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Friedensgebet am 9. Oktober in Leipzig


09. Oktober 2024

Gott schaffe Momente in denen sich die Chance auf Frieden auftut

LEIPZIG – Im traditionellen Friedensgebet am 9. Oktober anlässlich des Leipziger Gedenkens an die Friedliche Revolution predigte Landesbischof Tobias Bilz in der Nikolaikirche. Vor zahlreichen Ehrengästen und Besuchern des Friedensgebetes entfaltete er Gegensätze zwischen Gottes guter Schöpfung und dem, was Menschen sich gegenseitig antun können. Mehrfach habe der Erzähler der biblischen Schöpfungsgeschichte betont „Und siehe, es war sehr gut.“

Gut sei es auch vor 35 Jahren ausgegangen, als die Spannung gewichen und keine Gewalt wie in China ausgeübt worden sei. „Es gibt solche Tage, die uns wieder ganz nah heranführen an die Schöpfungsursprünglichkeit; an ein Leben wie es sein könnte, wie es ursprünglich gemeint war, als Gott Hand anlegte und Himmel und Erde schuf“, resümiert der Landesbischof im jüdisch-christlichen Kontext.

Er verwies in seiner Predigt aber auch auf das, was Menschen erlebten und sie fragen ließen, ob es angesichts von frühem Tod, Geiselhaft und der Zerstörung des Lebenswerks einen guten und gerechten Gott gebe. Damit nahm Bilz Bezug auf den 7. Oktober als die Hamas Israel attackierte. „Gewalt und Gegengewalt töten unerbittlich und zerstören alle Grundlagen für einen kommenden Frieden“, sagte er. Erschrocken und beschämt sei er über den aufbrechenden Antisemitismus dieser Tage auch in diesem Land.

„Und wir können die friedliche Revolution und die deutsche Wiedervereinigung nicht feiern, ohne der täglichen Opfer des Angriffs Russlands auf die Ukraine zu gedenken,“ so Bilz.  Dieser Stellvertreterkrieg bilde nach seiner Ansicht ab, worum in der Welt derzeit gerungen werde. Entweder in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu leben oder in einer autokratisch-unterdrückend geführten Gesellschaft. Er kritisierte im wiedervereinigten Land die Bereitschaft Freiheit preiszugeben und sich durch einen rücksichtslosen Burgfrieden eine „Überlebensinsel“ schaffen zu wollen.

„Wie wollen wir hier fröhlich leben, wenn dafür die Freiheit anderswo geopfert wird?“, fragte er. Es bedarf dagegen einer Neuschöpfung und bezog sich auf den Propheten Jesaja. Dessen Worte führten dorthin, wo alles begann. Die Schöpfung sei universal. Sie betreffe alle Menschen und Völker, Tiere und Geschöpfe. „Siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, dass man der alten nicht mehr gedenken wird.“ [Jesaja 65]. Der Weg in die Zukunft sei zwar ungewiss, aber verheißungsvoll, machte Landesbischof Bilz Mut. Die Neuschöpfung sei nach Jesaja kein Schlaraffenland, aber sie führe an ursprüngliche Quellen des Lebens. „Es ist eine friedliche Revolution, die Lust macht, ihr entgegenzuleben“, so Bilz. Und er schloss mit den Worten:

„Freude lässt sich nicht verordnen, sie wächst nicht auf Befehl, aber es gibt sie, diese Tage, wo man am Abend sagt: Es war gut. Siehe, es war sehr gut.“

Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche am 9. Oktober (Foto: ©PUNCTUM / Stefan Hoyer)
Superintendent Sebastian Feydt (l.), Oberbürgermeister Burkhard Jung, Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko (r.)

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