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Pfarrertag 2022 in Dresden

Pfarrertag 2022

500 Pfarrerinnen und Pfarrer kamen zum Pfarrertag nach Dresden

DRESDEN – Am 7. September 2022 versammelten sich in und um die Dresdner Kreuzkirche herum ca. 500 Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Sachsen. Es war der erste zentrale Pfarrertag seiner Dienstzeit, zu dem Landesbischof Tobias Bilz die insgesamt 550 aktiven Pfarrerinnen und Pfarrer der sächsischen Landeskirche eingeladen hatte. Der normalerweise aller zwei Jahre stattfindende zentrale Pfarrertag war 2021 aufgrund der Corona-Pandemie als Online-Veranstaltung organisiert worden. Die Freude, sich nun endlich wieder begegnen zu können, alte Studienkommilitonen oder Kolleginnen und Kollegen aus früheren Pfarrstellen wieder zu treffen, war deutlich spürbar.

Der Pfarrertag begann um 9:30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kreuzkirche, in dem Landesbischof Tobias Bilz predigte. In seiner Predigt zu Markus 7, 31-37, ging er am Beispiel des stammelnden Gehörlosen, der von Jesus geheilt wird, auf diese zwei zentralen menschlichen Fähigkeiten des Hörens und des Redens ein. Sie seien in einer Kirche des Wortes von großer Bedeutung und müssten – wo sie verloren gegangen seien – neu gefunden werden. Auch eine Kirche könne einmal Heilung brauchen, dies sich einzugestehen sei befreiend, so Tobias Bilz. Heilung brauche aber gerade in Zeiten verschiedenster Überforderungen auch Rückzugsräume, in denen Stille, Gebet, Gespräch und neue Orientierung möglich seien. Orientierende Botschaften und wegweisende Worte der Kirche seien zum Beispiel in der DDR-Zeit durch das intensive Diskutieren und Ringen in kirchlichen Gruppen entstanden. Er ermutigte die Pfarrerinnen und Pfarrer, sich daran zu erinnern und wieder Zeit dafür zu nehmen. Dabei sei es heute wichtig, sich ganz bewusst mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, gemeinsam zu ringen und das, was daraus an Klarheit entstehe, auszusprechen: „Wir brauchen Statements und öffentliche Debattenbeiträge. Selbst- und gottbewusste Predigten und Botschaften auf unterschiedlichsten Kanälen.“, so Landesbischof Tobias Bilz. Dazu gehöre der Mut, sich unpopulär zu machen, etwas unvollkommenes zu sagen und Nervenstärke, wenn es kontrovers werde. Der Maßstab an kirchliche Botschaften müsse jedoch sein, dass sie eine erstrebenswerte Wirklichkeit ausmalen, die dem Reich Gottes entspreche – und dass ihr Ziel sein müsse, Dinge gut zu machen!

Nach dem Gottesdienst wandten sich Staatsminister Christian Piwarz und der Dresdner Bildungsbürgermeister Jan Donhauser mit Grußworten an die Pfarrerinnen und Pfarrer. Christian Piwarz richtete die Grüße des Ministerpräsidenten aus. Angesichts der nicht einfachen Zeiten, in denen erst die Corona-Pandemie und nun die Sorge um den Frieden in Europa und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in unserem Land  uns alle beschäftigten, bat er die Pfarrerinnen und Pfarrer um Unterstützung. Die Politik müsse Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, auch wenn diese womöglich unpopulär seien. Deshalb sei es wichtiger denn je, mit den Menschen im Gespräch zu sein und durch Zuhören und Reden für den gesellschaftlichen Zusammenhang zu sorgen. Hier hoffe er sehr auf die Kirche. Er würdigte den Religionsunterricht in Sachsen, welcher eine große Bedeutung für die Wertebildung junger Menschen habe, und dankte allen kirchlichen Lehrkräften für die Absicherung dieses Unterrichts. Es bleibe eine wichtige gemeinsame Aufgabe, für den Erhalt dieses Faches zu sorgen. Bürgermeister Jan Donhauser richtete Grüße des Dresdner Oberbürgermeisters aus und würdigte die Rolle, die die evangelische Kirche an vielen Orten Dresdens spiele.

Um 11:00 Uhr folgte ein Vortrag von Prof. Dr. Günter Thomas, Professor für Systematische Theologie an der Ruhruniversität Bochum, der einen Vortrag unter dem Titel „In Gottes Welt glauben und Verantwortung übernehmen“ hielt. Darin ging er auf die verschiedenen Formen des Christseins in einer zunehmend säkularen Welt ein, in der Religion als Solche in eine nie dagewesene Konkurrenzsituation geraten sei. Durch die Corona-Jahre hätte sich diese Entwicklung nochmals dynamisiert. Der überzeugte und überzeugende „heroische“ Glauben würde heute durch Formen eines suchenden und tastenden Glaubens ergänzt, der noch einmal einen neuen Blick auf kirchliche Aufgaben und Zielgruppen werfe. Nach Vortrag und Aussprache konnten sich die Pfarrerinnen und Pfarrer im Sonnenschein vor der Kreuzkirche beim Mittagessen austauschen. Danach gaben Landesbischof Tobias Bilz und Mitglieder des Landeskirchenamtes Hinweise zu wichtigen Themen und Terminen, welche in den Kirchgemeinden in den kommenden Monaten im Blick sein sollten. Der Landesbischof dankte allen Pfarrerinnen und Pfarrern ausdrücklich für ihren Dienst in den vergangenen, sehr schwierigen Jahren der Corona-Pandemie und in den Herausforderungen neuer Strukturen und Vakanzsituationen. "Vor mir sitzen starke Persönlichkeiten und ich habe größten Respekt vor dem, was Sie in den Kirchgemeinden leisten", so Tobias Bilz. Um 14:30 Uhr ging der Tag mit einem geistlichen Abschluss zu Ende. 

„Der Pfarrertag ist und bleibt ein wichtiger Tag für die Pfarrerinnen und Pfarrer unserer Landeskirche – das ist mir durch die große Zahl der Teilnehmenden und die vielen positiven Rückmeldungen deutlich geworden. Auch wir Pfarrinnen und Pfarrer brauchen solche Gelegenheiten, bei denen wir uns alle wiedersehen, austauschen und im Gottesdienst geistlich stärken können.“, sagt Landesbischof Tobias Bilz.

Zum Hintergrund:

Der Pfarrertag hat die Funktion einer Dienstberatung des Landesbischofs mit der Pfarrerschaft. Daher ist die Teilnahme am Pfarrertag für alle amtierenden Pfarrerinnen und Pfarrer verpflichtend – auch für jene, die nicht in Gemeindepfarrstellen Dienst tun. Der Pfarrertag gibt dem Landesbischof – neben anderen Formaten wie Visitationen und Einzelgesprächen - die Möglichkeit, mit den Pfarrerinnen und Pfarrern der Landeskirche in Kontakt zu kommen und sich zu aktuellen Fragen auszutauschen.

Es gehört zu den wesentlichen Aufgaben des Landesbischofs als dem leitenden Geistlichen, die Pfarrerschaft der Landeskirche mit dem Wort Gottes zu leiten, deren Fortbildung zu verantworten und die Pfarrerinnen und Pfarrer in ihrem Dienst zu ermutigen. Dem dient normalerweise auch ein gemeinsamer Gottesdienst, der im Rahmen des Pfarrertages zusammen gefeiert wird. Im gemeinsamen Abendmahl findet auch die Dienstgemeinschaft der Pfarrerinnen und Pfarrer ihren geistlichen Ausdruck. Darauf muss in diesem Jahr leider verzichtet werden.

Der erste nachweisliche Pfarrertag hat nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1946 stattgefunden. Seit vierzehn Jahren findet diese jährliche Dienstberatung des Landesbischofs mit den Pfarrerinnen und Pfarrern im Wechsel als regionale Pfarrertage und als zentraler Pfarrertag statt. Zum ersten zentralen Pfarrertag in Sachsen 2007 kam Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gastrednerin in die Dresdner Frauenkirche. Nach den Pfarrertagen in Chemnitz, Dresden und Leipzig fand der letzte zentrale Pfarrertag in Präsenz im September 2019 in Meißen statt. Der Pfarrertag am 30. Juni 2021 wurde aufgrund der Corona-Pandemie als Online-Veranstaltung nur in verkürzter Form durchgeführt.

 

Die Predigt des Landesbischofs zum Pfarrertag 2022 zum Nachhören

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