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Prävention, Intervention und Hilfe bei sexualisierter Gewalt

Aufarbeitung

Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben ein Recht auf Schutz vor allen Formen sexualisierter Gewalt. Die Landeskirche Sachsens verurteilt nicht nur jede Form sexualisierter Gewalt, sondern stellt sich aktiv ihrer Verantwortung als Arbeitgeberin und Trägerin kirchlicher Einrichtungen. Diesem Anliegen gelten die verbindlichen Maßnahmen der Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.

Bereich

Einrichtung einer Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission in Sachsen

Nach der gemeinsamen Erklärung der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie der Diakonie Deutschland über eine unabhängige Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie wird nun auch in Sachsen eine Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission gebildet. Ihre Aufgabe wird es sein, eine unabhängige und professionelle Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Landeskirche und Diakonie zu gewährleisten und über deren Ablauf und Ergebnisse Transparenz herzustellen. Betroffene sind dabei verbindlich und institutionalisiert zu beteiligen. Die Verantwortung zur Einrichtung einer solchen Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission für Sachsen liegt nach der Vereinbarung bei den landeskirchlichen und diakonischen Leitungsorganen. 

Zum Wortlaut der Gemeinsamen Erklärung

Auslegungshilfe zur Gemeinsamen Erklärung

Aufruf zu Betroffenenforum am 9. März 2024

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens wendet sich zusammen mit der Diakonie Sachsen an alle Betroffenen, welche sexualisierte Gewalt im landeskirchlichen oder diakonischen Kontext erlitten haben. Anlass ist die geplante Einrichtung einer Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungs-kommission in Sachsen.  

In diesem Zusammenhang laden Landeskirche und Diakonie Sachsen zu einem Betroffenenforum am 9. März 2024 in Meißen ein, wo über die Arbeit der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission und die dort vorgesehene Mitwirkung Betroffener informiert werden soll. Mit Dr. Gregor Mennicken konnte eine externe Fachperson gefunden werden, welche die Veranstaltung, die von 10:30 Uhr bis ca. 16:00 Uhr im Tagungshaus Klosterhof Meißen stattfinden wird, organisieren und leiten wird. 

Im Forum für Betroffene werden die Landeskirche und der Landesverband der Diakonie zum Umgang mit sexualisierter Gewalt (Aufarbeitung, Unterstützung, Anerkennung, Prävention und Intervention) informieren. Gleichzeitig wird Betroffenen ein betroffenensensibler Raum für gegenseitige Vernetzung sowie Diskussion mit Verantwortlichen der Landeskirche und des Landesverbandes der Diakonie angeboten. Außerdem wird es umfassende Informationen zur den Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen, deren Arbeit und Struktur und zu den Aufgaben der Kommissionsmitglieder geben.

Betroffene werden herzlich gebeten, sich bei Interesse an einer Teilnahme an dem Betroffenenforum bis zum 23. Februar 2024 bei der Ansprechstelle für Fälle sexualisierter Gewalt in der EVLKS (Frau Kathrin Wallrabe) anzumelden: kathrin.wallrabe@evlks.de


ForuM-Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland

Der Forschungsverbund unabhängig und interdisziplinär agierender Wissenschaftler verschiedener Universitäten und anderer Forschungseinrichtungen hat im Auftrag der EKD sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie untersucht. Beteiligte Institutionen sind die Hochschule Hannover, die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie die Universität Heidelberg. Das Forschungsprojekt umfasste ein Metaprojekt sowie mehrere Teilprojekte. Ein Verbundbeirat begleitete das Forschungsprojekt. Er bestand aus externen Wissenschaftler/innen, Betroffenen von sexualisierter Gewalt und kirchlichen Beauftragten.

Ende 2020 nahm der Forschungsverbund ForuM mit einer breit angelegten unabhängigen Studie zum Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche seine Arbeit auf. Fälle sexualisierter Gewalt in der Ev.-Luth. Landeskirche flossen an verschiedenen Stellen in die Arbeit des Forschungsverbundes ForuM ein und wurden eingehend analysiert. Im Rahmen mehrerer Teilprojekte wurde das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und versucht, aus den Erkenntnissen der Vergangenheit über systemische und organisationale Faktoren in der evangelischen Kirche, die gegebenenfalls sexualisierte Gewalt ermöglichten oder auch verhinderten, sowie über den innerkirchlichen Umgang mit entsprechenden Fällen Schlüsse für die zukünftige Präventionsarbeit zu ziehen. Dabei wurden insbesondere die Perspektiven Betroffener explizit einbezogen. Am 25. Januar 2024 wurden die Ergebnisse veröffentlicht: 

Ergebnisse der ForuM-Studie: 
Forum Studie (forum-studie.de)

Pressemitteilungen der EVLKS zur ForuM-Studie:
Zur Veröffentlichung der ForuM-Studie
Gemeinsame Erklärung zur Aufarbeitungsstudie ForuM


Aufarbeitung zu den Übergriffen in der Kirchgemeinde Pobershau

Die Aufarbeitungskommission Pobershau bearbeitet Vorfälle sexualisierter Gewalt in Pobershau in den 1990er Jahren, die 2019 erstmals öffentlich bekannt wurden. Das Feststellen des Ausmaßes der Vorfälle, die Klärung der Verantwortlichkeiten, die Aufdeckung begünstigender Strukturen, das Aufzeigen der Folgen sexualisierter Gewalt für die Betroffenen sowie die Aufstellung von Empfehlungen gehören zu den Aufträgen der Unabhängigen Aufarbeitungskommission Pobershau.


Bereich

Vorstellung des Abschlussberichts zu Fällen sexualisierter Gewalt

Der Abschlussbericht der Unabhängigen Aufarbeitungskommission Pobershau (UAKP) wurde im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) am Dienstag, 27. Juni 2023, 19 Uhr in der Silberscheune Pobershau vorgestellt. Unter der Moderation von Martina de Maizière waren Mitglieder der UAKP, des Kirchenvorstands der Kirchgemeinde Kühnhaide-Pobershau, des Kirchenbezirks Marienberg und Landesbischof Tobias Bilz beteiligt und es bestand die Möglichkeit für Fragen und Austausch.

Die UAKP wurde Anfang 2022 von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, dem Kirchenbezirk Marienberg und der Kirchgemeinde Kühnhaide Pobershau beauftragt. Sie bearbeitet Vorfälle sexualisierter Gewalt in Pobershau in den 1990er Jahren, die 2019 erstmals öffentlich bekannt wurden. Das Feststellen des Ausmaßes der Vorfälle, die Klärung der Verantwortlichkeiten, die Aufdeckung begünstigender Strukturen, das Aufzeigen der Folgen sexualisierter Gewalt für die Betroffenen sowie die Aufstellung von Empfehlungen gehören zu den Aufträgen der UAKP.


Aufarbeitung der Taten von Kurt Ströer

Die Aufarbeitung der Taten von Kurt Stöer erfolgen durch die  Arbeit des Forschungsverbundes ForuM (siehe oben). Darüber hinaus hat die Landeskirche eine Arbeitsgruppe berufen zur:

Theologischen Aufarbeitung des Handelns von Kurt Ströer
Hinsichtlich der theologischen Aufarbeitung des Handelns von Kurt Ströer, die auch auf Anregung verschiedener Betroffener geplant wird, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet.
Dieser gehören folgende Personen an:

  • Prof. Dr. Roland Biewald (TU Dresden, Philosophische Fakultät, lnstitut für Evangelische Theologie), 
  • Prof. Dr. Veronika- Albrecht-Birkner (Universität Siegen, Philosophische Fakultät, Theologisches Seminar)
  • Prof. Dr. Peter Zimmerling (Universität Leipzig, Theologische Fakultät)

Ziele für die Arbeitsgruppe Aufarbeitung

  • Differenzierte Einsichten gewinnen hinsichtlich der Frage, ob die Missbrauchsfälle durch die Frömmigkeit Kurt Ströers und die spezifische Ausbildung, die er genossen hat ursächlich ausgelöst worden sind oder ob es psychologisch zu bewertende Ursachen in der Persönlichkeit gewesen sind, die den Missbrauch verursacht haben. Gegebenenfalls müsste die Expertise einer Psychologin/eines Psychologen eingeholt werden.
  • Theologische Fragen klären bezüglich der Dämonologie, der Beichte (insbesondere der Kinderbeichte) und der Absolution unter Handauflegung (Körperkontakt). Diese Sachverhalte sind einerseits im zeitgeschichtlichen Kontext, in dem Kurt Ströer wirkte und andererseits spezifisch bezogen auf seine Person, Frömmigkeit und Berufsausübung zu betrachten. Der zeitgeschichtlich-politische Kontext des kirchlichen Dienstes in der DDR der 1970er und 1980er Jahre ist generell angemessen zu berücksichtigen.
  • Im Kontext der in dieser Zeit in der sächsischen Landeskirche vorfindlichen Frömmigkeitsrichtungen und -bewegungen ist danach zu fragen, ob die spezifische Frömmigkeit Kurt Ströers, die Taten begünstigt oder gar ermöglicht hat.
  • Das Verhältnis von Seelsorge und Machtausübung thematisieren. Dafür gibt es eine sehr gute Grundlage in dem Aufsatz von Markus Schmidt (Missbrauch zwischen Frömmigkeit, Macht und Kommunikation). In diesem Zusammenhang ist auch danach zu fragen, ob Kurt Ströer sektenähnliche Strukturen in seinem Dienst aufgebaut und/oder genutzt hat.
  • Die Frage erwägen, ob Homosexualität und ein damit in Verbindung gesetztes Bewusstsein gravierender eigener Sündhaftigkeit eine Rolle im Dienst Kurt Ströers gespielt haben. Zu berücksichtigen ist dabei der Umgang mit sexueller Diversität im damaligen gesellschaftlichen und kirchlichen Kontext.
  • Nach Ursachen in der Dienst- und Fachaufsicht gegenüber Kurt Ströer fragen:  Welche Voraussetzungen haben dazu beigetragen, die Fälle nicht zu verhindern? Gab es verstärkende Faktoren?
  • Nach etwaigen begünstigenden Faktoren in der Ausbildung Kurt Ströers suchen. Das soll in Kommunikation mit der Moritzburger Aufarbeitungsgruppe (Prof. Knittel) geschehen. Im Anschluss daran ist zu prüfen, welche Veränderungen in den Ausbildungskonzeptionen für verschiedene kirchliche Dienste im Haupt- und Ehrenamt (insbesondere Verkündigungsdienste in Pfarramt, Gemeindepädagogik und Kirchenmusik) zwischen der der Zeit der Missbrauchsfälle und heute vorgenommen wurden, um heutigen Anforderungen an Professionalisierung und Prävention gerecht zu werden.
  • Aufzeigen von Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Missbrauchsprävention mit Bezug auf bereits erarbeitete Handreichungen in der Landeskirche.

Die in Briefen, Veröffentlichungen und Gesprächen gestellten Fragen Betroffener sollen in die Arbeit einbezogen werden.


Bereich

Anregungen zur Bewältigung von Missbrauchserfahrungen (EKD)

Bei (Verdachts-) Fällen sexualisierter Gewalt  sind neben den Opfern, die direkt von Gewalt betroffen sind, auch Zerwürfnisse im Team, in der Kirchgemeinde, in Familien zu beobachten.

Diese Arbeitshilfe soll dabei unterstützen, einen Vorfall sexualisierter Gewalt zu bewältigen. Sie zeigt auf, welche Prozesse für Kirchengemeinden und Einrichtungen empfehlenswert sind, um die Geschehnisse aufzuarbeiten und als Institution wieder zu „gesunden“.


Bereich

Kirche als Schutzraum
Prävention
Unterstützung für Betroffene
Intervention
Ansprechpersonen
Aufarbeitung

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