Gesichter unserer Landeskirche

In der evangelischen Jugend aktiv: Anna und Josua

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Juni 2019

Es ist Aufgabe der Kirche für alle offen zu sein

Zwei junge Christen erzählen über ihre Erfahrungen

Anna Müller (19) und Josua Bauckmeier (17) engagieren sich in der Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz und für die Evangelische Jugend ehrenamtlich. Dabei wurde die Gemeinschaft nicht nur höchstes Gut, sondern veränderte speziell Josua ganz persönlich. Über unterschiedliche Wege zum Glauben und ihre Vorstellungen von Kirche sprachen sie mit Romy Stein.  

Kommt ihr aus christlichem Elternhaus oder wie habt ihr zum Glauben gefunden?

Josua: Ich wurde schon stark christlich erzogen. Damals noch in Bautzen lebend, wurde ich getauft. Als ich ein Jahr alt war, zog meine Familie nach Dresden. Der regelmäßige Gottesdienstbesuch war für mich selbstverständlich. Auch nahm ich an Kinderbibeltagen oder der religiösen Kinderwoche der katholischen Kirche teil. Dass ich konfirmiert werde, war ganz klar. Nach der Konfirmation bin ich in die Junge Gemeinde (JG) gegangen.

Das hat mir alles sehr viel Spaß gemacht und ich bin von Gottes Existenz überzeugt. Deshalb engagiere ich mich heute auch so stark.

Anna: Bei mir war's ein bisschen anders. Als Kind deutscher Eltern bin ich in Prag geboren, wo Religion kein Thema war. Als ich 8 Jahre alt war, zogen wir nach Dresden und ich ging zum Religionsunterricht und in die Christenlehre. Mit 11 Jahren habe ich mich dann taufen lassen und wollte auch konfirmiert werden.

Gab es einen besonderen Auslöser oder eine Erkenntnis, warum Glaube dann doch wichtiger Bestandteil deines Lebens wurde?

Anna: Eine Freundin fragte mich damals, ob ich sie zur Christenlehre begleite, weil sie nicht alleine hingehen wollte. Ein paar Monate zuvor war mein Vater gestorben. Die Gemeinschaft mit wirklich netten Leuten und dem tollen Gemeindepädagogen, der die Christenlehre leitete, hat mich total aufgefangen. Ich hatte das Gefühl, ganz geborgen zu sein.

Häufig ist der Tod eines geliebten Menschen erstmal Grund zum Zweifeln, bei mir war es andersrum. Ich bin nicht vom Glauben abgekommen, sondern hab den Weg dorthin gefunden.

Inzwischen seid ihr sehr aktiv in der hiesigen Kirchgemeinde. Wo und wie engagiert ihr euch?

Josua: Innerhalb der Gemeinde bin im Vorbereitungskreis der JG tätig. Außerdem bin ich Mitglied im Gemeinde-Jugend-Konvent, der die Aufgabe hat, sich für die Jugend einzusetzen und dem Kirchenvorstand untersteht, im Bezirks-Jugend-Konvent und jetzt wurde ich frisch in den Landes-Jugend-Konvent gewählt. Ab und an gestalte ich Kindergottesdienste und fahre regelmäßig als Teamer auf Rüstzeiten mit. In den Sommerferien begleite ich auch die Kinderwoche der Evangelischen Jugend Dresden.

Anna: Schon während meiner eigenen Zeit als Konfirmandin fand ich die Arbeit der Teamer, also der älteren Jugendlichen auf den Konfi-Rüstzeiten, total cool und wollte das auch unbedingt machen. Heute begleite ich die Rüstzeiten und fahre auch beim Konfi-Camp vom Stadtjugendpfarramt als Verantwortliche mit.

Was treibt euch an?

Josua: Ich will etwas bewegen, vor allem hier in Sachsen. Die Gremienarbeit mache ich, damit Nachfolgende auch noch in der Kirche sein können und dabei Spaß haben. So haben wir im Gemeinde-Jugend-Konvent zum Beispiel einen Jugendgottesdienst geschaffen, der mit unserer Unterstützung von Freiwilligen individuell gestaltet wird. Einzige Vorgaben sind, dass er in der Heilig-Geist-Kirche gehalten wird, um den Bezug zur Kirche nicht zu verlieren sowie neue Erfahrungen mit diesem Ort zu verknüpfen, und dass er mindestens zwei Mal im Jahr stattfindet. Den ersten Jugendgottesdienst erlebten wir im letzten Monat. Wir saßen nicht in den Kirchenbänken, sondern auf dem Boden vorm Altar. Es gab keine Predigt, sondern das Thema Freude, welches anhand von Zitaten im Gesprächskreis vertieft wurde. So konnte man sich persönlich damit auseinandersetzen und mehrere Perspektiven einbeziehen.

Teamer bin ich geworden, weil ich fand, dass das, was damals für mich gemacht wurde, ich nun auch für andere tun sollte. Die Kinder zu sehen, wie glücklich sie sind, ist was ganz wertvolles.

Im Übrigen sind ca. 50-60 % der 7 bis 11-jährigen Teilnehmer der Kinderwoche, welche die Evangelische Jugend organisiert, nicht christlich. Es ist umso beeindruckender, dass sie immer wieder gern mitkommen und die Lieder auswendig können. Einige der Kinder sagen, dass sie das alles nicht so ganz glauben, aber sie mögen das Singen und Beten trotzdem, weil es so besinnlich ist.


Ich freu mich sehr, wenn so viele dabei sind, weil ich denke, wenn sie dabei sind, lassen sie sich ja zumindest darauf ein. Auch finde ich, ist es Aufgabe der Kirche für alle offen zu sein.

Anna: Eigentlich ist es ja egal, wer man ist, welche Meinung man vertritt. Es sollte schon so sein, dass die Kirche für jeden offen ist und Unterschiedlichkeit akzeptiert.

Gibt es Kompetenzen, die ihr durch euer Engagement in der Gemeinde, in Gremien oder als Leiter von  Rüstzeiten entdeckt habt?

Anna: Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat bei mir dazu geführt, dass ich jetzt Lehramt studiere. Ich habe dadurch konkrete Vorstellungen, weil ich die Praxis erlebt habe. Eigentlich wollte ich bis kurz vorm Abitur immer Ärztin werden, was ich aus verschiedenen Gründen damals nochmal hinterfragt habe.

Josua: Ich bin nicht mehr schüchtern. Auch Vorträge halten ist kein Problem mehr. Wenn ich bei Kinderwochen teilweise vor 70 Kindern spreche, sind die 20 Mitschüler in meiner Klasse quasi keine Herausforderung mehr.

Du wirkst tatsächlich eher offen und kein bisschen introvertiert. Wir kam es, dass du die Schüchternheit so ins Gegenteil wandeln konntest?

Josua: Ich denke, das war früher ein Schutzmechanismus. In meiner alten Schule wurde ich öfter geärgert,  deshalb zog ich mich eher in mich zurück und redete nicht viel.

In der JG war das ganz anders. Da wurde ich herzlich empfangen und konnte nach einiger Zeit auftauen. Ein Wendepunkt war ein Vorbereitungswochenende für ein Konfi-Camp, wo wir ganz viel geredet und gelacht haben und ich merkte, dass ich mich nicht schämen muss, sondern einfach so sein kann, wie ich bin.

Es ist heute noch so: wenn ich nach einer Woche, die vielleicht nicht so toll war, in die JG komme, dass dann das alles plötzlich völlig egal ist. Ich kann einfach sein, wer ich bin.

Was bedeutet Glaube - der bei euch so unterschiedlich begonnen hat - heute für euch?

Josua: Inzwischen ist die Gemeinschaft sehr zentral geworden. Es ist was ganz besonderes, wenn man den Glauben als Grundbasis hat. Das ist wie beim Kirchentag, wo man in der Bahn oft mit Gleichgesinnten ins Gespräch kommt. Die- oder derjenige ist dann nicht wirklich fremd, weil man gleich weiß, der glaubt auch. Dann hat man sofort einen Grundnenner.

Für mich ist das Vertrauen zu Gott wichtig und das Gefühl, man ist nie allein und immer mit jemandem, also ihm, reden kann.

Anna: Das Vertrauen in Gott hätte ich auch angesprochen, aber auch das in andere Menschen. Das ist ein Grundzug, der für mich Glaube ausmacht. Dass man den Leuten versucht zu vertrauen und sich auf das Gute im Menschen konzentriert, statt sich mit Misstrauen gegenüber zu stehen.  

Eine Form von Nächstenliebe.

Ich danke euch beiden für eure Offenheit und ein lebendiges wie inspirierendes Gespräch.

Gottes Segen für euer Wirken innerhalb und außerhalb der Gemeinde!

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