Alle Nachrichten

Nachricht

Bereich

Landesbischof Dr. Rentzing äußert sich zu seiner Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung


14. September 2019

Landesbischof Dr. Carsten Rentzing erklärt zu dem in der Sächsischen Zeitung erschienenen Artikel über seine Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung:

„Ich bin mit 25 Jahren während meines Studiums in Frankfurt/M: Mitglied der Alten Prager Landsmannschaft Hercynia und damit im Coburger Convent geworden. In meinem Studium hatte ich Kontakt mit Kommilitonen, die bereits Mitglied in studentischen Verbindungen waren und so wurde ich eingeladen und lernte dort Menschen kennen, die mir bis heute wichtig sind.

Die Studentenverbindungen haben in Deutschland eine Tradition, indem sie das Streben nach Verbindlichkeit und demokratischen Strukturen mit dem Anspruch auf positive Beeinflussung des Studentenlebens und der Landesentwicklung zu verbinden suchten. Dieser freiheitliche Geist in Verbindung mit den Grundwerten von Würde, Anstand und dem Respekt vor jeder Person bestimmte die geistige Grundhaltung, die mir in den Verbindungen begegnete, die ich vor 30 Jahren kennenlernte. Hinzu kam der Einsatz für dieses Land und seine freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Abwehr aller Extremismen. In diesen Haltungen fand ich mich wieder und sie bestimmen mein Leben bis heute.

Seit meiner Entscheidung für den Pfarrberuf, also seit ca. 25 Jahren, bin ich nicht mehr aktiv in dieser Verbindung, aber formal bin ich tatsächlich noch Mitglied in ihr. Ich trage diesen Teil meiner Biografie ganz bewusst nicht offen vor mir her, aber ich stehe dazu, dass es ein Abschnitt in meinem Leben war, den ich nicht verleugnen kann und will. Auch schon deshalb nicht, weil wichtige Freundschaften aus dieser Zeit bis heute fortbestehen, Freundschaften zu ganz verschiedenen Menschen mit unterschiedlichsten politischen Überzeugungen und unterschiedlichen Glaubens - Juden, Katholiken, Evangelischen und Konfessionslosen.

Kein Leben verläuft nur geradlinig, auch das meine nicht. Auch ein Landesbischof war einmal jung und hat sich für Dinge begeistert, die später an Bedeutung verlieren. Dies ist, so glaube ich, ganz normal – jede und jeder kennt solche Beispiele in seinem Leben. Dass mich Gott auf diesem Weg immer geführt und begleitet hat, das weiß ich heute, aber es gab eine Zeit in meinem Leben, bevor ich zum Glauben fand, da wusste ich dies nicht. Dieses Gottvertrauen aber ist es gerade, was mich heute auch frei und offen darüber reden lässt. Es ist mir nicht ganz angenehm, weil ich inzwischen eine innerliche Distanz zu manchen Dingen gewonnen habe, aber es gehört dennoch zu mir und meinem Lebensweg dazu.“

Teilen Sie diese Seite