Weltverantwortung

Indienreise des Landesbischofs 2019

9. – 20. Januar 2019

Bereich

Interview zur Indienreise des Landesbischofs Dr. Carsten Rentzing

Landesbischof Dr. Carsten Rentzing war mit einer sechsköpfigen Delegation aus Mitteldeutschland im südindischen Chennai zu einem Besuch bei der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (TELC) im Bundesstaat Tamil Nadu. Wir haben ihn nach der wohlbehaltenen Rückkehr zu seinen Eindrücken befragt.

 Im Nachgang sprach er mit Matthias Oelke, Pressesprecher der sächsischen Landeskirche, über seine Eindrücke der Christen und Gemeinden vor Ort, den Segnungsgottesdienst des 13. Bischof  der TELC und der wichtigen Zusammenarbeit mit dem Leipziger Missiosnwerk, welche die Partnerschaft schon über Jahre hält, gesprochen.

Erste Stationen in Chennai, Pandur und Mahabalipuram

Landesbischof Dr. Carsten Rentzing ist mit einer sechsköpfigen Delegation aus Mitteldeutschland im südindischen Chennai zu einem Besuch bei der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (TELC) im Bundesstaat Tamil Nadu eingetroffen. Die TELC ist über die Leipziger Mission eine der Partnerkirchen der sächsischen Landeskirche. Der Landesbischof wird am 14. Januar an den Feierlichkeiten zur Gründung der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vor 100 Jahren teilnehmen sowie während der Reise vom 8. bis 20. Januar verschiedene Projekte und Einrichtungen der dortigen Kirche besuchen.

Die Verbindung zu den Gründungsinstitutionen aus Deutschland und Schweden ist über die Jahrzehnte erhalten geblieben und spiegelt sich in zahlreichen Begegnungen und Partnerschaften wieder. Bereits 2015 zur Amtseinführung von Dr. Rentzing als Landesbischof der sächsischen Landeskirche nutzte der Bischof der Tamilischen Kirche, Edwin Jeyakumar, in Dresden die Gelegenheit, ihn zum 100-jährigen Jubiläum der Partnerkirche nach Tamil Nadu einzuladen. 

Als Delegation unter der Leitung des LMW-Direktors Ravinder Salooja nimmt auch der Zwickauer Superintendent Harald Pepel, der Regionalbischof von Halle-Wittenberg, Propst Dr. Johann Schneider, sowie Asien/Pazifik-Referent Hans-Georg Tannhäuser an den Jubiläumsfeierlichkeiten in Tranquebar teil. Außerdem ist zeitweise Dr. Rudolf Lehle dabei, ein Ururenkel des Missionars Carl Friedrich Kremmer. Über den damaligen Missionar und dessen Heirat mit Theodora Kremmer (1854-1923) gehört er auch zur Familie der (schwedischen) Sandegrens, die auch den ehemaligen dritten TELC-Bischof, J. Sandegren (1934-1956), stellten.


100 Jahre Tamilische Evangelisch-Lutherische Kirche (TELC)

Unsere Partnerkirche in Geschichte und Gegenwart

Von Pfarrer Hans-Georg Tannhäuser, Asien/Pazifik-Referent des Leipziger Missionswerkes in KIRCHE weltwelt 4/18

Erste Station des Besuchs war Chennai, das frühere Madras am Golf von Bengalen, wo Besuche dem Gurukul Lutheran Theological College und dem damit verbundenen „Ecumenial Dialog Centre – India“ galt. Darüber hinaus wurde auch der St. Thomas Berg mit der katholischen St. Thomas Basilika besucht. Hier soll nach der Überlieferung der Apostel Thomas den Märtyrertod erlitten haben.

Am 10. Januar wurde die Peniel-Gemeinde in Chennai-Nord besucht, die eine Partnerschaft zu einem Kirchenkreis in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands pflegt. Hier führten Frauen einen Verkündigungstanz (body theatre) zum biblischen Gleichnis der zehn Jungfrauen auf. Weiterhin fand ein Besuch beim juristischen Administrator der Kirche,  Dr. J. Venkataraman, sowie beim bisherigen Vertreter im Bischofsamt, Rev. Daniel Jayaraj, statt.

Nach verschiedenen Stationen, so auch nach Pandur im Landesinneren, brach die Delegation von der Hauptstadt von Tamil Nadu am Freitagmorgen nach einem Frühstück in einem traditionellen vegetarischen Frühstückscafé in Chennai mit dem Auto in Richtung der Hafenstadt Mahabalipuram auf.

Bevor am Sonnabend in Mayiladuthurai ein Kinder- und ein Frauenheim besucht wurden, nahmen die Reisenden aus Sachsen einen 1400 Jahre alten und berühmten monolithische Granit-Tempel in Mahabalipuram in Augenschein.
Am Sonntagvormittag predigte Landesbischof Dr. Carsten Rentzing in der Immanuelkirche. Ein schönes Ereignis ist seine Mitwirkung an der Taufe der 11-jährigen Hiltrud Fichte. An diesem Tag entdeckte auch die Delegation einen der Gründungssteine, auf dem der Name von Bischof J. Sandegren zu lesen ist, Vorfahre von Dr. Rudolf Lehle aus unserer Delegation.

Ab 13. Januar steht der Besuch in Tranquebar auf dem Programm. Hier finden auch die Feierlichkeiten zum Jubiläum statt.  In Tranquebar wirkten die ersten lutherischen Missionare in Indien. So Bartholomäus Ziegenbalg aus dem ostsächsischen Pulsnitz, der vor über 300 Jahren nach Indien ging. Er übersetzte die Bibel, brachte die erste Druckerpresse und gründete eine Mädchenschule. Noch heute wird er dort sehr verehrt. Seit 1840 arbeiten Missionare der Leipziger Mission in Südindien.

Aus Anlass des Jubiläums gab Asien/Pazifik-Referent Pfarrer Hans-Georg Tannhäuser im Auftrag des LMW einen Band mit Betrachtungen zu zehn Bibeltexten heraus. Das 240-seitige Buch ist im Dezember bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienen und ist für 20 Euro erhältlich.

Jeder der ausgewählten Evangeliumstexte wird aus indischer und deutscher Perspektive besprochen und stellt somit für Verkündiger und Verkündigerinnen eine interessante Materialsammlung dar. Die Autoren sind Pfarrer und Pfarrerinnen aus der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, aus der sächsischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands. Grußworte der Bischöfe und eine Einführung in die Geschichte der Tranquebar-Mission runden den Band ab.

 

Feierlichkeiten und Wahl des 13. Bischofs der TELC in Tranquebar


LMW-Delegation war zur 100-jährigen Jubiläumsfeier der TELC an historischer Stätte in Tranquebar (Tharamgambadi) eingetroffen. Nach den Vorbereitungen für die Konsekration des 13. Bischofs und der Feierlichkeiten haben war die Einführung von Daniel Jayaraj als neuer Bischof in der Neu-Jerusalem-Kirche in Tranquebar  mit der Übergabe der bischöflichen Insignien für alle Beteiligten eine bewegende und festliche Angelegenheit. Später am Tag feierten sie das 100-jährige Kirchenjubiläum im Tranquebar Bishop Manickam Lutheran College in Porayar.

 

 

Olugamangalam-Garten-Projekt

Der Folgetag (15. Januar) war einem Besuch im Olugamangalam Garden vorbehalten. Zuvor gab es noch in der Nähe eine Gesprächsrunde mit den jungen Nord-Süd- und Süd-Nord-Freiwilligen des Leipziger Missionswerks über die Erfahrungen im Freiwilligen-Programm. Nach dem Erfahrungsaustausch ging es zum neu errichteten Nutz- und Lehrgarten für die in kirchlicher Trägerschaft befindlichen Schulen.

2004 war das Gebiet von der Tsunami-Katastrophe betroffen. So brauchte der Boden mehrere Jahre, um sich zu erholen und wieder als Gartengelände zur Verfügung stehen zu können. Die Adventsaktion „Mango, Chili und Tomaten“ (2015) der sächsischen Landeskirche sammelte für das Olugamangalam-Garten-Projekt für die Urbarmachung und Bepflanzung. Die indische Partnerkirche stellte das Know-How zur Verfügung und war für die fachgerechte Umsetzung des Projektes vor Ort verantwortlich.

Die Erträge des Gartens kommen kirchlichen Bildungseinrichtungen zugute und ergänzen die Mahlzeiten der Kinder und Jugendlichen. Die Nachhaltigkeit des Projektes wird durch die weiterführende Bearbeitung des Geländes durch das Kirchliche College Porayar gewährleistet, das den Garten pflegt und bearbeitet. Nun sollten die Gäste und die Vertreter der Tamil-Kirche die Gelegenheit erhalten, in einem Festakt den Garten offiziell seiner Bestimmung zu übergeben. Dazu wurden ein Gedenkstein enthüllt, weitere Bäumchen gepflanzt und der Garten symbolisch geöffnet.   


Von Taramgambadi (Tranquebar) nach Tiruchirapalli und Madurai

Die Delegation fuhr am Mittwoch, 16. Januar, von Taramgambadi (Tranquebar) nach Tiruchirapalli in Landesinnere zum Sitz des Kirchenamtes der TELC. Bischof Daniel Jayaraj empfing die Gruppe, obwohl es dessen erster Arbeitstag war. Das gemeinsame und konstruktive Gespräch drehte sich um die Frage, wie der Wiederaufbau der Kirche vorangetrieben werden könne und bei welchen Vorhaben Unterstützung durch overseas partner notwendig seien. In der Stadt wurden ein Heim für Schulkinder sowie ein Wasserprojekt besucht.
Von Tiruchirapalli ging es tags darauf am Donnerstag mit dem Eisenbahnzug in die drittgrößte Stadt des Bundesstaates nach Madurai.

In Madurai wurde am Freitag das Tamilnadu Theological Seminary besucht, das für die Ausbildung der evangelischen Theologen zuständig ist. Die Kapelle des Theologischen Seminars weist in der äußerlichen Anmutung einige Formen wie die eines Hindutempels auf. Nach einer Morgenandacht wurde u.a. das Center for Social Analysis besucht und im Gespräch mit den Studierenden berichteten die Gäste von den Kirchen Sachsens und Mitteldeutschlands sowie von der Arbeit des Leipziger Missionswerkes. Weiterhin kam es zur Teilnahme an einem Doktoranden-Kolloquim, an dem auch die Dozenten teilnahmen.  
Am Anschluss ergab sich die Gelegenheit, die Dalit-Kultur kennenzulernen.

Der letzte Besuchstag in Indien führte in Wohnorte von Studierenden außerhalb des Theologischen Seminars. Im zweiten Semester des Grundstudiums wohnen die Studierenden in "out-campus"-Stellen und lernen somit das ärmliche Leben der Dalits kennen. In dieser Umgebung besuchten die Gäste auch soziale Projekte in den Slums.
Am späten Nachmittag ging der Flug zurück nach Chennai, von wo in der Nacht zum Sonntag die Flugreise nach Deutschland begann. Von Frankfurt/M. reisten die Teilnehmer der Delegation weiter zu ihren Heimatorten.

Bereich

Bereich


Teilen Sie diese Seite