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Landesbischof Bilz auf Demo „Hand in Hand“
03. Februar 2024
Redebeitrag von Landesbischof Tobias Bilz am 3. Februar in Dresden
Liebe Alle
„Hand in Hand“ ist das bundesweite Motto unseres Bündnisses - hier vor Ihnen stehen ein katholischer und ein evangelischer Bischof. Christliche Kirchen haben immer wieder gegeneinander gekämpft – um Macht und Einfluss und darum, wer sich mit seiner Art zu glauben durchsetzt. Glaubenskriege wurden und werden geführt, die entsetzliches Leid mit sich gebracht haben.
Heute aber stehen wir gemeinsam hier, weil wir uns als Brüder verstehen. Bischof Timmerevers hat mich gebeten, für uns beide zu sprechen. Wir haben ein tiefes Vertrauensverhältnis. Es hat mit einer ersten Begegnung vor fast vier Jahren begonnen und ist durch viele Gespräche und gemeinsame Erfahrungen gewachsen. Auch die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Sachsen steht heute hinter uns. Wir stehen hier für die ganze Breite der Kirchen – also auch für Freikirchen und orthodoxe Kirchen! Das bedeutet „Hand in Hand“ – konkret!
Gemeinsam mit Ihnen allen sind wir heute hier. Auf die Frage, warum Sie, warum wir alle gekommen sind, gibt es unter uns vielleicht viele verschiedene Antworten.
In manchen Fragen werden wir hier unterschiedlicher Meinung sein. Manche Plakate oder Redebeiträge entsprechen vielleicht nicht dem, was wir selbst denken. Ja, auch Fremdheit ist eine Empfindung, die in einer pluralen Gesellschaft dazugehört. Sie muss eingestanden werden.
Heute aber stehen wir hier zusammen, um das zu verteidigen, was uns ausmacht und verbindet – gegen jedes Fremdheitsgefühl: Wir sind gleich, weil wir alle Menschenkinder sind! Wir haben gleiche Würde und gleiche Rechte! Wir verstärken deshalb das Verbindende, weil wir miteinander leben wollen! Wir widerstehen denen, die uns einteilen wollen in wertvolle und unwerte Menschen! Deshalb überwinden wir an Tagen wie heute diesen Reflex, uns in vertraute Kreise zurückzuziehen. Wir tun das, weil uns bewusst wird, wie groß die Gefahr ist, dass uns weggenommen wird, was unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung uns garantiert. Gleiche Freiheit und Würde für alle!
Wir sind leitende Bischöfe unserer Kirchen und nehmen in diesen Funktionen Verantwortung wahr. Es ist mit dem christlichen Glauben, mit unserem Glauben unvereinbar, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechtes, ihres Glaubens oder ihrer sozialen Zugehörigkeit zu entwerten. Das geht gar nicht!
Als Christen lesen wir in der Bibel und stellen fest: Die Aufnahme von Fremden ist ein zentrales Merkmal unseres Glaubens. Wer sich dem Fremden in Not verschließt, verliert Gottes Segen für sein eigenes Leben.
Es geht aber nicht nur um den Umgang mit Fremden, es geht auch um den Umgang mit sozial Schwachen, mit Kultur und Vielfalt unter uns, es geht um Freiraum für Andersdenken und Anderssein! Deshalb sehen wir uns als Christen dazu aufgefordert, das Wort zu ergreifen und uns nicht ins Private zurückzuziehen! Wir wollen Salz der Erde und Licht der Welt sein. Deshalb sind wir heute hier!
Schauen Sie sich doch einmal um - schauen Sie nicht nur in die Gesichter derer, mit denen Sie heute gekommen sind, sondern lassen Sie den Blick ein wenig schweifen… wer ist noch so hier?
Wir sind so viele und bei aller Unterschiedlichkeit verbindet uns so viel – nicht nur die Sorge um einen Rechtsruck und das Erstarken des Rechtspopulismus und -extremismus, sondern auch die Bereitschaft sich einzusetzen für ein lebenswertes Land, in dem für alle Platz ist, um gut und gerne leben zu können.
Darf ich uns am Ende meiner Rede Gottvertrauen wünschen? Viele Generationen in unserem Land haben große Herausforderungen angepackt und bewältigt. Sie haben Hoffnung aus dem Glauben geschöpft. Wir brauchen heute die Hoffnung, dass es uns gelingen wird, gemeinsam die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Eine verwegene Hoffnung muss es vielleicht sein, eine die Kräfte freisetzt. Dazu helfe uns Gott!