Alle Nachrichten

Nachricht

Bereich

Missbrauch in der Kirche – Aufarbeitung in Pobershau beginnt


01. April 2022

POBERSHAU – Mit einer öffentlichen Veranstaltung am 1. April 2022 begann der Prozess der unabhängigen Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der Kirchgemeinde Kühnhaide-Pobershau in den 1990er Jahren auch in der Kirchgemeinde vor Ort. Die Fälle waren 2019 bekannt geworden, seit 2020 wurde der Prozess mit Hilfe von Fachleuten und unter Einbeziehung der Betroffenen durch die Kirchgemeinde, den Kirchenbezirk Marienberg und die Landeskirche vorbereitet. Im Januar 2022 nahm die vierköpfige Aufarbeitungskommission ihre Arbeit auf.

Zur Auftaktveranstaltung in der Silberscheune in Pobershau waren zahlreiche Gemeindeglieder anwesend. Neben zwei Statements von Betroffenen wurde auch ein Gruß des ehemaligen Pobershauer Pfarrers Burkhard Wagner verlesen, welcher die Fälle 2019 erstmals öffentlich gemacht hatte.

Landesbischof Tobias Bilz machte in seiner Ansprache deutlich, dass es darum gehen müsse, das Leid der Betroffenen wahrzunehmen und dem Reflex zu widerstehen, die Kirche schützen zu wollen. Er versprach der Kirchgemeinde, dass die Landeskirche den Prozess begleiten und unterstützen werde. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Lutz Reichel, verlas ein Wort des Kirchenvorstand der Kirchgemeinde Kühnhaide-Pobershau und eine Vertreterin des Kirchenbezirkes Marienberg ein Wort von Superintendent Rainer Findeisen.

Die durch die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens für die Aufarbeitung initiierte unabhängige Aufarbeitungskommission, bestehend aus Christiane Hentschker-Bringt (Sozialpädagogin), Dr. med. Gregor Mennicken (Psychotherapeut), Dr. med. Julia Schellong (Traumatherapeutin) und Jörn Zimmermann (Rechtsanwalt), stellte sich vor und erläuterte ihren Auftrag - der Aufarbeitung der Vorfälle in Pobershau sowie der damit verbundenen Vorgänge in Kirchgemeinde, Kirchenbezirk und Landeskirche. Die vierköpfige Aufarbeitungskommission benannte der Kirchgemeinde Ziele und Inhalte des Aufarbeitungsprozesses. Auch zur Thematik sexualisierter Gewalt gab sie wichtige Informationen. Moderiert wurde die Auftaktveranstaltung durch Martina de Maizière.

Im zweiten Teil der öffentlichen Veranstaltung gab es auch die Möglichkeit zu Wortmeldungen und Fragen aus dem Publikum. Als Ansprechpartner standen außerdem Mitarbeitende des Vereins Wildwasser e.V. am Rande der Veranstaltung zur Verfügung. Die Aufarbeitungskommission rief nochmals dazu auf, dass sich weitere Betroffene bei der Ansprechstelle im Landeskirchenamt in Dresden oder beim Verein Wildwasser in Chemnitz melden können. "In beiden Stellen wird professionell und vertraulich mit diesen Meldungen umgegangen und kann Betroffenen auch Beratung angeboten werden.“, so die Kommission.

Wort von Landesbischof Tobias Bilz zum Auftakt des Aufarbeitungsprozesses

Wort des Kirchenvorstandes der Kirchgemeinde Kühnhaide-Pobershau

Landesbischof Tobias Bilz, Jörn Zimmermann, Christiane Hentschker-Bringt, Martina de Maizière, Dr. Gregor Mennicken, Dr. Julia Schellong, Lutz Reichel (von Links nach rechts)

Teilen Sie diese Seite