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»Kirche im Wandel« - Sächsische Landeskirche bereitet sich auf Veränderungen vor


12. April 2025

 

Finanzielle Rahmenbedingungen und erste Vorschläge der Arbeitsgruppe der Kirchenleitung „Kirche im Wandel“ vorgestellt / Bitte um Beteiligung am Veränderungsprozess

DRESDEN – Im Rahmen der Frühjahrstagung der 28. Landessynode wurden am 12. April 2025 die finanziellen Rahmenbedingungen und erste Vorschläge für den landeskirchlichen Prozess „Kirche im Wandel“ vorgestellt. Die dafür eingesetzte Arbeitsgruppe der Kirchenleitung ermutigte die Christen der Landeskirche, sich an diesem Prozess aktiv zu beteiligen.

Landesbischof Tobias Bilz sagt zu Beginn dieses Prozesses: „Alles ist im Wandel: Strukturen, Rollen, Spielräume. Vor Ort und auch insgesamt. Doch wir sind dem nicht nur ausgeliefert. Wir gestalten es auch aktiv.  Dafür müssen wir ehrlich und breit diskutieren. Und dabei offen sein und voller Vertrauen, dass Gott in unserer Kirche gegenwärtig ist und bleibt. Das wird uns Mut geben, die anstehenden Veränderungen anzupacken.“

Zusage an Mitarbeitende trotz notwendiger Sparmaßnahmen

Aufgrund der rückläufigen Einnahmen der Landeskirche und der Kostensteigerungen werde die sächsische Landeskirche in den nächsten zehn Jahren bis zu einem Drittel ihres derzeitigen Haushaltes einsparen müssen, erläutert die Finanzdezernentin Kathrin Schaefer vor der Landessynode. „Lange Zeit ist die rückläufige Entwicklung der Gemeindegliederzahlen durch eine Steigerung des Kirchensteueraufkommens begleitet worden. Diese Zeiten sind nun vorbei“, stellt Schaefer klar. Zusätzlich zum Sinken der Kirchensteuer-einnahmen würden künftig auch die Einnahmen aus dem EKD-Finanzausgleich stark reduziert werden. „Neben dem Rückgang der Einnahmen ist vor allem die Steigerung der Kosten das Problem“, so Schaefer. Unter der Annahme einer Kostensteigerung um 2,5 % müsse die Landeskirche bis 2030 rund 32 Millionen Euro und bis 2035 rund 70 Millionen Euro einsparen. „Dies können wir nur schaffen, wenn wir als Kirche alle an einem Strang ziehen und uns den Aufgaben gemeinsam stellen. Einfach so weitermachen wie bisher können wir uns nicht leisten!“, macht Kathrin Schaefer deutlich.

Gleichzeitig warben die beiden Personaldezernentinnen Margrit Klatte und Dr. Jördis Bürger um das Vertrauen der Mitarbeitenden und stellten klar: „Unsere Kirche braucht Sie und ihre Bereitschaft gemeinsam das Gemeindeleben und unsere Kirche in die Zukunft zu verändern. Denn auch unsere Kinder und Enkel und alle, die dazu kommen, sollen ihren Glauben in unserer Kirche leben können.“ Sie betonten, dass gerade angesichts des Nachwuchsmangels weiterhin Pfarrerinnen, Gemeindepädagogen, Kirchenmusikerinnen, Verwaltungs-fachkräfte, Friedhofsmitarbeiter und andere Berufsgruppen in der Landeskirche gebraucht würden. Gemeinsam baten Klatte und Dr. Bürger die Synodalen sowie alle Haupt- und Ehrenamtlichen der Landeskirche, weiter aktiv für Nachwuchs zu werben.

Arbeitsgruppe der Kirchenleitung stellt Zwischenbericht vor

In einem Zwischenbericht stellte die Arbeitsgruppe „Kirche im Wandel – Wege suchen für das Kommende“ erste Vorschläge und Richtungen für notwendige Veränderungen vor.

„Das Tempo und die Tiefe des Wandels des kirchlichen Lebens erzeugen einen besonderen Entscheidungsdruck. Unsere Mittel und unsere Kräfte werden erheblich und schnell kleiner werden.“, sagte Burkart Pilz, Bildungsdezernent und einer der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe, vor der Landessynode. Gleichzeitig warnte er vor Alarmismus und Aktionismus: „Wir müssen die mit der Veränderung verbundenen Sorgen und Ängste aufnehmen und dennoch einen besonnenen und weitsichtigen Blick bewahren.“ Es brauche einen Prozess, welcher Beteiligungsmöglichkeiten beinhalte und der von einer Balance zwischen Ressourcensteuerung und Kirchenentwicklung geprägt sei.

In ihrem Zwischenbericht skizziert die Arbeitsgruppe verschiedene Vorschläge im Blick auf die Veränderung bzw. Weiterentwicklung von Strukturen, Berufsbildern, Rolle des Ehrenamts sowie hinsichtlich von Aufgaben und Qualifikationen.

In kommenden Strukturveränderungen solle Augenmerk auf die Stärkung eines vielgestaltigen kirchlichen Lebens vor Ort mit Beziehungs- und Begegnungsmöglichkeiten gelegt werden. Begegnet werden müsse der inzwischen zu beobachtenden Ermüdung von Ehren- und Hauptamtlichen durch eine zu hohe Strukturkomplexität und Regelungsdichte. Daher wird eine deutliche Vereinfachung der gemeindlichen Strukturformen angeregt: „Ortsgemeinden“, zu denen, so der Vorschlag der Arbeitsgruppe, künftig auch neue Formen von Gemeinden an Schulen oder anderen Orten gehören, sollen sich unter dem Dach von einheitlichen, größeren „Kirchgemeinden“ verbinden. Diese sollen dann die komplexen Aufgaben einer Körperschaft des öffentlichen Rechts erfüllen und Anstellungsträger für hauptamtliche Mitarbeitende sein. Für die Kompetenzen und Struktur der „Ortsgemeinden“ mit ihren starken Bindungskräften für das Ehrenamt soll es in den „Kirchgemeinden“ Gestaltungsspielräume je nach regionaler Situation geben.

Neben einer Verschlankung der Verwaltung schlägt die Arbeitsgruppe in ihrem Zwischenbericht zudem vor, die mittlere Ebene der Landeskirche neu zu fassen und in diesem Zusammenhang die Zahl der Kirchenbezirke deutlich zu reduzieren.

Auch angesichts abnehmender Ressourcen müsse neu über eine Stärkung des Ehrenamtes und eine veränderte Aufgabenbeschreibung der Berufsbilder im Verkündigungsdienst nachgedacht werden. Für das bisherige „Dreigespann“ aus Pfarrdienst, Gemeindepädagogik und Kirchenmusik sollte dabei nach Möglichkeiten der Flexibilisierung und Ergänzung gesucht werden. Bedeutung behalten und gesichert werden sollten nach Auffassung der Arbeitsgruppe die Qualifikation für den haupt- und ehrenamtlichen Verkündigungsdienst.

Dr. Christoph Herbst, Vorsitzender der Arbeitsgruppe von synodaler Seite, betont: „Dies sind erste Vorschläge, die nun diskutiert werden müssen. Dafür wünschen wir uns einen breiten Diskussions- und Beteiligungsprozess in der gesamten Landeskirche.“ Die verschiedenen Perspektiven aus städtischen und ländlichen Regionen, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Werken und Einrichtungen der Landeskirche würden gebraucht für die Weiterarbeit der Arbeitsgruppe.

Für den Prozess „Kirche im Wandel“ wurde eine Website eingerichtet, auf der die einzelnen Texte, Termine und Beteiligungsmöglichkeiten zu finden sind.

Weitere Informationen auf der Webseite »Kirche im Wandel«

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