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Landeskirche würdigt Friedrich Magirius
14. Oktober 2025
Anerkennung als Theologe auch in der Zivilgesellschaft
DRESDEN | LEIPZIG – Der langjährige Leipziger Superintendent und Ehrenbürger der Stadt Leipzig, Friedrich Magirius, ist am 13. Oktober 2025 im Alter von 95 Jahren verstorben. Er war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand vor 30 Jahren Superintendent des damaligen Kirchenbezirkes Leipzig-Ost. Mit dem gesellschaftlichen Aufbruch im Herbst 1989 war Magirius zunehmend in die politische Verantwortung eingebunden. Nach seinem Einsatz als Moderator am Runden Tisch in Leipzig arbeitete er als unabhängiger Abgeordneter in der damaligen Stadtverordnetenversammlung mit und wurde zum ersten Leipziger Stadtpräsidenten gewählt.
Landesbischof Tobias Bilz sagt: „Wir nehmen mit großer Trauer und Dankbarkeit Abschied von Friedrich Magirius. Mit ihm geht einer der herausragenden Theologen unserer Landeskirche von der Welt, der die Kirche der DDR und die Wendezeit entscheidend mitgeprägt hat. Sein Leben und Wirken standen im Zeichen der Verständigung zwischen widerstreitenden Meinungen in einer Zeit, in der Kirche und Gesellschaft Orientierung suchten. Als Leiter der Aktion Sühnezeichen in der DDR lag ihm Versöhnung am Herzen. Er intensivierte den Kontakt zu den osteuropäischen Nachbarländern und förderte den christlich-jüdischen Dialog. Die Anerkennung, die er sich als Theologe auch in der Zivilgesellschaft erwarb, wird durch seine Ernennung als Stadtpräsident in Leipzig und in der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Städte Leipzig und Krakau deutlich.“
Er am 26. Juni 1930 in Dresden geborene Friedrich Magirius erlebte als Jugendlicher die Bombennacht vom 13. Februar 1945, was seinen weiteren Lebensweg mitbeeinflusste. Er studierte evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Berlin und ab 1950 an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald.
Von 1955 bis 1958 war Magirius Internatsleiter und Lehrer am Kirchlichen Proseminar in Moritzburg und ab 1958 Pfarrer in Einsiedel bei Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt). 1974 wurde er Leiter der Aktion Sühnezeichen in der damaligen DDR und hatte dadurch zahlreiche Kontakte zu den osteuropäischen Nachbarn. Auch nach seinem Wechsel von Berlin nach Leipzig, wo er von 1982 bis zur Pensionierung Superintendent für den Kirchenbezirk Leipzig-Ost war, engagierte er sich für die Verständigung mit den osteuropäischen Nachbarländern und in der Jüdisch-Christlichen Arbeitsgemeinschaft.
Im Juni 1995 wurde Magirius vom damaligen Landesbischof Volker Kreß in der Leipziger Nikolaikirche in den Ruhestand verabschiedet. Seit dieser Zeit empfing er zahlreiche Ehrungen für seine Verdienste während der Friedlichen Revolution und der Aussöhnung mit den Nachbarvölkern. 2005 wurde er mit der Ehrenbürgerwürde der polnischen Stadt Kraków (Krakau) ausgezeichnet. Weiter erhielt er u.a. die französische Auszeichnung als Offizier der Ehrenlegion und wurde 2022 zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt. Auch in seinem Ruhestand war Friedrich Magirius weiterhin in verschiedenen Ehrenämtern tätig.