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Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission von sexualisierter Gewalt nimmt in Sachsen die Arbeit auf


30. April 2025

Die URAK Sachsen ist vollständig und startklar

DRESDEN – Die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission (URAK) im Verbund Sachsen nimmt ihre Arbeit auf. Die Kommission besteht aus sieben Personen. Neben zwei Betroffenen von sexualisierter Gewalt gehören drei unabhängige Experten bzw. Expertinnen dazu, die vom Freistaat Sachsen benannt wurden sowie eine Vertreterin der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen und einem Vertreter der Diakonie. Die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission (URAK) hat die Aufgabe, sexualisierten Missbrauch in Kirche und Diakonie unabhängig und transparent aufzuarbeiten. Sie ist von der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen und der Diakonie Sachsen eingerichtet worden und arbeitet unabhängig.

Folgende Personen sind als Mitglieder für die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission Sachsen berufen worden:

  • Karl Matthias Uhlich, Betroffenenvertreter aus Salzweg-Strasskirchen, Pfarrer i. R., delegiert aus der Betroffenenvertretung der URAK Sachsen
  • Frank Hadlich-Theml, Betroffenenvertreter aus Marienberg, Pfarrer i. R., delegiert aus der Betroffenenvertretung der URAK Sachsen
  • Prof. Dr. Heide Glaesmer, Psychologin und Traumaforscherin, psychologische Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie am Universitätsklinikum Leipzig, benannt vom Freistaat Sachsen
  • Dr. Verena Böll, Historikerin, Religionswissenschaftlerin, Referentin für interkulturelle-/interreligiöse Bildung bei der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, benannt vom Freistaat Sachsen
  • Prof. Dr. Frank Asbrock, Professor für Sozialpsychologie an der Technischen Universität Chemnitz, Direktor des Zentrums für kriminologische Forschung, benannt vom Freistaat Sachsen
  • Antonia Ellke, Juristin, Leiterin des Grundstückamts der sächsischen Landeskirche, benannt vom Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsen (EVLKS)
  • Dietrich Bauer, Theologe, Oberkirchenrat, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Sachsen, benannt durch die Diakonie Sachsen

Stimmen zum Start der URAK Sachsen:

„Ich bin sehr froh, dass die Arbeit in der Kommission mit Betroffenen gemeinsam geschieht. Nach wie vor ist es wichtig, den Betroffenen eine Stimme zu geben und vor allem auch an Empfehlungen und Strategien für die Prävention sexuellen Missbrauchs zu arbeiten.“ Prof. Dr. Heide Glaesmer, URAK-Kommissions-mitglied, Psychologin, Universitätsklinik Leipzig

„Die URAK hat die Möglichkeit, die Aufarbeitung transparent, interdisziplinär und faktenbasiert zu gestalten. Die Unabhängigkeit kann und muss dafür sorgen, dass diese Aufarbeitung nicht beim Bekennen stehen bleibt, sondern konkrete Verbesserungen bewirkt.“ Prof. Dr. Frank Asbrock, URAK-Kommissionsmitglied, Professur Sozialpsychologie, Technische Universität Chemnitz

„Warum ich mich in der Aufarbeitungskommission engagiere? Um das Thema sexualisierte Gewalt aus der Dunkelzone herauszuholen. Für Gläubige ist die Religion der persönliche Schutzraum, der durch die sexualisierte Gewalt brutal verletzt wurde. Die Untersuchung und Analyse der Strukturen, die dazu geführt haben, dass niemand ‚Stopp‘ gerufen hat, werden es ermöglichen, mit den Betroffenen das Geschehene transparent zu machen, es aufzuarbeiten und präventive Angebote zu schaffen, die eventuell auch für andere Religionsgemeinschaften einsetzbar sind.“ Dr. Verena Böll, Historikerin und Religionswissenschaftlerin, URAK-Kommissionsmitglied, benannt vom Freistaat Sachsen

„Wenn ich nach meiner Motivation gefragt werde, warum ich mich in die gegenwärtige Missbrauchsdebatte in Kirche und Gesellschaft einmische und als gewähltes Mitglied der URAK Risikofaktoren untersuche, aufgrund derer sexueller und geistlicher Missbrauch in kirchlichen Strukturen ebenso möglich wurden wie jahrzehntelange Vertuschung, dann antworte ich für gewöhnlich: ich selbst bin Betroffener und möchte, dass meinen Enkeln diese Erfahrung von Missbrauch erspart bleibt. Meine eigene religiöse Welt hat auf erschreckende und schmerzhafte Weise einen tiefen Riss bekommen, der mich in mancher Hinsicht ratlos und geistlich unbeheimatet zurücklässt. Diese Erfahrung nehme ich als Anfang eines ganz persönlichen nach Authentizität strebenden Transformationsprozesses wahr.“ Frank Hadlich-Theml, Betroffenenvertreter delegiert aus der Betroffenenvertretung der URAK Sachsen

„Als Betroffener von religiöser Gewalt ist es mir wichtig aus meiner Biografie heraus anderen etwas von dem zu vermitteln, welche gravierenden Auswirkungen es bis ins Alter hinein hat, wenn junge Menschen religiös manipuliert und missbraucht werden. Dieser religiöse Missbrauch erfährt noch einmal eine besondere Zuspitzung, wenn körperlich-sexueller Missbrauch hinzukommt. Das hat für viele Menschen bis ins Alter hinein enorme Wirkungen. Mir ist es wichtig, dass dies in seiner ganzen Schärfe wahrgenommen, gesehen und anerkannt wird. Karl Matthias Uhlich, Betroffenenvertreter delegiert aus der Betroffenenvertretung der URAK Sachsen

„Im Rahmen der ForuM-Studie war ich Ansprechpartnerin der sächsischen Landeskirche für die Wissenschaftler des Forschungsverbundes. Daraus entstand der Wunsch, mich weiterhin in diesem Bereich einzubringen und wenn möglich eine Brücke zu schlagen zwischen den Betroffenen und der sächsischen Landeskirche.“ Antonia Ellke, Leiterin des Grundstücksamtes der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens (EVLKS), URAK-Kommissionsmitglied, benannt vom Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsen (EVLKS)

„Die Aufarbeitung der Bedingungen, die sexualisierte Gewalt in Diakonie und Kirche ermöglichten, soll - soweit dies möglich ist – betroffenen Menschen Gerechtigkeit widerfahren lassen und ihnen den gebührenden Respekt erweisen. Eine unabhängige Aufarbeitung ist entscheidend, um aus der Vergangenheit zu lernen und präventiv Rahmenbedingungen zu schaffen, die sexualisierte Gewalt in den Einrichtungen der Diakonie und in der Landeskirche zukünftig bestmöglich verhindert.“ Dietrich Bauer, Kommissionsmitglied, Vorstandsvorsitzender Diakonie Sachsen, benannt von der Diakonie Sachsen

Hintergrund

Die bundesweite Gründung von Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungs-kommissionen wurde durch die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und der Diakonie Deutschland initiiert. Alle neun Aufarbeitungskommissionen arbeiten nach einem gemeinsamen Standard, der zwischen der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie der Diakonie Deutschland Ende 2023 in einer gemeinsamen Erklärung festgelegt wurde. So soll nach Veröffentlichung der Aufarbeitungsstudie „ForuM“ (2024) die systematische Aufklärung und unabhängige Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie weiter intensiviert und regional fortgesetzt werden.

Die Mitglieder der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen setzen sich aus Betroffenen, Expertinnen und Experten, die gesellschaftliche Verantwortung tragen, sowie Vertreterinnen und Vertretern der Landeskirchen und Landesverbänden der Diakonie zusammen. Die Mitglieder der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen aus dem Kreis der Betroffenen wurden durch die Betroffenenvertretung selbst benannt. Die Benennung der externen Expertinnen und Experten erfolgte unabhängig durch die sächsische Landesregierung.

Im Verbund Sachsen hatte sich am 5. April 2025 eine Betroffenenvertretung gebildet, sie besteht aus neun Personen. Die Vertretung trifft sich regelmäßig. Sie ist auch ansprechbar für weitere Betroffene. Der Kontakt ist möglich über die Geschäftsstelle oder über den Sprecher der Gruppe Christoph Wohlgemuth.

Unterstützt und organisatorisch begleitet wird die URAK Sachsen von einer Geschäftsstelle unter der Leitung von Mandy Weigel (M.A., Germanistik/ Psychologie/Journalistik), mit Erfahrung in Kommunikation, Organisation und Projektentwicklung.

Kontakt zur Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission Sachsen:

Geschäftsstelle der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission (URAK), Lukasstr. 6, 01069 Dresden
Mandy Weigel per Email oder Telefon (0351 - 4692 107
Zur Seite der URAK auf der Webseite der EVLKS

Kontakt zur Betroffenenvertretung:

Christoph Wohlgemuth per Email oder Telefon (0371 -  46401999)

Symbolbild

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