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Landeskirche würdigt das Lebenswerk von Werner Juza


02. September 2022

Er prägte Kirchenräume mit ausdrucksstarker Kirchenkunst

DRESDEN – Der kürzlich verstorbene sächsische Künstler Werner Juza prägte mit seiner klaren Bildersprache auch viele sächsische Kirchenräume über eine ganze Epoche. Er hinterließ ein umfangreiches Erbe bildlicher Kunst auch zu christlichen Themen, das in Wandbildern, Kirchenfenstern, Reliefs und Textilkunst in zahlreichen Kirchen, vor allem in Sachsen, erhalten geblieben ist. Eines der bedeutendsten Werke ist das große Wandbild „Versöhnung“ im Festsaal der Dresdner Dreikönigskirche, welches als Entwurfsvorlage Mitte der 80er Jahre in einer Zeit zunehmend lauter werdender Kritik an den Verhältnissen in der damaligen DDR entstand.

Die gesellschaftskritischen Elemente des Bildes und die Höhen und Tiefen menschlichen Lebens sind auf die zentrale Kreuzesdarstellung ausgerichtet. Der 1. Sächsische Landtag (1990-1993) beschloss im Angesicht dieser zeithistorischen Spiegelung die Sächsische Verfassung und die Ev.-Luth. Landessynode Sachsens tagt seit dieser Zeit vor diesem Wandbild. Die Themen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, die Werner Juza wichtig waren, spielen in diesen Beratungen bis heute eine wichtige Rolle.

In das große Werk, aber auch in viele andere Werke seiner langen Schaffenszeit, flossen seine Erfahrungen aus Krieg und Gefangenschaft und die Auseinandersetzung als Christ und freier Künstler mit der Staatsdoktrin in der DDR ein.

Die für Bau- und Grundstücksangelegenheiten zuständige Dezernentin im Landeskirchenamt Carmen Kuhn würdigt das Werk Werner Juzas: „Er zeigt in seinem monumentalen Wandbild „Versöhnung“ komprimiert und für jeden Betrachter lesbar, woran Menschen leiden. Damit gestaltete er in der Mitte der 1980er Jahre der DDR eine beißende Gesellschaftskritik und schaffte zugleich, ohne dass er es ahnte, ein bleibendes zeitgeschichtliches Dokument.“ Auf jedem Foto zur Gründung des Freistaates Sachsen sei sein Wandbild zu sehen, so Kuhn. „Juza verbindet seinen bedrückenden, zeitlosen Befund mit Zuversicht und Hoffnung. Er stellt Christus in den Mittelpunkt. Versöhnung, die wir nicht „machen“ können, an der wir so oft scheitern, kann mit Christus gelingen.“, so beschreibt sie die Wirkung seiner Bildsprache.

Der Leiter des Kunstdienstes der sächsischen Landeskirche, Dr. Frank Schmidt, hat einen langjährigen Überblick über das Werk Werner Juzas, dem der Kunstdienst bereits mehrere Ausstellungen gewidmet hat: „Es ist nur wenigen Malern vergönnt gewesen, eine Reihe von diesen monumentalen Wandbildern auszuführen.“ Das ‚Humanum‘ auf christlicher Grundlage sei das zentrale Motiv und die prägende Kraft im Schaffensprozess von Werner Juza gewesen, so Dr. Schmidt. „Zu den großen kirchlichen Wandgemälden kann man zusammenfassend sagen, dass sich in ihnen der Gedanke des ‚unter die Menschen gefallenen‘, eben in Christus menschgewordenen Gottes, ganz unmittelbar erschließt, da die biblischen Grundlagen immer mit realistischer Zeitbezogenheit von Thema und Figurensprache geschaffen sind.“

Die erste künstlerische Kirchraumausstattung habe Juza 1950 mit Holzreliefs im Kirchsaal des Epilepsiezentrums Kleinwachau geschaffen. Es folgten mehrere Kruzifixe in Dorfkirchen. Neben den großen Wandgemälden seien weitere Kirchraumgestaltungen mit Kupfertreibarbeiten u.a. in der Dresdner Matthäuskirche, des Kirchgemeindehauses in Niedersedlitz und der Kirche in Riesa-Weida zu finden. Glasmalereien Juzas könnten in der Dresdner Lukaskirche und in den Kirchen von Dorfhain und Bärnsdorf bei Moritzburg besichtigt werden.

Für den früheren Baureferenten im Landeskirchenamt, Dr. Ulrich Böhme, habe sich Juza von der Frage leiten lassen: „Was erwartet Gott von mir in der Gesellschaft?“. Damals verantwortlich für das landeskirchliche Bauwesen, erinnert er sich noch sehr gut, dass der Wiederaufbau der stark kriegsgeschädigten Dreikönigskirche erst nach jahrzehntelangem Ringen mit dem DDR-Staat möglich war. Es war ein sehr außergewöhnliches kirchliches Bauprojekt, so Dr. Böhme. Mit dem Wandgemälde in der Dreikönigskirche habe Werner Juza großen Mut bewiesen, da zu diesem Zeitpunkt die politische Wende und die Friedliche Revolution noch nicht absehbar gewesen seien. Der Künstler und die damaligen Entscheidungsträger in der Kirche hätten den geduldeten, aber stets kritisch überwachten Freiraum der Kirche in der DDR damit auch für eine gesellschaftliche Positionierung genutzt.

Juzas künstleriche Kirchraumgestaltung war Gegenstand mehrerer Ausstellungen des Kunstdienstes der Landeskirche:

1977 Kreuzkirche Dresden
1992 Haus der Kirche DD
2005 Haus der Kirche Dresden (große Werkschau zum 80. Geburtstag)
2007 Kreuzkirche Dresden (Gegen Krieg und Gewalt)
2007 Klosterkirche Kamenz
2010 Haus der Kirche Dresden (20 Jahre Wandbild).

Ausschnitt aus dem großen Wandbild im Festsaal im Haus der Kirche (Dreikönigskirche) in Dresden

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