Synodale und dreifache Mutter: Christina Andrä
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Januar 2020
"Miteinander Gutes bewirken"
Christina Andrä (36) vertritt als Mitglied der 27. Landessynode ihren Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz. Als frisch gebackene Mutter startete sie ihr Engagement und bekam während der Legislaturperiode zwei weitere Kinder. Wie sie Familie und Ehrenamt unter einen Hut bekommt, was sie motiviert und herausfordert, erzählte sie Romy Stein im persönlichen Gespräch.
Wie kam deine Entscheidung für das Amt als Synodale zustande?
Es war Gebetserhörung. Ein Freund, der selbst Synodaler war, fragte mich damals an, als ich gerade das erste Mal Mutter geworden war. Im ersten Moment konnte ich es mir aufgrund dieser Situation überhaupt nicht vorstellen. Da es mich dann aber stärker beschäftigte, habe ich mehrere Male wirklich intensiv gebetet und Gott gefragt, ob ich es machen soll.
Die erste Antwort hielt ich noch für Zufall. Auch beim zweiten Mal war ich nicht sicher, obwohl die aufgeschlagene Bibelstelle ( Jos. 1,9 ) ziemlich klar war. Sie handelt von Josua, der eine ziemlich große Aufgabe vor sich hatte, nämlich das Volk Gottes ins versprochene Land zu führen. Gott antworte ihm „Hab keine Angst, ich geh mit dir.“. Später las ich einen Artikel von Rudolf Westerheide, der hinterfragte, warum wir Engagement häufig verschieben. Konkret fragte er in seinem Text „Warum nicht jetzt?“ und „Warum nicht du?“. In dem Moment entschied ich mich dafür.
So etwas hatte ich vorher noch nie erlebt. Mich und mein Glaubensleben bereicherte dies total.
Während der letzten sechs Jahre bekamst du dann sogar noch zwei weitere Kinder. Wie ließ sich das mit deiner Aufgabe als Synodale vereinbaren?
Im Prinzip wäre es ohne die Unterstützung meines Mannes nicht gegangen. Als das zweite Kind kam, nahm er Urlaub, begleitete mich nach Dresden und brachte mir alle drei, vier Stunden unser Kind zum Stillen. Die Große konnte damals schon bei der Oma bleiben.
Ich hätte es auch nicht machen können, wenn meine nähere Verwandtschaft nicht in der Nähe wohnen würde. Als die Kinder dann etwas größer waren, haben wir sie an die Oma oder meine Schwester verteilt, wenn mein Mann arbeiten musste.
Wie hast du die ersten Sitzungen und deinen Start als Synodale damals erlebt?
Durch sechs Jahre Arbeit im Kirchenvorstand war ich Gremienarbeit gewöhnt, auf dem Gebiet der Landessynode jedoch Laie.
Die ersten Male war es schon schwer sich reinzufuchsen und den Überblick über die Papiere, die aus Drucksachen und zugehörigen Anträgen bestehen, zu behalten. Ich hatte eine nette Banknachbarin, die mir Stück für Stück half. Die jetzige Synode ist ihre Dritte).
Welche Motivation verbindest du mit dieser ehrenamtlichen Arbeit?
Die Landessynode sowie die anderen Leitungsfunktionen, der Bischof und die Kirchenleitung, geben ganz klare Impulse für unsere Kirche. Sie steuern im Prinzip das große Schiff Kirche. Ich möchte mitgestalten, in welche Richtung es geht und meinen Blick sowie die Erfahrung von der Basis einbringen.
Gibt es etwas, was dich besonders herausfordert?
Manche Debatten und Entscheidungen zerren an der eigenen Gefühlswelt, weil es vorkommt, dass man diese oder jene Position nicht vertreten kann. Im Gegensatz zum Kirchenvorstand, wo eher praktische Themen entschieden werden, geht es in der Synode häufig um Grundlegendes. Mich wühlt das sehr auf. Aber ich möchte es mit aushalten, weil ich für meine Kirche eine Zukunft sehe. Ich möchte es auch um der Gemeinschaft willen, weil es meine Geschwister sind.
Hat die Arbeit in der Landessynode für dich auch positive Veränderungen gebracht?
Mein Blick bzw. mein Horizont hat sich geweitet. Wenn Entscheidungen z.B. für eine neue Gottesdienstform in der Gemeinde gefällt werden, frage ich mich manchmal, ob sie auch landeskirchenweit funktionieren würde. In dem Sinne, wenn etwas im Kleinen gelingt, könnte man seine Erfahrung mit allen anderen Gemeinden teilen, um etwas im Großen zu bewirken und voneinander zu profitieren.
Was würdest du jemandem sagen, der sich für die Arbeit in der Synode interessiert und überlegt sich aufstellen zu lassen?
Ich würde ihm ehrlich schildern, wie ich es erlebe. Dass es ziemlich viel Papier in Juristendeutsch zu lesen gibt, die Sitzungen 11 bis 12 Stunden dauern können und es bei Diskussionen im Plenum oder in Ausschüssen manchmal ganz schön zur Sache geht. Aber auch, wie wertvoll und bereichernd die Gemeinschaft untereinander ist, weil man Menschen aus allen Ecken der sächsischen Landeskirche und deren unterschiedliche Blickwinkel kennenlernt.
Der Wille, dass man beieinander bleibt, miteinander etwas bewirkt und etwas Gutes entscheidet, ist das, wofür man es so gerne macht.
Wirst du selbst noch einmal kandidieren?
Ich würde gern weitermachen, vom Gefühl her bin ich noch nicht fertig.
Was bedeutet Glaube für dich?
Durch den Glauben habe ich eine Ewigkeitsperspektive. Ich darf dabei sein, weil meine Schuld schon bezahlt ist. Außerdem verschafft mir die Ewigkeitsperspektive einen anderen Blick auf das, was um mich herum passiert und auf das, was mich selbst betrifft. Ich muss weder alles haben, noch muss ich alles können.
Die Gesellschaft ist ja leider auch häufig so geprägt, dass nur der etwas wert ist, der viel leistet und viel besitzt. Ich selber gerate auch immer wieder in die Gedankenmühle dass ich meinen aktuellen Alltag mit den Kindern zuhause hinterfrage und glaube, Karriere oder Anerkennung wären jetzt erstrebenswert. Letztendlich braucht man es aber nicht, um vor Gott zu bestehen und wertgeschätzt zu sein.
Es ist aber nicht nur die Aussicht auf die Ewigkeit, sondern wir können jeden Tag davon ausgehen, dass wir nicht alleine sind. Wir bekommen im Hier und Jetzt aktiv Hilfe.
Da schließt sich quasi auch der Kreis zum Anfang, als du deine Entscheidung zur Mitarbeit in der Synode im Gebet erfragt hast. Als dir das erste und zweite Zeichen nicht reichten, kam eben noch ein Drittes.
Ich danke dir für deine Offenheit und wünsche dir viel Glück für die Kandidatur für die 28. Landessynode.