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Gedenkwoche zur Friedlichen Revolution
06. Oktober 2025
„Nacht der Kerzen“ in Plauen bis zum „Lichtfest“ in Leipzig
DRESDEN – Die zentralen Orte der Friedlichen Revolution in Sachsen gedenken und feiern in dieser Woche den Aufbruch vor 36 Jahren. Im vogtländischen Plauen war bereits Auftakt am Abend des 4. Oktober mit der „Nacht der Kerzen“, die an die erste Großdemonstration in der damaligen DDR am 7. Oktober 1989 erinnern sollte. Damals ergriff der damalige Superintendent Thomas Küttler auf dem Höhepunkt der Konfrontation das Mikrofon und sprach vor dem Rathaus zu den rund 15.000 Demonstranten und kündigte einen Dialog mit dem Oberbürgermeister an. Damit hat Küttler in Plauen Geschichte geschrieben und ein Platz, an dem heute die Gedenkstele steht, wurde nach ihm benannt. Er war nach dem friedlichen Verlauf der Demonstration Mitbegründer der „Gruppe der 20“ und leitete nach der Grenzöffnung den Runden Tisch in Plauen.
Gespräche zu Geschehnissen auf dem Weg zur deutschen Einheit
Den Abschluss des Gedenkens bildet am 7. Oktober in Plauen der Tag der Demokratie. Ab 18:00 Uhr findet vor der Lutherkirche das traditionelle Gedenken mit Kerzenanzünden statt. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hubertus Heil hält ein Grußwort. In der Lutherkirche gibt es anschließend eine Gesprächsrunde mit persönlichen Beiträgen auf dem Weg zur Deutschen Einheit mit Prof. Dr. Lutz Neumann und Hubertus Heil. Weiter wird gefragt, welche Annäherungen von Menschen aus Ost und West gab und gibt es? Die Moderation des Gesprächs wird Akademiedirektor Stephan Bickhardt (Ev. Akademie Sachsen) übernehmen.
Verleihung der Plakette "Schwerter zu Pflugscharen" in Dresden
In Dresden ist am 8. Oktober der Gedenktag an die Friedliche Revolution mit dem alljährliche Ökumenischen Friedensgebet um 17:00 Uhr und der Verleihung der Plakette "Schwerter zu Pflugscharen" durch die Friedensinitiative „AG 8. Oktober – Dresdner Aufbruch“. An diesem Gedenktag wollen Dresdnerinnen und Dresdner eine Brücke über die Grenzen der Stadt in die Gegenwart schlagen. Jedes Jahr würdigt die Friedensinitiative Menschen, die sich gewaltlos für Frieden, Menschenrechte und Demokratie engagieren. In diesem Jahr wird die Auszeichnung den HAND-IN-HAND-Schulen in Israel verliehen.
„Juden und Araber weigern sich, Feinde zu sein!“ Das ist der Leitspruch der HAND-IN-HAND-Schulen in Israel. Zu hören und zu erfahren ist mit Hochachtung vom Engagement dieser jüdisch-arabischen Schulen, dem gemeinsamen Lernen in beiden Sprachen, dem vielfältigen Religionsunterricht und dem eingehenden Geschichtsunterricht, der auf keiner einseitigen Sichtweise der konfliktreichen Geschichte und Gegenwart zwischen Israel und Palästina gründet.
Nach dem Ökumenischen Friedensgebet mit Pfarrerin Karin Großmann und unter musikalischer Begleitung vom Ensemble COEXIST erfolgt um 18:00 Uhr die Ehrung der HAND-IN-HAND-Schulen an den »Steinen des Anstoßes« vor der Kreuzkirche mit einer Laudatio von Superintendent Christian Behr (Kirchenbezirk Dresden Mitte) und einem Grußwort von Eva Jähnigen (2. Bürgermeisterin Dresden). Im Haus an der Kreuzkirche schließt sich um 19:30 Uhr ein Podiumsgespräch an. Gäste sind Manar Hayadre (Direktorin der Hand in Hand Galilee School), Gidi Yehoshua (Direktor der Hand in Hand “Kulna-Yachad” Jaffa School) und Haim Meyer (ehem. Lehrer an der Hand in Hand Jerusalem School).
Dresden erinnert an Friedliche Revolution am 8. Oktober
Friedensgebet und Rede zur Demokratie in der Nikolaikirche
Am Donnerstag, 9. Oktober, in Leipzig erinnert das traditionelle „Lichtfest“ an die Friedliche Revolution von 1989. In diesem Jahr steht es unter dem Motto: "Aufeinander zugehen - 35 Jahre deutsche Einheit". Das besondere Highlight 2025 ist die Grundsteinlegung des Freiheits- und Einheitsdenkmals auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Die Hälfte des heutigen Platzes soll ein Park werden, wo das Denkmal stehen wird. Kern und Ausgangspunkt der Fest- und Feierlichkeiten zum 9. Oktober ist das alljährliche Friedensgebet.
Die vier Innenstadtgemeinden (St. Nikolai, Reformierte Kirche, St. Thomas, Katholische Propstei St. Trinitatis) läuten am 9. Oktober von 16:51 Uhr bis 17:00 Uhr das Friedensgebet in der Nikolaikirche ein. Unter der Leitung von Pfarrer Bernhard Stief sind um 17:00 Uhr das Friedengebet in der Leipziger Nikolaikirche und die Rede zur Demokratie zentrale Programmpunkte. Beides soll auf dem Leuschnerplatz live übertragen werden. Musikalisch wird die Veranstaltung vom Singer/Songwriter Max Prosa aus Berlin begleitet. Die Rede am 9. Oktober in der Nikolaikirche hält die in Tiflis geborene Autorin, Theaterregisseurin und Dramatikerin Nino Haratischwili.
Sie zählt zu den bedeutendsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Die deutsch-georgische Autorin zeichnet eine kraftvolle Sprache und eine Auseinandersetzung mit Geschichte, Identität und gesellschaftlichen Umbrüchen aus. Das sind Themen, die eng mit dem Geist der Friedlichen Revolution und der deutschen Einheit verbunden sind. Die Rede wird musikalisch von der Pianistin, Sängerin und Komponistin Nestan Bagration-Davitashvili begleitet.
Friedensgebete und Runde Tische im ganzen Land
In Dresden am 10. Oktober fordert das Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens in einem Brief an die Vorsitzenden der Räte der Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig die Freilassung der Festgenommenen und Verhafteten. In den folgenden Tagen kam es in sächsischen Städten zu weiteren Aktionen und Veranstaltungen v.a. in kirchlichen Räumen, wie in Großenhain bei der Gründung des Neuen Forums. In der völlig überfüllten Johanniskirche im damaligen Karl-Marx-Stadt fand am 11. Oktober eine Veranstaltung mit dem Titel „Wollt ihr etwas auch weggehen? statt. In Markneukirchen kam es zur ersten Demonstration. Weitere Städte folgten mit Veranstaltungen wie in Königsbrück, Olbernhau, Klingenthal, Radeberg, Coswig und vielen weiteren Orten und die Dialog-Prozesse der Runden Tische kam in Gang.