Die Feiertage im Überblick
Die meisten Feiertage des Kirchenjahres sind allen Christen gemeinsam. Sie erinnern in ihrem Inhalt und ihrer Abfolge an die Stationen des Lebens Jesu. Die Wirkung der großen Feste wie Weihnachten und Ostern reicht weit in die Gesellschaft hinein, weil sie als gesetzliche Feiertage arbeitsfrei sind.
Advent
Das Kirchenjahr beginnt mit der Adventszeit. Im Mittelpunkt steht die Nachricht an Maria, dass sie den Sohn Gottes empfangen werde (lateinisch „adventus“ = „Ankunft“). Und wie Maria sich im Verlaufe ihrer Schwangerschaft auf die Geburt vorbereitete, sind auch die vier Wochen vor dem Weihnachtsfest für die Christen eine Zeit der Besinnung, bevor an Weihnachten die Geburt Jesu gefeiert wird.
Die Adventszeit ist von festlichen Gottesdiensten zu den vier Adventssonntagen, Andachten und Konzerten geprägt. Dort können die Menschen in der oft stressigen Vorweihnachtszeit zur Ruhe kommen und sich in besinnlicher Atmosphäre auf das Fest einstimmen.
Die Stadtteile und Orte veranstalten Advents- und Weihnachtsmärkte. Zugleich denken die Christen an ihre hilfsbedürftigen Mitmenschen und organisieren Wohltätigkeitsveranstaltungen und Spendenaktionen.
Weihnachten und Erscheinungsfest
Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu. Die Evangelisten Matthäus und Lukas erzählen davon, wie Gottes Sohn auf die Welt kommt: nicht als strahlender Held und König, sondern bescheiden, unter ärmlichen Umständen, weil Maria und Josef in der Fremde zur Zeit der Niederkunft keine Herberge finden.
Weihnachten ist für viele Menschen das wichtigste Fest im Jahr. Sie machen einander Geschenke, wollen friedlich zusammen sein und die Festtage genießen. Weihnachten ist auch das populärste aller christlichen Feste. Keine Zeit im Jahr ist von so reichem Brauchtum, von Liedern, Bildern, Spielen und Kirchenmusik geprägt.
Der Name kommt von „geweihten Nächten“. Im Anschluss an die Wintersonnenwende wurden zwölf heilige Nächte gefeiert, in denen die Waffen schwiegen und die Häuser und Ställe mit Weihrauch ausgeräuchert wurden – daher auch „Rau(ch)nächte“.
Während in der abendländischen Kirche die Geburt Jesu am 25. Dezember gefeiert wird, geschieht das in vielen orthodoxen Kirchen bis heute am 6. Januar – an Epiphanias, dem Erscheinungsfest. In der evangelischen Kirche feiert man am 6. Januar das Fest der Heiligen Drei Könige.
Es folgt die mehrwöchige Epiphaniaszeit, die bis in den Februar andauert. Der erweiterte Weihnachtsfestkreis umschließt daher neben der Geburt Jesu auch die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Flucht der Familie vor dem König Herodes, die Taufe Jesu und seine Verklärung, das bedeutet: die Erkenntnis der Jünger, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
Passionszeit
40 Tage vor Ostern beginnt die Passionszeit. Sie ist als Fastenzeit eine Vorbereitung auf die Erinnerung an Jesu Leiden und Sterben, das in der Karwoche vergegenwärtigt wird.
Jesus versprach den Menschen das vollendete Reich Gottes: "Hungernde werden gesättigt, Traurige getröstet, Schuldigen wird vergeben. Den Sanftmütigen wird die Erde gehören!" Die Mächtigen der damaligen Zeit wollten von diesem Reich nichts wissen. Jesus wird der Ketzerei angeklagt und stirbt den qualvollen Tod am Kreuz. Doch nach drei Tagen folgt seine Auferstehung, die an Ostern gefeiert wird.
Seit dem 4. Jahrhundert ist in der christlichen Kirche eine symbolisch vierzigtägige Vorbereitung auf das Osterfest bezeugt - die Passionszeit. Sie beginnt am Aschermittwoch, sechs Wochen vor Ostern. Es ist für Christen eine Zeit des Übergangs und der Läuterung. Viele Christen nehmen sich für diese Zeit ein Fastenopfer vor.
In der Karwoche vor Ostern erinnern sich Christen an Jesu Sterben. Der Gründonnerstag steht im Zeichen des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. An Karfreitag gedenkt man der Kreuzigung.
Ostern
Ostern ist das wichtigste Fest im Kirchenjahr. Es beginnt in der Nacht vor dem Ostersonntag. Das Licht, die Sonne oder das Feuer sind Zeichen für Ostern. Sie deuten die Auferweckung Jesu an. Er ist gestorben, aber Gott hat ihn zu neuem Leben erweckt. Daran denken die Christen, wenn sie Ostern feiern.
Sie glauben: Das Reich Gottes hat begonnen. Eines Tages wird es von Gott vollendet werden. Die Feier der Auferstehung Jesu Christi ist eine Feier der Versöhnung und des neuen Lebens, das den Menschen mit Jesus Christus geschenkt ist. Das große Fest der Christenheit auf der ganzen Welt.
Der Ostersonntag ist immer der 1. Sonntag nach dem 1. Vollmond nach Frühlingsanfang. Ostern wird also frühestens am 22. März, spätestens am 25. April gefeiert.
Der traditionelle Ostergottesdienst ist die Osternacht. Im Licht des anbrechenden Ostermorgens wird die Auferstehung Jesu Christi und der Anbruch des neuen Lebens mit allen Sinnen gefeiert: am Osterfeuer, in der dunklen Kirche oder gar mit einer Tauffeier in der Osternacht. Nach dem Gottesdienst veranstalten viele Kirchgemeinden ein gemeinsames Osterfrühstück.
Mit dem Evangelium des Ostermontages, das von den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus berichtet, die dem Auferstandenen begegnen, weist das Osterfest im Kirchenjahr hinaus in die Osterzeit zum Pfingstfest. Die Jünger erkennen den Auferstandenen beim Brechen des Brotes. Die Feier des Abendmahls eint die Christen untereinander und mit dem Auferstandenen. Aus der christlichen Gemeinschaft entwickelt sich die christliche Kirche.
Christi Himmelfahrt
40 Tage nach Ostern gedenkt man Christi Himmelfahrt: Jesus, der wieder auferstanden ist und sich seinen Jüngern gezeigt hat, kehrt wieder zurück zu seinem Vater in den Himmel. Es ist der Abschied der Menschen von Jesus in seiner menschlichen Gestalt.
Das Fest Christi Himmelfahrt wird 39 Tage nach dem Ostersonntag gefeiert, fällt also immer auf einen Donnerstag. Der gesetzliche Feiertag wird in der evangelischen Kirche mit einem Festgottesdienst gefeiert. Viele Männer begehen den Himmelfahrtstag auch als Vatertag.
Pfingsten
Das Pfingstfest markiert den eigentlichen Beginn des Christentums und der Kirche. Die Jünger Jesu werden vom Heiligen Geist ergriffen und geben die Botschaft weiter.
Zuvor waren sie ängstlich und eingeschüchtert, als Jesus für sie nicht mehr sichtbar war. Die Jünger lebten versteckt und zurückgezogen. Eines Tages erfüllte sie ein neuer "Heiliger Geist". Er kam, so berichtet die Bibel, wie Wind und Feuer über sie. Sie verloren alle Angst und traten ins Freie und begannen von Jesus zu erzählen. Das ist der Beginn der christlichen Mission: den Mitmenschen von Jesus Christus zu erzählen und auch andere Menschen für seine Botschaft zu begeistern.
Das Pfingstfest wird 50 Tage nach Ostern gefeiert (griechisch "Pentekoste" = 50 Tage).
Dreieinigkeitsfest
Der auf Pfingsten folgende Sonntag ehrt die Dreifaltigkeit (Trinitatis): den Vater (Gott), den Sohn (Jesus) und den Heiligen Geist. Die Zeit nach Trinitatis mündet in den Ewigkeitssonntag.
Christen machen sich bewusst, dass Gott ihnen auf verschiedene Weise begegnen kann: im Heiligen Geist, wie den Freunden Jesu zu Pfingsten; in Jesus Christus, dem auferstandenen Herrn; und in Gott dem Schöpfer, der die Erde geschaffen hat und die Menschen in sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit führen möchte.
Trinitatis ist Genitiv von lateinisch "trinitas", in dem sich das Zahlwort drei und lateinisch "unitas" = Einheit verbirgt. Der Tag gehört zur Gruppe der Ideenfeste, die ein bestimmtes Thema des christlichen Glaubens zum Gegenstand haben.
Mit dem Ersten Sonntag nach Trinitatis beginnt die Reihe der Sonntage nach Trinitatis.
Erntedankfest
Jeden Oktober, meist am ersten Sonntag, feiern die Christen den Erntedanktag. Sie danken Gott für die vielen Gaben, die er den Menschen in ihrem Leben schenkt.
Damit verbunden ist oft ein buntes Programm mit Familiengottesdiensten, musikalischen Veranstaltungen und Kirchencafés. Neben größeren Veranstaltungen erfreuen sich insbesondere in kleineren Landgemeinden die Erntedankgottesdienste eines hohen Zuspruchs. Zum Erntedankfest wird der Altarraum in den Kirchen mit Erntegaben, Blumen und Naturarrangements bunt geschmückt.
Das Erntedankfest bietet neben dem Dank für Ernte und Gaben auch Anlass, an jene zu denken, die trotz des Überflusses in den reichen Ländern andernorts an Armut, Hunger und Nahrungsmittelknappheit leiden. So sammeln die Kirchgemeinden Kollekten für wohltätige Zwecke, und oft werden die Lebensmittel einer sozialen Einrichtung gespendet.
Mit dem alten und bodenständigen Erntedankfest endet die längere festarme Zeit der Sommermonate, und es beginnt die Zeit des Dankes, der Besinnung, der Buße und Erwartung.
Reformationstag
Am Reformationstag, dem 31. Oktober, feiern die evangelischen Christen ein Ereignis, das als Auslöser der reformatorischen Bewegung gilt: Martin Luthers Veröffentlichung seiner 95 Thesen am Vortag des Allerheiligenfestes 1517.
Martin Luther beschäftigte sich während seines ganzen Lebens mit der Bibel. Dabei entdeckte er, dass die Menschen nicht in ständiger Angst vor Gott leben müssen. Christen schauen auf Jesus Christus und wissen: Gott ist wie ein barmherziger Vater, der die Schuld vergibt.
Luther fand in der Bibel viele Gedanken, die in der Kirche nicht genügend beachtet wurden. Er rief deshalb dazu auf, die Kirche zu erneuern. Die evangelischen Christen erinnern sich am Reformationstag an dieses Ereignis und fragen sich wie Luther, ob das Leben in ihrer Gemeinde der Bibel entspricht.
Buß- und Bettag
Der Buß- und Bettag wurde als allgemeiner Feiertag der evangelischen Kirche Ende des 19. Jahrhundert eingerichtet. Am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag halten viele Christen persönliche Einkehr. Sie bekennen ihre Sünden vor Gott und ihren Mitmenschen und bitten um Vergebung.
In den Gottesdiensten greifen die christlichen Kirchen zudem aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen zum Thema Schuld und Buße auf und ermutigen die Menschen, neue Wege im Leben einzuschlagen.
Im Freistaat Sachsen ist der Buß- und Bettag bis heute gesetzlicher Feiertag.
Ewigkeitssonntag
Der Ewigkeitssonntag (auch Totensonntag genannt) ist der Abschluss des Kirchenjahres. Im Gottesdienst gedenken die Christen der Verstorbenen, die nach christlichem Verständnis im Tod den ewigen Frieden erfahren.
Nach der Botschaft des Alten und des Neuen Testamentes wird Gott die Toten auferwecken zu neuem Leben. Gott hat einen neuen Himmel und eine neue Erde versprochen. Am Ewigkeitssonntag feiern Christen die Hoffnung auf dieses Versprechen.
Viele Menschen gehen am Ewigkeitssonntag auf den Friedhof, um die Gräber zu schmücken, an die Verstorbenen zu denken und für sie zu beten.