Alle Nachrichten

Nachricht

Bereich

Fachtag Kirche im Tourismus


16. Juni 2022

Im Dreiklang: Kirche – Musik -Tourismus

DRESDEN – Im Dresdner Haus der Kirche (Dreikönigskirche) fand am 16. Juni 2022 der 5. Fachtag „Kirche im Tourismus“ in Kooperation mit dem Landestourismusverband Sachsen statt. Im Zentrum standen Chancen und Ressourcen kirchenmusikalischer Arbeit in mittelgroßen Regionen Sachsens mit ihren Projekten, um neue Besucherinnen und Besucher anzuziehen. Zur Erhöhung des Erfolgsfaktors wird ein vernetztes Zusammenwirken zwischen Kirchgemeinden und Tourismus mit gemeinsamen Programmkonzepten angesehen.
Organisiert und moderiert hatte den Fachtag mit rund 80 Beteiligten die Referentin für die Fachstelle Offene Kirche und Kirche im Tourismus, Kerstin Kracht. Musikalisch führten Andre Engelbrecht (Klavier) und Theresa Bönisch (Querflöte) durch das Programm.

Der für den Arbeitszweig von Kirche im Tourismus zuständige Dezernent im Landeskirchenamt, Oberlandeskirchenrat Karl-Ludwig Ihmels, hob in seiner Begrüßung die „Schätze“ von herrlichen Landschaften und großartiger Architektur hervor, aber auch jene, die man nicht nur sehen, sondern auch hören könne. Der Wunsch sei, nach den Corona-Einschränkungen mit der Kirchenmusik einen Beitrag zur Wiederankurbelung des Tourismus in Sachsen leisten zu können. Angesichts des Ukraine-Kriegs sei der Kulturgenuss nicht ungetrübt, aber trotz aller Sorgen gehe es auch darum, einmal Abstand zu gewinnen, etwas anderes zu sehen und zu hören, einmal auf- und durchatmen zu können und zur Besinnung zu kommen, so der Theologe.

Den Veranstaltern und Teilnehmenden wurde klar, dass weiterhin das kirchenmusikalische Erbe in Standard und Qualität erhalten bleiben müsse und sich Kirchgemeinden für neu entstehende Musikreihen öffnen sollten sowie Kooperationen als Verstärkung wahrnehmen und sie zu nutzen. Dies geschehe bereits vielerorts in der Kirchenmusik Sachsens, die Landeskirchenmusikdirektor Markus Leidenberger in seinem Wortbeitrag für „prägend, lebendig und attraktiv“ ansieht.

Der Mitbegründer des Musikfests Erzgebirge, der Kulturmanager Ben Uhle, erläuterte vor dem Hintergrund seines Credos „Hohe Kunst, die verwurzelt“ beispielhaft die Entwicklung eines solchen Landschaftsmusikfestivals, in das eine ganze Region in zehn Tagen an 15 unterschiedlichen Orten mit Konzerten involviert ist und über die Region hinauswirke. Immerhin sorge es für rund 1.000 Übernachtungen und 8.000 Besucher:innen, von denen 30 Prozent aus dem nichtsächsischen Raum und dem Ausland kämen. Immer sei durch ein Begleitprogramm mit Stadt- und Kirchenführungen der Blick über das Konzertereignis hinaus geplant. Er verschwieg aber auch nicht die jeweils individuellen Hindernisse, die manche Kirchgemeinde in der Nutzung ihrer Kirche vorhält. Das gehe von Kollekte statt Eintritt, über den Parallelbetrieb von Gemeindekreisen, technischem Equipment bis zu den sanitären Anlagen. Das ansonsten alle zwei Jahre stattfindende Musikfest Erzgebirge ist vom 9.-18. September 2022 unter dem Titel „Sachsens Glanz“ zu erleben.

Zuvor berichtete Dr. Michael Löffler, Amtsleiter im Kulturamt Zwickau, über die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kirche, manchmal konkret im „k.und k.-Regiment“ von Superintendent und ihm, wie er sagte, in Fragen gemeinsamer Projekte. Über die finanzielle Unterstützung von kirchenmusikalischen Veranstaltungen durch die Stadt und die Kulturraumförderung hinaus, zeichnete Dr. Löffler den Weg nach, wie sich Zwickau ab 2011 Schritt für Schritt bewusst machte, eine Luther-Stätte zu sein, bis hin zur Reformationsstadt mit einer anzustrebenden Europäischen Kulturerbe-Stätte (Katharinenkirche).

Bezugspunkt war hier Thomas Müntzer, aber auch der eindrückliche Besuch Martin Luthers vor 500 Jahren. Der Lutherweg, der durch Zwickau hindurchführt, wurde noch mit einem städtischen Lutherweg ergänzt und eine Projektstelle in der Katharinenkirche als offene Kirche eingerichtet. Vor einem gemeinsamen Besuch des Sächsischen Ministerpräsidenten und Landesbischof Tobias Bilz auf dem Lutherweg sei zuletzt die Idee geboren, aus der Katharinenkirche eine Kulturkirche zu machen mit entsprechenden Veranstaltungen von Künstlern der Stadt und der Region.

Den Part zu staatlichen Akteuren wurde durch ein Interview mit Abteilungsleiter Frank Ortmann, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, geweitet, das von Oberkirchenrat Christoph Seele, Beauftragter der Evangelischen Landeskirchen im Freistaat Sachsen und Mitglied im Vorstand des Landestourismusverbandes Sachsens, geführt wurde. In seinem Grußwort wusste Ortmann zu berichten, dass 25 Prozent der Urlauber Klöster und Kirchen besuchen würden. Jeder zweite Urlauber sei im Inland unterwegs.

Hinsichtlich des Ausgleichs von Reiz- und Informationsflut suchten Menschen Ausgleich und Besinnung im Urlaub. Hier stoße die Nachfrage auf ein gutes Angebot. Die Projekte von Kirche im Tourismus wolle der Freistaat begleiten. So seien Angebote zum Wandern und Pilgern als besonders förderungswürdig eingestuft und Mittel dafür bereitgestellt worden. Ortmann dankte insbesondere der Evangelischen Erwachsenenbildung und dem Landestourismusverband für die schnelle Umsetzung und Begleitung. Er wisse über die Herausforderung, die vielen kleinen Partner zusammenzuführen, um vor allem den ländlichen Raum zu helfen.

In einem weiteren Programmpunkt über Transformationsprozesse seien keine allgemeinen Wahrheiten oder Standards anwendbar, wo sich tiefgreifende Strukturveränderungen mit ihren speziellen Herausforderungen auftun.
So wusste Livia Knebel vom Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, über die besondere Bedeutung des Zusammenwirkens von Kirche, Musik und Tourismus am Beispiel der Lausitz im beginnenden Transformationsprozess. Insbesondere im ländlichen Raum würde Kultur mitunter sehr im Verborgenen stattfinden Hier brauche es mehr Vernetzung der Akteure, auch von Kirche, so Knebel.

Geweitet und gleichsam zusammenfassend ging abschließend ein Podium auf gemeinsame Perspektiven im zuvor angesprochenen „Dreiklang“ ein. Adäquat dazu sprachen Andrea Kis vom Landesverband Sachsen, Martina Hergt von Arbeitsstelle Kirchenmusik in der sächsischen Landeskirche und Torsten Tannenberg, Geschäftsführer Sächsischer Musikrat. Kirche sei der größte Kulturanbieter mit einem dichten Netz. Dies sei auch eine große Verantwortung, die manchmal gar nicht gesehen werde, bemerkte Geschäftsführer Tannenberg. Die Stellvertretende Verbandsdirektorin Andrea Kis hob noch mal hervor, dass sich im Zusammenwirken von Kirche und Tourismus die Lebens- und Standortqualität erhöhen würde.

Kulturmanager Ben Uhle vom Musikfest Erzgebirge
Zwickauer Kulturamtsleiter Dr. Michael Löffler
Frank Ortmann und Christoph Seele

Teilen Sie diese Seite