsen (GAWiS) zugute. In diesem Jahr werden Spenden für ein soziales Projekt im russischen Togliatti (Oblast Samara) gesammelt. Mit dem Geld soll die evangelisch-lutherische Gemeinde vor Ort unterstützt werden. Die Gemeinde in Russland betreut täglich in ihren Räumen Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung. Mit den Spenden solle ein Anbau finanziert werden, der für die Projektarbeit, aber auch als Sommerkapelle genutzt werden kann. Als Diasporawerk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens unterstützt das Gustav-Adolf-Werk evangelische Christen weltweit. Es hilft Gemeinden zum Beispiel bei der Sanierung und Modernisierung von Kirchen, Gemeindehäusern und Altenheimen. Zudem werden soziale Projekte unterstützt.

Zum Hintergrund:      

Am Reformationstag erinnern sich evangelische Christen weltweit an den Beginn der Reformation durch Martin Luther. Als junger Mönch und später als Theologieprofessor benannte Martin Luther die Widersprüche zwischen seiner Glaubenserkenntnis und dem damaligen kirchlichen Leben. Seine Kritik veröffentlichte er 1517 in Wittenberg in Form von 95 Thesen, mit denen er sich gegen den Ablasshandel wandte und eine Reform der Kirche anregen wollte. Die Reformbewegung, die er damit auslöste, ergriff nicht nur das kirchliche Leben, sondern hatte Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft. Heute ist Martin Luther als Reformator und Begründer der evangelischen Kirche weltbekannt. Der Reformationstag erinnert daher auch an eine schmerzliche Spaltung der Kirche.

Luthers Erkenntnisse sind bis heute wichtige Grundlagen der evangelischen Kirchen. Mit der Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache und der Einführung von Deutsch als Gottesdienstsprache ermöglichte er allen Christinnen und Christen, sich die Inhalte des Glaubens selbst anzueignen und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Luthers Definition des „Priestertums aller Getauften“ findet ihren Ausdruck darin, dass in evangelischen Gemeinden auch Laien (Nicht-Theologen) nach einer Ausbildung Gottesdienste halten sowie Mitglied von kirchlichen Leitungsgremien sein können. Frauen im Pfarramt sind in evangelischen Kirchen selbstverständlich. Durch seine Heirat mit Katharina von Bora hat Martin Luther das Ende des Zölibates in den Kirchen der Reformation eingeleitet und damit die Tradition des evangelischen Pfarrhauses begründet. Gesellschaftliche Relevanz hatte die Reformation u.a. für Bildung und Sozialpolitik. So geht die Leisniger Kastenordnung von 1523 auf ein Gutachten Martin Luthers für die Stadt Leisnig zurück und gilt als wichtige Bedingung für die Entstehung evangelischer Kirchgemeinden und als Modell lutherischer Soziallehre.

"Reformationskürbis" vor einem sächsischen Gemeindehaus
Landesbischof Tobias Bilz predigt im Meißner Dom (Archivbild) – Foto: evlks.de

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