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Konzertreise im musikalischen Festjahr
11. Oktober 2025
Ein Oberlausitzer Botschafterprojekt mit geistlicher Vokalmusik
DRESDEN - Anlässlich des 350. Todesjahres von Andreas Hammerschmidt (1611–1675), einem der bedeutendsten protestantischen Kirchenmusiker des 17. Jahrhunderts, wird seine Musik von Mai bis Oktober 2025 in Sachsen und Tschechien gefeiert. Insbesondere an dessen Wirkungsstätte im ostsächsischen Zittau wurde und wird mit Konzert-Höhepunkten an den frühbarocken Organisten und Komponisten gedacht. So fand bereits im Mai in Zittau ein Bürgerfest statt, zu dessen Anlass u.a. in der Johanniskirche Zittau ein Chortreffen des Kirchenbezirks und dem Collegium Musicum Zittau statt.
„Hammerschmidt auf Reisen“ heißt nun eine Tour mit geistlicher Vokalmusik mit Zwischenstation am Mittwoch, 15. Oktober, um 19:00 Uhr in der Dresdner Dreikönigskirche. Ausführende sind das Collegium canorum Lobaviense und das Ensemble Musicantica. Die Ensembles sind in diesem Jahr gemeinsam auf Konzertreise, die an Orte führt, die mit dem Komponisten in Verbindung stehen. Erklingen werden Werke von Andreas Hammerschmidt anlässlich seines Todesjahres. Im Konzert mit vier- bis achtstimmigen Motetten werden die Ensembles in unterschiedlichen Aufstellungen an verschiedenen Orten in der Kirche singen und so den ganzen Raum zum Klingen bringen.
Hammerschmidt auf Reisen
Als Botschafter eines selten gehörten Oberlausitzer Barockrepertoires sind das Collegium Canorum Lobaviense unter der Leitung von KMD Christian Kühne und das Ensemble Musicantica unter der Leitung von Dr. Sven Rössel auf dieser sächsischen Konzertreise unterwegs. Im Zentrum des Programms stehen anlässlich seines 350. Todestages die Werke von Andreas Hammerschmidt, der mehr als 30 Jahre an St. Johannis in Zittau wirkte. Die Konzertreise führt zu weiteren Orten, die mit dem Leben des Kirchenmusikers in Verbindung stehen. So beginnt die Tour am heutigen Sonnabend, 11. Oktober, um 17:00 Uhr in der Löbauer Nikolaikirche.
Es folgen in den kommenden Tagen Freiberg in St. Petri, die Stiftskirche in Chemnitz-Ebersdorf, die St. Martinskirche in Neukirchen und nach dem Konzert in Dresden der Dom St. Petri in Bautzen, die Görlitzer Frauenkirche und die Schlosskirche Weesenstein.
Das Projekt wird von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsens und der Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V. gefördert.
Historische Stationen des Organisten und Komponisten
Andreas Hammerschmidts Vater Hans war Sattler und stammte aus Carthause bei Zwickau, heutiger Ortsteil von Neukirchen. Über seine Mutter ist nichts bekannt. Andreas Hammerschmidt wurde 1611 in Brüx in Böhmen geboren. In der Stadt, dessen historische Substanz in den 1960er und 1970er Jahren für die Erweiterung des Braunkohletagebaus abgerissen wurde, war die Familie Hammerschmidt Teil der protestantischen Minderheit. Die gewaltsame Gegenreformation im katholischen Böhmen zwang die Familie 1626 zur Flucht in das lutherische Kurfürstentum Sachsen, wo sich die Familie in Freiberg niederließ. In der durch Bergbau prosperierenden Stadt erhielt Hammerschmidt wahrscheinlich eine erste Musikausbildung. Als Lehrer sind Christoph Demantius, Christoph Schreiber und Stephan Otto anzunehmen.
Nach einer kurzen Dienstzeit auf Schloss Weesenstein übernahm Andreas Hammerschmidt die Organistenstelle an St. Petri in Freiberg von Christoph Schreiber. Auch die Stelle an St. Johannis in Zittau trat Hammerschmidt 1639 als Nachfolger des zuvor verstorbenen Schreibers an.
Zu Hammerschmidts Kontakten und Reisen ist wenig überliefert. Er besuchte in Dresden Heinrich Schütz und hörte dessen Werke sowie die italienischer Musiker. Reisen nach Görlitz sind durch einige Widmungen (Motettae an das Görlitzer Collegium Musicum sowie an dortige Musikfreunde die Weltlichen Oden I u. II und die Dialogi) belegt. Im Jahr 1642 prüfte er im Auftrag des Bautzener Rates die vom Dresdener Orgelbaumeister Tobias Weller errichtete neue Orgel im evangelischen Teil des Domes St. Petri zu Bautzen.
Kulturhauptstadt Europa 2025 Chemnitz: Die familiären Wurzeln und die erste kirchenmusikalische Anstellung von Hammerschmidt liegen in der Kulturhauptstadtregion. Die längste Zeit seines Lebens war Hammerschmidt aber in der Mitbewerberstadt für die Kulturhauptstadt 2025, Zittau, tätig.
Viele von Hammerschmidts Werken sind bis heute fester Bestandteil des kirchenmusikalischen Repertoires. Doch nicht immer in ihrer ursprünglichen Form: Seine berühmte Kantate „Machet die Tore weit“ wurde jahrzehntelang in gekürzter Version gesungen und liegt nun in historisch korrekter Fassung vor. Auch sein Choralkonzert „Verleih uns Frieden“ (1646) ist bekannt. Es entstand zwei Jahre vor dem Westfälischen Frieden und ist ein musikalisches Dokument der Friedenssehnsucht seiner Zeit.