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Landesbischof i.R. Jochen Bohl in der Frauenkirche
25. Mai 2025
Würdigung des früheren Landesbischofs nach seinem 75. Geburtstag
DRESDEN – Mit Gottesdienst und Empfang in der Dresdner Frauenkirche wurde der frühere Landesbischof Jochen Bohl am 25. Mai zu dessen zurückliegenden 75. Geburtstag (19. April) geehrt. Er hat an diesem Sonntag zu Rogate im Gottesdienst selbst gepredigt. Die liturgische Leitung übernahmen Landesbischof Tobias Bilz und Frauenkirchenpfarrer Markus Engelhardt und die musikalische Begleitung der Chor der Frauenkirche und das ensemble frauenkirche dresden unter Leitung und Orgel von Frauenkirchenkantor Matthias Grünert.
„Unverhofft kommt oft“, so begann Jochen Bohl die Predigt und bezog sich auf die Erkenntnis, dass der Mensch trotz wichtiger und guter Vorbereitung nicht alles planen und voraussehen könne. Gewissheit über das Zukünftige werde es nicht geben. So gebe es unerwartet glückliche Fügungen im Privaten, wie das erste Zusammentreffen mit seiner Frau, aber auch im Großen wie vor 36 Jahren das Ende einer bleiernen Zeit.
Die Erwartung nach 1990 auf dem Weg der Kontinuität eines Friedens in Europa änderte sich, als Russland einen anderen Weg einschlug. Angesichts der tagtäglichen Bilder der Instabilität, in der es so scheine, als wäre die Welt von dunklen Mächten getrieben, sei zu erkennen, dass vieles unverfügbar bliebe, manchmal das Entscheidende, so Bohl.
Im Bibeltext zum Rogate-Sonntag bei Johannes spreche Jesus zu den Jüngern und ermutige sie zum Gebet. Den Jüngern Jesu blieb vieles unverständlich, was um sie geschah. Unverhofft kam dann Jesu Auferstehung und es erzeugte Staunen. „Was sagen die Geschehnisse von damals für mich in dieser Zeit?“, fragte Bohl. Das Leben bleibe gefährlich und es gebe Zeiten der Angst. Zudem würden uns Irrtümer der Vergangenheit einholen. Angesicht einer trügerischen Sicherheit sei es gut, getröstet und aufgerichtet zu werden. Im Gebet liege Gottes Segen, sagte der frühere Landesbischof.
Damit mache jeder seine persönlichen Erfahrungen. Allerdings kommen Antworten von Gott nicht wie andere Antworten, gleich einem Anrufbeantworter, denn er antwortet nicht als Mensch. Das Gebet bleibe ein unvergleichliches Geschehen. Dieser Verbindungsaufbau gleiche keinem anderen. Manchmal kämen Antworten nach langer Zeit und anders als man dachte. Vielleicht würden wir sogar reicher beschenkt als wir dachten, so Bohl. Das Gute sei keine Selbstverständlichkeit und wer betet, bittet auch um Vergebung. Bohl machte Mut getrost auf das zu warten, was Gott mit uns vorhabe. „So ängstigen wir uns nicht und vertrauen auf Gott.“
Die Einladung zum anschließenden Empfang in der Unterkirche der Frauenkirche erfolgte mit Landesbischof Tobias Bilz durch die sächsische Kirchenleitung. An der Grußstunde nahmen auch Landesbischof i.R. Volker Kreß, der Präsident des Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, Synodalpräsidentin Bettina Westfeld, viele frühere Weggefährten sowie der damalige Bischof Joachim Reinelt (Bistum Dresden-Meißen) und der frühere sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt teil. Landesbischof Bilz würdigte in persönlichen Worten Jochen Bohls ausdauerndes Wirken. Er sei immer dem gefolgt, was ihn im Innersten bewegt und überzeugt habe, so Bilz.
Elf Jahre als Landesbischof im Dienst der sächsischen Landeskirche
Ein Höhepunkt zu Beginn von Jochen Bohls Amtszeit war die Wiedereinweihung der Dresdner Frauenkirche am 30. Oktober 2005, nachdem seine Vorgänger den Start und die Wiederaufbaustationen begleitet und unterstützt hatten. Als Landesbischof war er in seiner elfjährigen Amtszeit Vorsitzender des Stiftungskuratoriums der Frauenkirche. In dieser Kirche konnte er vier Jahre später auch den US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihres Besuches in Dresden begrüßen. Neben der Kreuzkirche und dem Dom zu Meißen ist die Dresdner Frauenkirche seitdem häufige Predigtstätte der Landesbischöfe.
Nach der Einführung von Jochen Bohl als 7. Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens am 26. Juni 2004 in der Dresdner Kreuzkirche war es sein Anliegen, den Kontakt zur Pfarrerschaft enger zu gestalten und aktuelle und gemeinsame Herausforderungen anzusprechen. Regelmäßig versendete Pastoralbriefe, regionale Dienstbesprechungen sowie eine intensive Visitationstätigkeit in allen Regionen Sachsens bis hin zu vielen persönlichen Gesprächen prägten sein Bischofsamt. In seine Zeit fällt auch die Einführung der alle zwei Jahre stattfindenden zentralen Pfarrertage, die seit 2007 in Dresden, Leipzig und Chemnitz durchgeführt wurden. Am 29. August 2015 wurde Jochen Bohl nach dessen 65. Geburtstag in der Dresdner Kreuzkirche feierlich in den Ruhestand verabschiedet.
Neben seinem besonderen Einsatz in der Landeskirche pflegte Bohl vielfältige persönliche Kontakte zu Vertretern aus Politik und Gesellschaft im Freistaat Sachsen und darüber hinaus. Darüber hinaus engagierte er sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der weltweiten Ökumene. Er war von 2010 bis 2015 Stellvertretender Ratsvorsitzender der EKD und seine Auslandsreisen führten ihn zu Partnerkirchen nach Papua-Neuguinea, Tansania, Russland, zu Kirchen in Nord- und Südamerika sowie zu Begegnungen mit Christen in mittel- und osteuropäischen Ländern. Viele Vertreter des Auslands konnte er auch als Bischof der gastgebenden sächsischen Landeskirche zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden 2011 begrüßen.
Zur Person Jochen Bohl
Jochen Bohl ist gebürtiger Westfale und lebt seit 1995 in Sachsen, als er zum Direktor des damaligen Diakonischen Amtes des Diakonischen Werkes der sächsischen Landeskirche berufen wurde. Er leitete neun Jahre das Amt in Radebeul, das die Interessen der Diakonie in der Liga der sächsischen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege vertritt. Zuvor wurde Bohl in ein Dienstverhältnis als sächsischer Pfarrer aus der Evangelischen Kirche im Rheinland übernommen. Er hatte dort neun Jahre das Evangelische Jugendwerk an der Saar geleitet.
Jochen Bohl wurde am 19. April 1950 in Lüdenscheid/Westfalen geboren und studierte von 1968 bis 1974 Evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, der Philipps-Universität Marburg/Lahn und der Ruhr-Universität in Bochum. Sein Erstes und Zweites Theologisches Examen legte er in der westfälischen Kirche ab. Seinen zweijährigen Vorbereitungsdienst (Gemeindevikariat) absolvierte er (1974-1976) in Brüninghausen bei Lüdenscheid. 1977 wurde Bohl ordiniert und war dann nach dem Probedienst in der westfälischen Kirche von 1978 bis 1986 Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Aplerbeck im Kirchenkreis Dortmund-Süd.
Publikationen
Bohl, Jochen: Was nun? - Kirche im Wandel Taschenbuch – Evangelische Verlagsanstalt (2021)
Bohl, Jochen: In Zeiten des Wandels: Briefe, Predigten, Vorträge (German Edition) Taschenbuch – Evangelische Verlagsanstalt (2015)








