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Eine WUNDERKAMMER für Kinder und Familien


07. März 2024

Generationenübergreifender Dialog zu Themen der Bibel

DRESDEN – Das Ehepaar Suschke legt kräftig Hand an, hebt und ordnet bunte Holzkisten zu einer Regalwand. Emsiges Treiben beim Aufbau einer neukonzipierten Ausstellung im Bibelhaus Dresden in der Kretschmerstraße. Wo das Regalsystem vom Freitaler Tischlermeister schon befestigt wurde, gehen zwei Studentinnen der Kunsthochschule Dresden mit der Fachrichtung Theatermalerei ihrer Profession nach und gestalten mit Stift und Pinsel die sichtbare Rückwand mit bunten Motiven. Da wogen Wellen auf dem See Genezareth ganz plastisch als ein Motiv von sechs biblischen Geschichten, die in diesem Haus für Kinder und ihre Familien erzählt werden.

Simona Mielich, Leiterin des Bibelhauses der Sächsischen Haupt-Bibelgesellschaft, kommt aus ihrem Büro hinzu, hilft zu tragen und streift danach mit den Fingern über die Planzeichnungen, die an der Innenseite einer Tür hängen. So soll die Ausstellung mal aussehen. Um sie zu füllen, wurde Spielzeug von Kindern aus Schulen und Kindergärten gesammelt, denn damit soll das Interesse von der Gegenwart in die Vergangenheit gelenkt werden. „Eine Wunderkammer, in der Kinder, Jugendliche und Familien die ausgesuchten Bibelgeschichten in assoziativer und spielerischer Form neu entdecken können“, beschreibt der Ausstellungsdesigner Klemens Kühn das Vorhaben.  In 170 Fächern solle erlebbar werden, was die alten Bibelgeschichten mit dem alltäglichen Leben und den gesellschaftlichen Fragen zu tun haben. 

Der Berliner Theater-Bühnenbildner, der als Ideengeber das Team um die Neugestaltung dieser Erlebnisausstellung von Anfang an tatkräftig unterstützt, geht zurück zum Treppenaufgang. Hier pinselt er innerhalb zahlreicher Kreisflächen figürliche Szenen, fokussiert sie aus biblischen Erzählungen zu einzelnen Ikonen einer Bildbotschaft. Die Botschaft solle gedeutet werden, ein Rätsel mit Lösung eines Buchstabens führt zu einem Wort, was wiederum auf eine Geschichte deutet, so Simona Mielich. Allerdings sei dies schon mehr was für Kenner, aber für jeden was zum entdecken als Anregung. Die szenische Sympathiefigur eines Esels wird den Besucher begrüßen und soll die Kinder durch die Handlungen führen und Hilfestellungen geben. Der Vorhang zur Ausstellungseröffnung wird sich am 17. Mai heben.  

Nach der Vorstellung des Ausstellungskonzepts im Frühling letzten Jahres arbeitet das Team des Bibelhauses mit zahlreichen Partnern seit Herbst 2023 an der Neugestaltung des Kindermuseums in der Villa der Sächsischen Haupt-Bibelgesellschaft. Als Basis dienen sechs ausgewählte Bibelgeschichten, die in möglichst verschiedenen Spiel-Lern-Stationen die unterschiedlichen Kompetenzen des jungen Publikums ansprechen sollen. So werden gleichberechtigt die Interessen von Mädchen und Jungen, Kindern mit Migrationshintergrund, von konfessionellen und nichtkonfessionellen Besucherinnen und Besuchern sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten berücksichtigt. Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung ist die Vermittlung der zeitlosen Parabeln, der humanistischen und friedensstiftenden Werte der Bibel-Erzählungen und ihre Bedeutung im heutigen Alltag der Kinder.

Die über zwei Etagen angelegte Raumkonzeption folgt neben der Idee der Erzählungen der Vision einer „Wunderkammer“. Ausstellungsdesigner Klemens Kühn erläutert die Besonderheiten dieser Räume als Vorläufer heutiger Museen. Wunderkammern sind in Europa im 16. Jahrhundert entstanden. Könige, Fürsten und wohlhabende Bürger hätten sich eigene Räume mit Kabinettschränken eingerichtet, in denen sie Schätze aus allen Erdteilen aufbewahrten und sie als Statussymbole und Zeugnis ihrer Wissbegierde zur Schau stellten. Zusammengetragen von Kunstagenten, Händlern und Seefahrern, bearbeitet von den talentiertesten Künstlern, würden sie damals wie heute seltenen Kostbarkeiten das enzyklopädische Universalwissen der Renaissance widerspiegeln.

Für eine Gruppe ist eine Besuchszeit von 45-60 Minuten vorgesehen. Als Treffpunkt am Schluss dient in der 1. Etage ein großes Zelt, um sich gegenseitig die Erlebnisse erzählen zu können. Als Vorlage dazu, allerdings im neuen Gewande, dient ein Nomadenzelt als Lebens-, Arbeits- und Versammlungsraum einer Gemeinschaft auf dem Wege mit ihren Tieren.

Klemens Kühn (o.) und Simona Mielich im Treppenaufgang

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