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Kirchen, Museen und Bibliotheken zeigen Ausstellungen zur Reformation
31. Januar 2017
„Erneuerung und Eigensinn – Zwickaus Weg durch die Reformation“
Viele sächsische Städte laden anlässlich des 500. Reformationsjubiläums in diesem Jahr zu zahlreichen Ausstellungen in Kirchen, Museen und Bibliotheken ein. Diese beschäftigen sich mit Martin Luther und seinen Weggefährten sowie mit dem damaligen Reformationsgeschehen und den Folgen für die Gesellschaft, die bis in die heutige Zeit reichen.
BAUTZEN - Im Rahmen des Förderprojekts „Gesichter der Reformation in der Oberlausitz, Böhmen und Schlesien“ des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien zeigt eine Ausstellung ab 26. März unter dem Titel „Fünf Jahrhunderte. Die Sorben und die Reformation“, welchen Einfluss die Reformation auf die autochthone slawische Minderheit in Deutschland hatte. Sie verdankt ihr das Entstehen eines Schrifttums und vielfältige kultureller Errungenschaften. Ein Katalog des Domowina-Verlages ergänzt die Schau durch die Jahrhunderte, die im Sorbischen Museum auf der Bautzner Ortenburg und in der Michaeliskirche gezeigt wird. Im Mittelpunkt steht Martin Luthers Forderung nach Gottes Wort in der Muttersprache und dessen Bedeutung bis in die Gegenwart. Als Gesicht der Reformation wird der sorbische Pfarrer Wenzel Warich aus Göda vorgestellt, der den Katechismus Luthers erstmals ins Obersorbische übersetzte. Die Lausitz ist für vielfältige religiöse Bewegungen bekannt, in denen die Sorben eine besondere Rolle spielten. So waren Mitglieder der Herrnhuter Brüdergemeine weltweit missionarisch tätig. Die Ausstellung soll bis zum 27. August auf der Bautzener Ortenburg und in der Michaeliskirche gezeigt werden.
DRESDEN – Die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB Dresden) startete im letzten Jahr die Online-Ausstellung bis zum Reformationsjubiläum 2017. In den 95 Kalenderwochen vom Januar 2016 bis zum 31. Oktober 2017 stellt die SLUB aus ihrem großen Fundus an Reformationsquellen Woche für Woche jeweils eine Originalhandschrift im Internet vor. Wie sah Luthers Handschrift aus? Was hat ihn und seine Weggefährten bewegt? Sind die 500 Jahre alten Dokumente noch verstehbar, sind sie überhaupt noch von Bedeutung?
Die 1556 im Dresdner Schloss gegründete kurfürstliche Bibliothek sammelt seither in großem Umfang Zeugnisse des Reformators, darunter mehr als 2.000 reformatorische Flugschriften. Luthers Handschrift seiner Vorlesungen über die Psalmen aus den Jahren 1513 bis 1516 sind als ein Schlüsseldokument der Reformation gerade in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen worden. Aber auch viele weitere Originale aus den Sammlungen der SLUB verdienen es, neu entdeckt, erforscht und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden. Autographe, Bildnisse, Widmungen, seltene Drucke werden in jeder neuen Woche von Wissenschaftlern und Bibliothekaren vorgestellt.
Alle digitalisierten Dokumente werden zu einer digitalen Bibliothek der Reformation zusammengefügt. Und im Oktober 2017, zum großen Jubiläum, werden dann auch alle Originalhandschriften in der Schatzkammer der SLUB präsentiert.
CHEMNITZ - Auch Chemnitzer Kirchen und Museen beschäftigen sich im Jubiläumsjahr mit dem Reformationsgeschehen. So beleuchtet eine Ausstellung in der Stadtkirche St. Jakobi Luthers problematisches Verhältnis zu den Juden (16. Februar bis 19. März). Die Wanderausstellung ist seit über zwei Jahren im Gebiet der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterwegs. Das Evangelische Forum Chemnitz, das sich seit Jahren im Jüdisch-christlichen Dialog maßgeblich einbringt, übernimmt die Koordinierung der Ausleihe.
In der Jugendkirche St. Johannis in Chemnitz ist die Wanderausstellung „Mensch Martin – Hut ab“ für Kinder und Familien vom 4. bis zum 24. Mai zu sehen.
Eine Ausstellung zum Thema „Der neue Glaube und die Kunst. Reformation und Konfessionalisierung im Spiegel der Kirchenausstattung“ zeigt das Chemnitzer Schlossbergmuseum vom 19. März bis zum 28. Mai.
Im Schloss Augustusburg wird am 1. Mai eine Ausstellung zu „Luther und Cranach“ eröffnet. Diese ist bis zum Reformationstag am 31. Oktober zu sehen. Die Augustusburger Schlosskirche wurde einst mit einem prächtigen Altar und einer Kanzel von Lucas Cranach dem Jüngeren ausgestattet. 2015 wurde der Innenbereich der Kirche, und damit auch Altar und Kanzel, restauriert.
LEIPZIG - Das Bachmuseum in Leipzig zeigt derzeit die Ausstellung „Glaubenswelten“. Diese zeichnet u.a. die religiöse Situation zur Zeit des Thomaskantors Johann Sebastian Bachs und seine Berührungen mit anderen Konfessionen nach. Gezeigt werden bis zum bis zum 25. Juni beispielsweise Dokumente zur katholischen und evangelisch-reformierten Gemeinde sowie ein in Leipzig verfasstes Koran-Lexikon.
Eine Dauerausstellung zum Thema „Lucas Cranach und die Motive der Reformation“ ist im Museum der bildenden Künste Leipzig das ganze Jahr zu sehen. „Der Geist aus den Klöstern. Sachsens religiös-intellektuelle Zentren im Mittelalter“ heißt eine Ausstellung in der Bibliotheca Albertina der Universitätsbibliothek Leipzig vom 9. März bis 18. Juni.
Das Stadtgeschichtliche Museum in Leipzig lädt Besucher vom 12. April bis zum 28. Januar 2018 zu einer Ausstellung mit dem Titel „Luther im Disput. Leipzig und die Folgen“ ein.
Im unmittelbar kirchgemeindlichen Rahmen widmet sich eine Ausstellung Martin Luther, der Reformation und ihren Folgen. Im Gemeindesaal der St. Laurentiuskirche Leutzsch (William-Zipperer-Str. 149) in Leipzig sind noch bis zum 30. Juni Poster mit den wichtigsten Stationen der Reformationsgeschichte und ihren Auswirkungen bis heute zu sehen. Ein weiterer Fokus der Ausstellung „Here I stand“ behandelt die weltweite Ausbreitung des Protestantismus. Auch die Pauluskirche in Leipzig-Grünau lädt Besucher vom 29. März bis zum 22. September zur Poster-Ausstellung ein.
TORGAU – Ab 19. Mai ist auf Schloss Hartenfels in Torgau eine Sonderausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen. Die Ausstellung „Torgau. Residenz der Renaissance und Reformation“ wird von der Rüstkammer konzipiert und fasst thematisch die seit 2012 gezeigten Sonderausstellungen mit einzigartigen Ausstellungsstücken zusammen. Die Themen "Das WORT im Bild. Biblische Darstellungen an Prunkwaffen", "Die sächsischen Leibtrabanten" und "Fürstenhochzeiten in Torgau" werden um die Repräsentation der sächsischen Kurfürsten und ihres Hofes zu Beginn des 17. Jahrhunderts bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges ergänzt: Diese erlesene Auswahl an Schätzen aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden lässt den Glanz des kurfürstlichen Hofes im architektonisch und reformationsgeschichtlich bedeutenden Schlosses Hartenfels in Torgau lebendig werden.
ZWICKAU - Am 17. Februar wird die Ausstellung „Erneuerung und Eigensinn – Zwickaus Weg durch die Reformation“ eröffnet. Sie ist vom 18. Februar bis zum 28. Mai im Max-Pechstein-Museum in Zwickau zu sehen. Gegenüber Luthers reformatorischen Ideen war der Rat der Stadt Zwickau im 16. Jahrhundert sehr aufgeschlossen und setzte diese auch um. Die Ausstellung zeigt bedeutende Archivalien, bibliophile Schriften und Drucke, Kunstwerke und Objekte aus der Ratsschulbibliothek, dem Stadtarchiv und den Zwickauer Museen. Neben Führungen werden Veranstaltungen, Vorträge und Konzerte im Rahmen der Ausstellung angeboten. So lädt das Museum beispielsweise am 26. April um 18:00 Uhr zu einer Führung unter dem Titel „Müntzer versus Luther? Die Einführung der Reformation in Zwickau“ ein. Zwickau trägt seit April 2016 den Titel „Reformationsstadt Europas“ und gilt damit weltweit als die zweite Stadt, in der sich die Reformation durchgesetzt hat.
Der „Europäischen Stationenweg“ würdigt am 16. Mai Zwickau, der nachweislich zweiten vollreformierten Stadt nach Wittenberg, in der der junge Thomas Müntzer und Martin Luther predigten. Aus diesem Grund macht vom 15.-17. Mai der Truck mit dem „Europäischen Stationenweg“ Halt in Zwickau. Unter dem Motto „Helden sind nicht Einzelne“ sammeln Zwickauer Bürger Geschichten zur Reformation, die im Truck ausgestellt werden. Zuvor machte der Truck jeweils 36 Stunden Halt in zahlreichen anderen europäischen Städten wie beispielsweise Genf, Wien, Prag, Goslar oder Zürich. Die Geschichten aller besuchten Städte werden im Mai zur Weltausstellung in Wittenberg präsentiert. Im Zwickauer Dom St. Marien wird am 16. Mai das Musical „Mönsch Martin“ aufgeführt, das von sächsischen Kirchenmusikern ins Leben gerufen wurde.