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Gedenken um den 13. Februar in Dresden
09. Februar 2023
Erinnern – Versöhnen – Zukunft gestalten
DRESDEN - Um den Gedenktag des 13. Februars herum wird in Dresden in diesem Jahr unter dem Motto „Frieden! Gemeinsam gestalten“ an die Zerstörung großer Teile Dresdens, der Bombenopfer sowie an Nazi-Terror und Gewaltherrschaft zum 78. Mal erinnert. Auch die großen Innenstadtkirchen sind wieder zentrale Punkte der Gedenkveranstaltungen mit Konzerten, Andachten, Gottesdiensten und verschiedenen Gesprächsformaten.
Konzerte
Schon das Wochenende zuvor steht unter den Vorzeichen des Andenkens an die damalige Zerstörung der Elbe-Stadt. Nach dem Gebet für Frieden und Versöhnung (Nagelkreuz von Coventry) am Freitagmittag um 12:00 Uhr in der Dresdner Kreuzkirche erklingen tags darauf am Sonnabend, 11. Februar, um 17:00 Uhr das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart und die weithin bekannte Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger.
Sie wird vom Dresdner Kreuzchor jedes Jahr im Rahmen eines Gedenkkonzertes gesungen, gefolgt vom Klang der tiefsten Glocke der Kreuzkirche und Minuten des Schweigens. Zudem führt der Dresdner Kreuzchor unter Leitung von Kreuzkantor Martin Lehmann in diesem Jahr das Mozart-Requiem gemeinsam mit Solisten und Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle auf.
Unter dem Motto „erinnern – versöhnen – Zukunft gestalten“ stimmt die Dresdner Frauenkirche mit einem Konzert ebenfalls auf den Gedenktag und ihre Veranstaltungen ein. Am Sonnabend um 20:00 Uhr präsentiert der Kammerchor der Frauenkirche im Konzert »Klang der Hoffnung« Psalmvertonungen von Schütz und Praetorius. Ihre Musik, die in einer durch Krieg und Elend geprägten Zeit entstand, verbindet frühbarocke Klangpracht mit tiefgründiger Textdeutung, lässt aber immer wieder kraftvoll Hoffnung durchleuchten.
Stilles Gedenken und Erinnern
Am Montag, 13. Februar, lädt die Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden e.V. von 16:00 bis 22:00 Uhr wieder zum stillen Gedenken und Erinnern, zu Gesprächen und Begegnungen vor der Frauenkirche (Neumarkt) ein. Gegen eine Spende werden Kerzen bereitgehalten. Sie sind ein Zeichen des wahrhaftigen Erinnerns an die Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Gewaltherrschaft. Alle sind eingeladen, aus tausenden Lichtern eine fast 20 Meter große Kerze zu bilden.
Um 18:00 Uhr beim Zusammenschluss der Menschenkette läuten die Glocken der Frauenkirche. Im Anschluss sind die Menschen zum Andachtsformat Friedenswort & Orgelklang eingeladen.
Der »Dresdner Gedenkweg – unterwegs zur Versöhnung« führt mit Textlesungen an ausgewählte Orte, die an Leid und Schuld im Zweiten Weltkrieg sowie an Zerstörungen in der Nachkriegszeit erinnern. Zugleich werden auf diesem Weg auch der Hoffnung vermittelnde Wiederaufbau in der Stadt, die Sehnsucht nach Frieden, die friedliche Revolution von 1989 sowie der Wunsch und der anstrengende Weg der Menschen zur Versöhnung thematisiert.
Der Gedenkweg beginnt um 18:15 Uhr an der Gedenkstele an die Zerstörung der alten Synagoge und an die Ermordung der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus am Hasenberg, gegenüber der neuen Synagoge. Er führt danach zur Skulptur des Großen Trauernden Mannes, das Trümmerstück aus der Kuppel der Frauenkirche auf deren Nordseite, dann an der Südostseite des Altmarktes nahe dem Gedenk- und Mahnmal für die Opfer der Luftangriffe auf Dresden vom 13. und 14. Februar 1945 zur Kreuzkirche zum Denk- und Mahnmal »Schwerter zu Pflugscharen – Steine des Anstoßes«, zum Denk-Raum für die Sophienkirche und abschließend zur Frauenkirche.
Podium und Gottesdienst
Im Rahmen der Reihe FORUM FRAUENKIRCHE findet um 19:30 Uhr im Hauptraum der Frauenkirche die Podiumsdiskussion mit Podcast-Aufzeichnung „Dresden und der 13. Februar 1945 – hat das Gedenken eine Zukunft?“ statt. Als Podiumsgäste werden Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden, Dr. Kristiane Janeke, Wissenschaftliche Leiterin und Leiterin Abteilung Museumsbetrieb des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr Dresden, und Dr. Uljana Sieber, Leiterin der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, erwartet. Die Moderation übernimmt Oliver Reinhard, stellvertretender Leiter Feuilleton der Sächsischen Zeitung und von Sächsische.de
Dresden gilt als Symbol für die Schrecken des modernen Krieges. Doch die Zukunft des Gedenkens an die verheerenden Luftangriffe vom 13. und 14. Februar 1945 ist umstritten. Traditionalisten wollen weiterhin vor allem der Dresdner Bombenopfer gedenken, anderen ist das mahnende Erinnern an Dresdner Täter wichtiger. Darüber hinaus gibt es seit einigen Jahren Initiativen und Aktionen aus der Bürgerschaft, die das Vermächtnis der Zerstörung neu zu definieren: Dresden soll zur internationalen Friedensstadt werden unter dem Motto »Erinnern für eine Zukunft des friedlichen Miteinanders in Vielfalt«. Die Veranstaltung wird zusammen mit der Sächsischen Zeitung live aufgezeichnet.
Zum traditionellen Ökumenischen Friedensgottesdienst lädt in diesem Jahr die Kathedrale St. Trinitatis um 20:30 Uhr ein. Veranstalter ist der Dresdner Stadtökumenekreis. Mitwirkende sind Dompfarrer Norbert Büchner, Superintendent Albrecht Nollau, Pastor Thomas Härtel von der ev.-methodistischen Kirche und Elisabeth Naendorf (ÖIZ). Der Sender- und Rundfunkbeauftragte, Pfarrer Holger Treutmann, wird die Predigt halten. Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst von Domorganist Sebastian Freitag. Im Anschluss an den Gottesdienst stimmen die Glocken der Dresdner Kirchen zum Gedenkgeläut an den Beginn der Bombennacht an.
Nach dem gemeinsamen Geläut der Dresdner Kirchenglocken (21:45 Uhr) öffnet die Frauenkirche ab 22:00 Uhr ihre Türen zur »Nacht der Stille« In Wort und Klang, aber auch mit bewussten Momenten der Stille wird der Erinnerung an die zerstörerische Kraft von Krieg und dem Ruf nach einem versöhnten Miteinander Raum gegeben. Die Nacht der Stille wird diesmal in der Unterkirche stattfinden – dem Ort, der bei den Luftangriffen auf Dresden Menschen Zuflucht bot und nunmehr Raum geben wird für persönliche Perspektiven von Vertreter*innen der Jüdischen Gemeinde Dresden und dem Deutsch-Kurdischen Verein sowie Menschen aus dem Iran, der Ukraine und Russland.
Am Dienstag, 14. Februar, begrüßt die Frauenkirche Reverend Andrew March. Der Pfarrer aus Coventry hat mit »Feindes Liebe« ein besonderes Buch geschrieben, dessen deutsche Übersetzung im Rahmen einer Lesung vorgestellt wird. Es handelt vom jungen Cambridge-Studenten Fred Clayton, der 1936 nach Dresden kam und den aufkeimenden Nationalsozialismus erlebt. Nach seiner Rückkehr nach England entspinnt sich ein intensiver Briefwechsel mit einer Dresdner Familie, der dem Hass zwischen Kriegsgegnern Freundschaft und Liebe entgegensetzt. Die Lesung in der Unterkirche wird musikalisch gerahmt und steht allen Interessierten offen.
Mit musikalischer Rahmung durch Anna Lena Bretschneider (Gesang), Charlotte Lamprecht (Violine), Yuka Origasa (Klavier)

