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Gesichter unserer Landeskirche

Beruflich wie privat (kirchen)musikbegeistert: Christian Kollmar

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Oktober 2019

Kirchenmusik ist Verkündigung

Christian Kollmars Herz schlägt für Theologie und Kirchenmusik. Bei den diesjährigen Landeskirchenmusiktagen wird er als Mitorganisator sowie als Teilnehmer dabei sein. Mit Romy Stein sprach er vorab über das Besondere der Fortbildungstage, seine persönliche Beziehung zur Musik und warum sie für die Verkündigung so bedeutsam ist.

Sie wurden 2006 als Pfarrer im Ehrenamt in der sächs. Landeskirche ordiniert, arbeiten heute als Dozent an der Hochschule für Kirchenmusik und sind Landesposaunenpfarrer der Sächsischen Posaunenmission e.V. – wie kam das und was genau sind Ihre Aufgaben und was eint all diese Tätigkeiten?

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die sowohl in der Kirche als auch in der Musik zuhause war. Im Grundschulalter lernte ich das Klavierspiel, später auch Trompete, saß mit 14 Jahren an der Orgel und begleitete den Gottesdienst. Später studierte ich Theologie und machte in dieser Zeit auch den C-Kirchenmusikabschluss.

Als ich nach meinem Vikariat in der Badischen Landeskirche vor 18 Jahren aus familiären Gründen nach Dresden zog, war eine Übernahme in den Pfarrdienst nicht möglich. Heute unterrichte ich als Hochschuldozent die Fächer Theologische Grundlagen, Kirchenkunde, Hymnologie (Kirchlied- und Gesangbuchkunde) und Liturgik (Lehre vom Gottesdienst). Zudem bin ich als Theologischer Leiter – wir nennen es Landesposaunenpfarrer – der Sächsischen Posaunenmission e.V. angestellt. Dieser Verein, dessen Vorsitzender ich bin, vertritt die Interessen von 6.000 Blechbläsern in 438 Posaunenchören. Wenn noch Zeit bleibt, vertrete ich in Dresden-Klotzsche, wo ich wohne, ab und an auch Gottesdienste.

Wofür das Herz schlägt, das setzt sich dann – Gott sei Dank – durch. Das ist bei mir neben der Theologie die Kirchenmusik. Zwei wunderbare Berufsfelder, die sich sehr schön verbinden lassen.

Was fasziniert Sie an Musik?

Als Prediger und Musiker muss ich, theologisch gesagt, dem Wort überlassen zu wirken bzw. den Leuten überlassen, was es in ihnen bewirkt. Das Besondere an Musik ist, dass sie Saiten in mir oder dem Hörer zum Schwingen bringt, ohne dass man in der Regel sagen kann, was es ist, was einen da gerade fasziniert oder auf eine andere Weise betroffen macht. Es ist etwas Unverfügbares und eben etwas, was man methodisch nicht herstellen kann. In meiner Jugend habe ich öfter erlebt, dass Musik mich überwältigt. Im Berufsalltag braucht es doch viele Bedingungen, dass die Seele auch so zur Ruhe kommen kann.

Welche „Funktion“ ordnen Sie der Kirchenmusik für die Kirche und den Glauben zu?

Kirchenmusik ist Gemeindeaufbau, Verkündigung und eine Brücke in die Gesellschaft.

Gemeindeaufbau: Wer miteinander im Raum der Kirche musiziert, der ist in der Regel eine sehr verlässliche Stütze in seiner Gemeinde und im Gottesdienst.

Eine Form von Verkündigung, weil Musik über das Geistige und Kognitive hinaus, den ganzen Menschen anspricht. Die Rede macht dies zwar auch, Musik kann es jedoch noch direkter und spürbarer tun, so dass es die Herzen berührt.

So bilden Konzerte oder generell Musik in der Kirche oft eine Brücke in die Gesellschaft. Musik gibt jedem Einzelnen den Raum, das Maß an Nähe und Distanz zu den Glaubensinhalten, die er singt oder hört, selbst zu bestimmen. 

In diesem Jahr finden die Landeskirchenmusiktage „Spielräume“ aus Anlass 70 Jahre Hochschule für Kirchenmusik statt. An welcher Stelle fließt das Jubiläum mit ein?

Das Vorbereitungsteam besteht neben der Arbeitsstelle für Kirchenmusik auch aus Dozenten der Hochschule für Kirchenmusik. Hätten wir uns nicht zusammengetan, hätten beide Seiten eigene Fortbildungstage gemacht. Da die handelnden Personen sowieso dauernd in natürlichem Kontakt stehen, ergibt es absolut Sinn, gemeinsam zu feiern.

Ganz konkret gestaltet und probt der Hochschulrektor Prof. Stephan Lennig das Chorkonzert gemeinsam mit dem Landeskirchenmusikdirektor Markus Leidenberger. Außerdem stehen die Räume der Hochschule zur Verfügung, Dozenten werden Workshops leiten und Studenten sind gleichzeitig Mitgestalter sowie Teilnehmer.

An welcher Stelle wirken Sie bei den Landeskirchenmusiktagen mit?

Ich habe z.B. die Andachten organisiert. Es ist mir sehr wichtig, dass die Fortbildungstage geistlich gerahmt werden, damit das was von innen her lebendig bleiben soll, nicht verloren geht.

Außerdem singe ich als Teilnehmer im Chor mit und freue mich als musikbegeisterter Mensch und C-Kantor auf verschiedene Programmpunkte. So werde ich das Seminar von Dr. Klöckner, der über das Stundengebet (Gregorianik) referiert, besuchen.

Für mich ist es nicht nur Dienstpflicht, sondern auch Vergnügen und ein Herzenswunsch dabei zu sein.

Gab es besondere Erlebnisse bei den Landeskirchenmusiktagen, an die Sie sich gern erinnern?

Bei der festlichen Fortbildungswoche zum Motto „Zukunft(s)musik“ gab es 2009 eine Plenumsdiskussion, die Martina de Maiziére moderierte. Als Gesprächspartner waren Kantorinnen Kantoren vertreten, die sowohl über Dinge sprachen, die vorbildlich liefen, als auch jene, die sich schwierig gestalteten. Der Abend war in der Hinsicht produktiv, dass sich aus der Runde das „Netzwerk Kirchenmusik“ bildete, welches unter anderem wichtige Impulse für die den Aufbau der heutigen Arbeitsstelle für Kirchenmusik gab.

Gibt es etwas was Sie sich für die Landeskirchenmusiktage wünschen bzw. was sie für Sie erfolgreich machen?

Erfolg haben sie dann, wenn die Kantorinnen und Kantoren mit einer deutlichen Stärkung in fachlicher und geistlicher Hinsicht, aber auch durch die Gemeinschaft, die durch den Austausch zustande kommt, zurück in ihren Dienst gehen. Wenn all das im Alltag nachklingen kann.

Das Wesentliche der Landeskirchenmusiktage ist, dass man für die Kantoren ein paar Tage schafft, in denen sie die Zeit als Spielraum erleben, in denen sie nichts produzieren oder anleiten müssen. Also eine Auszeit von dem verzweckten Arbeiten, in der sie selbst nur genießen können. In ihrem Alltag werden sie ihrerseits wieder dafür arbeiten, solche Spielräume des Gotteslobs in den Kirchgemeinden lebendig zu halten. Dafür brauchen sie auch strukturelle Spielräume.

Herr Kollmar, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch und wünsche Ihnen erlebnisreiche und anrührende Landeskirchenmusiktage.

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