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Internationale Partnerschaftstagung


19. Juni 2023

Gäste aus 16 Ländern treffen sich mit ihren Partnern gemeinsam

MEISSEN – Mit einer Begrüßung im Propsteisaal (Klosterhof St. Afra) in Meißen begann am Abend des 15. Juni 2023 die fast einwöchige Internationale Partnerschaftstagung unter dem Motto „…dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“. Über 100 Delegierte aus den internationalen Partnerschaften der sächsischen Landeskirche waren an diesem Tag aus 16 Ländern angereist, um sich in den nächsten Tagen über die Themen Zukunft und Hoffnung auszutauschen. Nach einem Besuch in Dresden am Montag, 19. Juni, wird für die internalen Gäste am Dienstag eine Fahrt in die Lutherstadt Wittenberg angeboten, wo sie im Luthergarten mit einer Andacht unter dem „Himmelszelt“ empfangen werden.

Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel, theologischer Dezernent u.a. für die Ökumene zuständig, richtete am Abend den Gästen Grüße von Landesbischof Tobias Bilz aus, der am nächsten Morgen zur Bibelarbeit erwartet werde. Dr. Daniel hieß die Teilnehmenden in Meißen, der Wiege Sachsens, willkommen. Er verwies darauf, dass vor 1000 Jahren Menschen kamen, um hier eine Heimat zu suchen. Von hier aus habe sich das Christentum in Sachsen verbreitet. In der Gegenwart würde das Treffen in Meißen in eine unsichere und aufgewühlte Zeit fallen. Alles was die Teilnehmenden bewege, solle zur Sprache kommen und ausgesprochen werden, sagte Dr. Daniel.

Oberkirchenrat Friedemann Oehme, Referent für Ökumenische Beziehungen im Landeskirchenamt, möchte auf der Tagung ein Netz von Patenschaften spinnen von Papua-Neuguinea bis Kolumbien, von Südafrika bis Schweden. Vor sieben Jahren habe es schon einmal an derartiges Treffen in Meißen gegeben, was ermutige, es wieder zu machen. Helena Funk aus Leipzig, ebenfalls der Programmgruppe zugehörig und mit Kontakten zu Vertretern der Partnerkirchen und -gruppen der sächsischen Landeskirche befasst, ist, wolle auf dieser Tagung ein Stück die Welt zusammenbringen. Die Beauftragte für kirchlichen Entwicklungsdienst hatte eine Zeitlang in Tansania und Kenia gelebt. Pfarrer Daniel Keiling, Tansania-Referent im Leipziger Missionswerk, verwies auf die 187-jährige Geschichte der Mission in Sachsen, die bisher über 400 Frauen und Männer in die Welt schickte, zunächst nach Indien, später nach Ost-Afrika (Tansania) und Anfang der 1950er Jahre nach Papua-Neuguinea.

Unter den anwesenden Teilnehmenden der Partnerschaftstagung sind 65 internationale Gäste aus Partnerkirchen und Partnergemeinden sowie die Süd-Nord-Freiwilligen des Leipziger Missionswerkes. So treffen Vertreter protestantischen Kirchen und Gemeinden aus Dänemark, Indien, Kolumbien, Kuba, Lettland, Niederlande, Papua-Neuguinea, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Südafrika, Tansania, Tschechien und den USA in Meißen zusammen. Weitere 34 Teilnehmende der Tagung sind Vertreterinnen und Vertreter sächsischer Kirchgemeinden und Kirchenbezirke, die diese Partnerschaften pflegen.

Mit dieser Tagung bietet die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens ein Forum, damit sich ein repräsentativer Anteil der Partnerschaften auch gegenseitig kennenlernen kann, was sonst nur auf bilateraler Weise von Besuchen und Gegenbesuchen auf der jeweiligen Ebene erfolgt. Dieser mehrtägige Erfahrungsaustausch auf breiter Basis dient der geistlichen Gemeinschaft, dem kulturellen Austausch und der thematischen Arbeit in Fragen, die alle Menschen, aber auch Christen in Fragen ihres Zeugnisses derzeit weltweit beschäftigen. An der Tagung werden fünf sächsische und fünf internationale Referentinnen und Referenten mitwirken.

Die internationalen Gäste werden mit ihren sächsischen Partnerinnen und Partnern an den fünf Tagen in Meißen gemeinsam diskutieren, beten, Themen erarbeiten und sich gegenseitig erleben. Das Programm setzt sich aus gemeinsamen Andachten und Bibelarbeiten sowie inhaltlichem Austausch in Workshops und Vorträgen zusammen. Es wird der Wunsch der Partnerschaftsgruppen aufgenommen, auf die Zukunftsfähigkeit von kirchlichen Partnerschaften zu schauen sowie aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

Damit diese Tagung auch in die Landeskirche hineinwirkt, wird am Sonntag, 18. Juni, ein großes Begegnungsfest gefeiert, das zugleich das Jahresfest des Leipziger Missionswerkes ist. Im Festgottesdienst im Meißner Dom predigt der indische Bischof der Ev.-Luth. Tamilkirche Dr. Christian Samraj. In diesem Gottesdienst wird auch der nächste Jahrgang der Nord-Süd-Freiwilligen des Leipziger Missionswerkes entsendet. Zum Begegnungsfest sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Sie können an diesem Tag das weltweite Netz der kirchlichen Partnerschaften erlebt werden. Die Tagung endet mit der Abreise am Mittwoch.

THEMENSEITE  Partnerschaftstagung vom 15.-21. Juni 2023 mit Programm

Partnerschaftsgruppen stellen sich

Der Freitag, 16. Juni, begann für alle Teilnehmenden, auch die, die nachts noch dazu gekommen waren, mit einem gemeinsamen Morgengebet in der St.-Afra-Kirche, die Bischof Christopher Deforest aus Pennsylvania (USA) hielt. Nach dem Frühstück begann die Bibelarbeit zu Jeremia 29,11 im Propsteisaal mit dem sächsischen Landesbischof Tobias Bilz. Es folgte ein Austausch in Kleingruppen.
Die nächste Tagungseinheit umfasste ein Grußwort seitens der Staatsregierung von Christoph Schmitt, Referent in der Sächsischen Staatskanzlei. Ihm folgte ein Vortrag von Nicholas Tangen von der Minneapolis Area Synod (USA).

Zur Entspannung und weiteren Anregung ging es am frühen Nachmittag in verschiedenen Gruppen zu Stadtführungen in Meißner Altstadt und am Burgberg.
Zurück im Klosterhofgelände begannen Workshops in verschiedenen Räumen zu Landesflaggen – Deutungen von Farbe und Symbolik; über Schlagzeilen aus der medialen Öffentlichkeit sowie zu aktuellen Themen aus der kirchlichen Debatte.

Der Abend sollte dem Austausch vorbehalten sein, über die Partnerschaftsarbeit hinsichtlich positiver und hinderlicher Erfahrungen nachzudenken, um voneinander zu lernen. Als Ergänzung dazu stellt sich danach die Partnerschaftsgruppen gegenseitig mit ihren jeweiligen Präsentationen vor.

Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung

Auch der Sonnabend, 17. Juni, begann mit einem Morgengebet und nach dem Frühstück mit einer weiteren Bibelarbeit, die diesmal zu Bibelstelle Markus 10,17-27 von Pastor Dulen Ziaring (Papua-Neuguinea) hielt. Sie war sehr dialogisch aufgebaut, die die Zuhörer einbezog, bevor sich der Austausch in den Kleingruppen anschloss.

Den Vortrag an diesem Tag hielt die Präsidentin der sächsischen Landessynode, die Historikerin Bettina Westfeld aus Dresden. Sie referierte die Geschichte der Bewegung Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung vor den gesellschaftspolitischen Veränderungen und die Einbindung der Landeskirche in die weltweite Ökumene. Dabei griff sie gleich zu Beginn das historische Datum des 17. Juni 1953 in ihrer Präsentation auf. Westfeld erinnerte daran, dass dem Volksaufstand, an dem sich eine Million Menschen beteiligten, auch starke Repressionen gegen die Kirche und die Christen vorausgingen. So seien auch zwei Mitglieder der Landessynode verhaftet, die evangelische Jugend kriminalisiert und Christen in vielen Bereichen diskriminiert worden.

Während dieser Aufstand erfolglos blieb, bekam die Protestbewegung gut 30 Jahre später deutlich mehr Struktur. So schlugen die DDR-Kirchen auf der Versammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Vancouver 1983 ein gesamtchristliches Friedenskonzil vor , woraus sich dann der Konziliare Prozess entwickelte. Der Dresdner Stadtökumenekreis rief 1986 zu einer Ökumenischen Versammlung auf. Der Aufruf „Eine Hoffnung lernt gehen“ habe mit rund 10.000 Rückmeldungen für eine überraschend große Resonanz aus den Kirchgemeinden geführt, so Westfeld.

Vor dem Abschlussgottesdienst der Ökumenischen Versammlung in Dresden am 30. April 1989 seien dann zwölf Texte verabschiedet worden. Damit bekam der Aufruf zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung seine programmatische Tiefe, meint die Präsidentin. Das blieb der Staatssicherheit nicht verborgen. Die Friedliche Revolution führte schließlich dazu, dass sich Runde Tische bildeten und Kirchen zu Foren des Dialogs wurden. In die spätere sächsische Verfassung seien die Grundsätze im Geiste des Aufrufs bewusst übernommen worden, sagte sie.

Nach vielen Veränderungen in Kirche und Gesellschaft besann man sich dieses Auftrags wieder und initiierte und unterstützte seitens der Landessynode den Ökumenischen Weg, der in Kontakt mit den Kirchgemeinden zum Handeln ermutigen soll, wie es beispielsweise vom LWB unterstützt, in Dresden-Johannstadt mit dem Projekt „anders wachsen“ derzeit umgesetzt wird. Bettina Westfeld, die auch dem Rat des Lutherischen Weltbundes angehört, verwies auf den Ökumenischen Thementag am Buß- und Bettag in diesem Jahr in Bautzen, wo neue Anregungen erwartet würden.

Dem Vortrag schlossen sich Diskussionen in Kleingruppen an, in denen es um Fragen gehen sollte, welche Impulse aus der Ökumene in den Kirchen der Gäste prägend seien, wie sie umgesetzt würden und was den in Meißen anwesenden Delegierten der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes im September mit auf den Weg nach Krakau gegeben werden solle, so die Anfrage von Frau Westfeld an das vollbesetzte Plenum im Propsteisaal.

Bevor es auf einen Pilgerweg entlang der Elbe und um den Burgberg herum ging, wurde die Mittagspause für eine Collage-Projekt genutzt. Einige Frauen haben ein großformatiges Bild für die morgendliche Andacht (Morgengebet) am Montag vorbereitet. Dafür benötigten sie Fußabdrücke, wofür einige Teilnehmerinnen bereitwillig ihre Fußsohlen zum Bemalen zur Verfügung stellten. Die bunten Fußabdrücke sollen sinngemäß die Frage aufwerfen, welche Abdrücke wir als Christen in der Welt hinterlassen.

Den Vortrag des Vormittags griffen am Nachmittag thematisch sechs Workshops auf, die in verschiedenen Gruppenräumen durch Moderatoren aus Kenia, Deutschland, Kuba und Tansania jeweils in Englisch und Deutsch Beiträge zur Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung diskutierten. Beispielsweise  kamen in einer Präsentation von Rev. Dr. Brighton Katabako aus Tansania/Deutschland die Lebensverhältnisse von Menschen im östlichen Afrika zur Sprache. Darstellungen von Armut, Abhängigkeiten und  sozialökonomischer Rahmenbedingungen vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen und dem Einfluss des Menschen auf die Umwelt standen im Kontext der Schöpfungsverantwortung.

Helena Funk aus Leipzig erläuterte in einem Workshop anhand einer Karte die tatsächliche Größe der Kontinente sowie die demografische Entwicklung, in die sich die Welt hineinbegibt. Das wirft ebenfalls Fragen nach der Bewahrung der Schöpfung auf, wie Recoursen durch u.a. durch eine klimagerechte Politik nachhaltiger verteilt und erhalten werden können.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Möglichkeit auch in andere Workshops zu wechseln, da in der zur Verfügung stehenden Zeit zwei Einheiten vorgesehen waren. So beschäftigten sich Gruppen mit Fragestellungen zur Gerechtigkeit (John Karuga (Kenia/Deutschland) und Kathrin Wallrabe (Radebeul) zu Gender-Gerechtigkeit sowie zu Friedensthemen Izett Sama Hermandez aus Kuba und Michael Zimmermann aus Dresden.

Am Abend gab es wieder einen gemeinsamen Austausch im Kreuzgang des Klosterhofs über den weiteren Partnerschaftsweg, bevor sich die Präsentationen der Partnerschaftsgruppen im Propsteisaal anschlossen, die sich am Vorabend noch nicht vorgestellt hatten. Die erste Vorstellung war die zwischen Kilimandscharo-Mitte und Marienberg, deren drei Vertreter ein Lied mit afrikanischen Instrumenten spielten. Das Gustav-Adolf-Werk als Diaspora-Werk der EKD stellte mit einem Film ein Projekt für eine Roma-Gemeinde in Bulgarien vor.

Die Partnerschaft zwischen Dresden und Stockholm begann schon Ende der 1970er Jahre, die nach der politischen Wende vertieft worden sei, berichtete Superintendent Albrecht Nollau (DD-Mitte). Das schwedische Lied „Strahlen brechen viele aus einem Licht“, das auch im hiesigen Gesangbuch steht, wurde gemeinsam gesungen. Die nächste Partnerschaft aus Zwickau und Tansania stellte die Naturschönheiten mit den landestypischen Tieren, der tropischen Kilimandscharo-Region und der Insel Sansibar vor. Das Land mit über 100 Sprachen wurde zudem als friedliches Land beschrieben. Die lutherische Kirche in Tansania ist eine der größten Kirchen des LWB mit neun Millionen Mitgliedern.

Eine weitere Partnerschaft zwischen Sachsen und Lettland stellte ein Vertreter und eine Vertreterin mit ihrer Tracht vor. Ein traditionelles Lied sollte stellvertretend für die großen und traditionellen Sängerfeste stehen, die in Lettland die Menschen zusammenführen. Die Beziehungen zwischen Pennsylvania und Sachen schaut auf 280 Jahre zurück, als der damalige junge Pfarrer H.M. Mühlenberg von seinem Dienst in der sächsischen Oberlausitz nach Pennsylvania entsendet wurde. Er kümmerte sich um die jungen lutherischen Gemeinden der Region. Drei dieser Gäste aus Allentown sangen einen bekannten Song von Billy Joel über ihre Stadt, was zum Mitsingen anregte.

Eine weitere Partnerschaft zwischen der Region Meru (Tansania) und Bautzen wurde szenisch von einer Gruppe mit Trommel tanzend vorgestellt. Die Partnerschaft zwischen Leipzig und Minneapolis präsentierten drei Vertreter. Sie berichteten, dass die Menschen der Stadt stark von der Friedlichen Revolution in Leipzig beeindruckt waren, weil eine Partnerschaft bereits bis die 1980er Jahr zurückreichte. Eine besondere Projektvorstellung machten Vertreter aus Rumänien (Siebenbürgen), die eine Partnerschaft mit dem Gustav-Adolf-Werk pflegen. Dabei geht es um Hilfen für bedürftige Kinder, die von einem ökumenischen Hilfsverein Ortopraxia in Orăştie/Broos koordiniert werden. Am Ende der Vorstellungen präsentierte sich die Partnerschaft zwischen der Chemnitzer Christuskirchgemeinde und der kolumbianischen Gemeinde in Bucaramanga. Die Hauptpräsentation war dann die Vorstellung verschiedener lateinamerikanischer Tänze, die von allen im freigeräumten Saal unter Beifall mitgetanzt wurden.

Nach den Präsentationen und den bewegten Aktivitäten bei Lied und Tanz sammelten sich die Teilnehmenden in der St.-Afra-Kirche. In einer stimmungsvollen Abendandacht, die mit dem Lied "Siyahamba" " we are marching in the light of God" endete, wurden Kerzen entzündet, die in einem Zug der Anwesenden von der Kirche hinaus in den Außenbereich des Klosterhofes getragen wurden.

Festgottesdienst im Dom und Begegnungsfest

Nach dem musikalischen Weckruf durch einen Posaunenchor vor dem Dom, begann am Sonntag, 18. Juni, im Dom zu Meißen mit dem Gottesdienst der wohl festlichste Programmpunkt der Begegnung in Meißen. Im Gottesdienst wirkten neben Vertretern des Hochstifts Domprediger Superintendent Andreas Beuchel, Landesbischof Tobias Bilz sowie Bischof Dr. Christian Samraj von der indischen Ev.-Luth. Tamil-Kirche mit, der auch predigte. Domkantor Thorsten Göbel zog an der Orgel alle Register.

Landesbischof Bilz grüßte die Besucher und Gäste im Dom, der bis über den letzten Platz gefüllt war, und erinnerte an die 22 Partnerschaften der Landeskirche weltweit mit Schwerpunkten Osteuropa. Dieser Tag sei auch der traditionelle Jahrestag für das Leipziger Missionswerk, das noch später gefeiert werden sollte. Zum Ende des Gottesdienstes sollten die Nord-Süd-Freiwilligen entsendet werden.

In seiner Predigt grüßte der tamilische Bischof Dr. Samraj die Gottesdienstbesucher von seiner Kirche in Indien. „Der Glaube an Jesus Christus hält uns alle zusammen und ich schaue dankbar auf die Partnerschaft mit der sächsischen Landeskirche. Als er Kind war, wurde für die Kirche in der damaligen DDR gebetet“, erzählte er. Das habe die Gemeinde und er gemacht, ohne zu wissen, wo diese DDR überhaupt liege. Für ihn sei es ein Wunder gewesen, dass gerade er nach der Wiedervereinigung in Leipzig auf Einladung des Missionswerkes lebte und hier promoviert worden sei und jetzt hier stehe.

Er predigte vom Prophetenbuch Jesaja, Kapitel 55, und legte den Text und die Einladung Gottes an seine Gemeinde so aus, dass die Welt teuer sei, aber vor Christus könne jeder kommen, ohne zahlen zu müssen. Gerade in Zeiten der Unruhe in der Welt, Zweifel an Gott und Kirche, würden sich die Zusagen Gottes erfüllen können. Wie in Indien, trotz vieler Schwierigkeiten und Verfolgungen wachse die Kirche. Kirchgebäude werden neu gebaut oder erweitert. „Gott gibt Zukunft und Zuversicht“, so das Motto der Tagung, denn der Bund trage uns alle, wo wir auch seien.

„Der Bund mit Gott gibt Trost, Heilung, Mut und Kraft“, sagte der Bischof. Gottes Macht sei größer als alle Mächte dieser Welt und trage durch die Zeiten. Früher seien die Missionare aus Sachsen nach Indien gekommen, für dessen Arbeit er ausdrücklich dankte. Heute kämen junge Christen im Rahmen des Freiwilligenaustausches aus Indien nach Sachsen, um über ihren Glauben zu berichten. Das zeige, dass Gottes Bund uns weitertrage. Deshalb sei die Partnerschaft zu wichtig und erhaltenswert. Gott habe seiner Kirche eine große Aufgabe gegeben, was sich gerade in schwierigen Zeiten zeige, sagte er.

Zum Ende des Gottesdienstes kamen die neuen Freiwilligen für das 2023/2024 in den Altarraum und stellten sich vor. Sie werden im August nach einer Schulung nach Paraguay, Argentinien, Tansania, die Slowakei und in weitere Länder Abreisen. Hinter der im Altarraum gebildeten Runde kamen die jetzigen Süd-Nord-Freiwilligen dazu und legten die Hände auf die Schultern der Neuen und der Bischof segnete sie einzeln und zusammen für deren Weg in die Ferne. Ausgesendet wurden sie von Pfarrer Daniel Keiling vom Leipziger Missionswerk.
Im Gottesdienst wurde noch für das große Begegnungsfest in den Kreuzgang des Klosterhofs sowie in den Schulhof vom Landesgymnasium eingeladen.

Nach einem Rundgang an den zahlreichen Ständen der hier vertretenden Partnerschaften mit ihren landestypischen Produkten, ging es zunächst in die Verpflegungszelte zum Mittagessen, bevor das Bühnenprogramm mit zahlreichen bunten Darbietungen begann. Zuvor wurden Blumenkränze als Kopfschmuck geflochten, die reges Interesse auf sich lenkten.  

Das abwechslungsreiche Programm war in der Choreografie eine bewegte Erweiterung zu den auf den Begegnungstagen vorgestellten Partnerschaften. Allerdings gab es auch gemeinsame Auftritte und Vorstellungen von Vertretern unterschiedlicher Regionen. Da spielten offenbar die geografischen Distanzen der Herkunftsländer keine Rolle. Ein gemeinsames Band und die Brücke von Vergangenheit und Gegenwart ist das Bekenntnis zum Luthertum und die Reformationsgeschichte, die Christen aus denkbar vielen Völkern zusammenführen. So ist für viele Gäste aus fernen Ländern sicherlich das größte Erlebnis zum ersten Mal in der Lutherstadt Wittenberg zu sein, wohin sie am Dienstag auch eine Tagestour hinführen wird.

Aufgrund der Einladung zum Begegnungsfest, das sich mit weiteren Gruppen und Partnerschaften aus der Landeskirche, Besuchern des Gottesdienstes im Dom, der neuen Nord-Süd-Freiwilligen und Interessierten erweitert hatte, sorgte bei den liebevoll gestalteten Tischen im Kreuzgang des Klosterhofes und im Innenhof des Landesgymnasiums St. Afra für reges Treiben. Das durchweg sonnige Wetter lockte insgesamt 250 Besucher auf das Gelände und vor die Bühne.

Nach Abschluss des Veranstaltungsprogramms wurde noch zu Kaffee und Kuchen geladen bevor in der St.-Afra-Kirche als geistlicher Abschluss des Begegnungsfestes eine Abendmahlsfeier begann, zu der alle Besucher und Gäste eingeladen waren. Zum späten Abend gab es noch für die Teilnehmenden einen stimmungsvolle „Domführung bei Nacht und Gebet“ als Tagesabschluss.

Abschluss der thematischen Arbeit und Besuch in Dresden

Die Bibelarbeit am Montag, 19. Juni, hielt Synodalsenior Pavel Pokorny von den Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (Tschechien). Nach dem Austausch in Kleingruppen folgte noch am späten Vormittag der Vortrag von Rev. Dr. Ireneusz, Europasekretär des Lutherischen Weltbundes, womit das thematische Programm abgeschlossen wurde.

Der Nachmittag war nach einer gemeinsamen Fahrt von Meißen nach Dresden, Besuchen in der Kreuzkirche und der Frauenkirche Dresden vorbehalten. Am Abend waren die internationalen Gäste der Partnerschaftstagung zum Kirchenleitungsempfang der sächsischen Kirchenleitung eingeladen. Der traditionelle Sommerempfang hat in diesem Jahr in der Weinbergskirche Dresden-Trachenberge stattgefunden, die auch als „KulturKirche“ mit der großen Photovoltaik-Anlage und weiteren energiesparenden Komponenten bekannt ist sowie für vielfältige kulturelle Angebote zur Verfügung steht.

Die Präsidentin der 28. Landessynode, Bettina Westfeld, begrüßte die Gäste des Empfangs in der Weinbergskirche im Namen der Landeskirche und wies auf die neue und besondere Konstellation der Teilnehmenden von der Partnerschaftstagung hin. Es sei auch an dieser Stelle ein Zeichen der Verantwortung für die Eine Welt, sagte sie. Eingeladen waren traditionell Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft.

Unter dem Motto „grenzenlos glauben“ hob Landesbischof Tobias Bilz die Bedeutung der lutherischen Kirche als Weltkirche hervor. Die Internationalität des Luthertums sorge für eine Horizonterweiterung, in der Sorgen und Freuden in einen anderen Zusammenhang gestellt würden. Der christliche Glaube sei universell für alle Völker und Menschen. Daraus folge das neue Prinzip der Gegenseitigkeit. Es gelte diese Gegenseitigkeit im Geben und Nehmen stark zu machen.

Der Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Staatsminister Oliver Schenk, überbrachte die Grüße seitens der Staatsregierung und den Dank für die Einladung. In seinem Grußwort sprach er die internationale Zusammenarbeit insbesondere zwischen Sachsen und seinen unmittelbaren Nachbarländern an, aber auch die Initiative enger mit Afrika zusammenzuarbeiten. Als Beispiel nannte der Staatsminister Uganda. Gerade dieses Land zeige die Gefahr in seinen Nachbarregionen auf, wie schwierig es sei, den eigenen Glauben zu leben, was u.a. zu hohen Flüchtlingszahlen in Uganda führe. Es zeige sich, dass Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit selbst in Europa keine Selbstverständlichkeit seien. Schenk erinnerte in diesem Zusammenhang an das Gedenken zum 17. Juni 1953 und den Verfolgungen, denen zuvor Christen ausgesetzt waren. Für diesen Abend freue er sich aber auf gute Begegnungen und einen regen Austausch.

Im Anschluss daran sprach Rev. Dr. Ireneusz Lukas, Europasekretär des Lutherischen Weltbundes (Genf), der schon am Vormittag in Meißen einen vielbeachteten Vortrag hielt. Für ihn sei es beeindruckend, die Welt in einem Raum zu sehen. „Gerade heute sind wir aufgerufen Hoffnung zu verbreiten“, sagte er angesichts vieler Schwierigkeiten auch in den Kirchen. Er käme gerade aus dem estnischen Tallin zurück, wo er mitbekam, wie schwer es im Augenblick für ukrainische Christen sei, Versöhnung zu leben. Frieden, Hoffnung und Versöhnung könnten nach seiner Meinung nicht vollendet werden, aber der Anspruch bleibe, das Christen Zeugen von Gerechtigkeit und Frieden vor Ort sein sollten.

So erinnerte er an die Hilfe der LWB-Mitgliedskirchen bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg. Weiterhin sei diese Form der internationalen Zusammenarbeit und Hilfe wichtig. Im Namen des LWB dankte Dr. Lukas der Landeskirche für die gute Zusammenarbeit und das Treffen in Meißen. Er verwies zudem auf die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau im September. Dort sei auch eine Fahrt nach Auschwitz geplant. Der Europasekretär zitierte einen Holocaust-Überlebenden, dass Auschwitz nicht vom Himmel gefallen sei. Die Lehre daraus sei, nicht gleichgültig zu sein.

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