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500 Jahre Reformation - Festkonzert mit Uraufführung


03. November 2017

Das Werk als klanglicher Prozess spielt mit Klangfarben und flächigen Strukturen

FREIBERG - Im Freiberger Dom fand 1537 der erste lutherische Gottesdienst im späteren Kursachsen statt. Damit gehört der spätgotische Kirchenbau zu den wichtigen Stätten der Reformation, deren 500. Wiederkehr die Welt in diesen Tagen gedenkt. Mit einem Festkonzert am Sonnabend, 4. November, um 17:00 Uhr mit Freiberger Domchor und Johann-Rosenmüller-Ensemble unter Domkantor Albrecht Koch wird dieses Jubiläum gewürdigt. Auf dem Programm steht das bereits 1617 am gleichen Ort aufgeführte Te Deum von Christoph Demantius, die Reformationsmusik Gaudium Christianum von Michael Altenburg sowie die Uraufführung von Amir Shpilmans Kantate „Inmitten des Lebens“. Der Text ist von Nadja Küchenmeister.

 Alt und modern als Spiegel auf den Glauben der Zeiten

Aus Anlass von 500 Jahren Reformation beauftragte die Domgemeinde die Berliner Lyrikerin Nadja Küchenmeister und den israelischen Komponisten Amir Shpilman mit einer umfangreichen Neukomposition. Das Stück „Inmitten des Lebens. Reflexion für 19 historische Instrumente, sechs Solisten und Chor“ erfährt im Konzert seine Uraufführung. Maßgeblich finanziert wurde das Stück durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, den Reformations-Fond der sächsischen Landeskirche sowie die Silberstadt Freiberg e.V.

Es entstand auf Impuls von Albrecht Koch, der eine Ergänzung zu Michael Altenburgs 1617 entstandenem Werk Gaudium Christianum suchte. Dieses ist eines der wenigen komplett erhaltenen Festmusiken zum 100. Reformationsjubiläum. „Auf der einen Seite ist Gaudium Christianum eine festliche frühbarocke Musik, die in ihrer großen Besetzung die Musizierfreude der Entstehungszeit wiederspiegelt, auf der anderen Seite ist es ein theologisch orthodoxes und anti-katholisches sowie Feindschaft schürendes Werk, was kommentarlos in der Gegenwart nicht aufgeführt werden sollte.“, sagt Domkantor Koch.

Komponist Shpilman sagt über sein Werk: „Das Ziel meiner Komposition ist nicht, die Reformation darzustellen oder sich zu ihr zu äußern. Vielmehr soll durch Abstraktion und musikalische Mittel beim Zuhörer Empfindungen, Fragen und Gedanken über Vergangenheit und Gegenwart geweckt werden, mit denen ein Dialog zwischen Altenburg (1617) und Shpilman (2017) entstehen kann“. In Ergänzung zu Christoph Demantius „Te Deum laudamus“ ist „Inmitten des Lebens“ eine spannende zeitgenössische Ergänzung des Programmes und ein weiterer Beitrag zum Reformationsjubiläum.

Shpilman übernimmt das in Altenburgs Festmusik vorgegebene Instrumentarium, ergänzt es aber um ungewöhnliche Klangmittel wie Stofftücher, Plexiglasscheiben oder Vuvuzelas und nutzt den gesamten Kirchenraum und bedient sich auch Elemente der Performance-Kunst. Sein Stück als klanglicher Prozess spielt mit Klangfarben und flächigen Strukturen.

Junge internationale Künstler schufen Werk für Mitteldeutschland

Amir Shpilman stammt aus Tel Aviv und studierte an der City University of New York sowie an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Sein Werk Hedef für großes Ensemble gewann 2013 den Preis des Musikfestivals „Heidelberger Frühling“, welcher mit dem Stück unter der Leitung von Matthias Pintscher eröffnet wurde. Das Ensemble Intercontemporain brachte vor kurzem sein großes Werk Iridescent Stasis auf der Biennale in Venedig zur Uraufführung. Er lebt und arbeitet in Berlin und New York.

Die Berlinerin Nadja Küchenmeister studierte Germanistik und Soziologie an der TU Berlin sowie am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, wo sie auch mehrfach unterrichtete. Sie arbeitet für den Rundfunk, u.a. als Rezensentin sowie als Hörspiel- und Featureautorin.
Für Freiberg wird das Konzert den Höhepunkt der Reformationsfeiern markieren. Bereits am Reformationstag kamen über 600 Menschen zu einem Festgottesdienst im Freiberger Dom zusammen.

Kirchenmusik am Freiberger Dom

Domchor in St. Marien in Freiberg während eines Konzerts

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