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Luther-Ausstellung und Druckausgabe der 95 Autographen


27. Oktober 2017

„Wie Luthers Worte fliegen lernten. Handschriften und Flugschriften der Reformation“

 DRESDEN – In der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) in Dresden wurde am gestrigen Abend, 26. Oktober, eine Luther-Doppelausstellung im Buchmuseum eröffnet. Zuvor gab es im Vortragssaal der Zentralbibliothek eine Einführung zur Sonderausstellung, die originale Briefe und eigenhändige Manuskripte Luthers sowie Flugschriften aus den Sammlungen der SLUB im Buchmuseum und der Schatzkammer zeigt.

Dazu begrüßte Generaldirektor Prof. Dr. Thomas Bürger, SLUB, die zahlreichen Gäste zur Abendveranstaltung und er kündigte die besonderen Exponate an, die im Buchmuseum zu sehen sein würden. Nur alle 100 Jahre werde der große „Lutherschatz“ gezeigt. Originale Lutherschriften zu sehen sei Erlebnis und Herausforderung zugleich. Man spüre den Atem der Geschichte. Immerhin habe der mutige Luther „Kopf und Kragen riskiert“ auf der Suche nach Wahrheit. Die Suche nach Wahrheit sei das Eine, das Handeln dazu aber die wirkliche Herausforderung.

 Nicht alleine die Person Luther stünde im Vordergrund, sondern dessen Vermächtnis bezogen auf Bildung und Schule weiterzugeben. „Luther wollte den Einzelnen  stark machen“, würdigte Dr. Bürger den Reformator. In Dresden aber, seien die ersten Druckerzeugnisse 1524 gegen Luther gerichtet. Die publizistische Vielfalt zeige sich u.a. in den 95 Autographen, die in den 95 Wochen online veröffentlicht worden seien.

Die musikalische Begleitung übernahm das Löbauer Doppelquartett "Collegium canorum Lobaviense" unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Christian Kühne, die für die historische Aufführungspraxis mit dem Repertoire von Werken Lausitzer Komponisten bekannt sind. An diesem Abend sangen sie aus dem kirchenmusikalischen Stammbuch vor historischem Notenmaterial von St. Nikolai, das in der Musikabteilung der SLUB verwahrt wird.

Dr. Ronald Werner, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, hob hervor, wie sehr die Reformation die Welt verändert habe. Durch die Teilung zwischen Ernestiner und Albertiner sei die innersächsische Grenze auch eine Religionsgrenze geworden, so dass Luthers Übersetzung des Neuen Testaments 1522 in Dresden verboten war. Der Druck verlagerte sich von Leipzig u.a. nach Wittenberg. Die damaligen Schriften und Korrespondenzen seien Quelle eines kommunikativen Netzwerks gewesen. Ein Psalmenkommentar Luthers gehöre seit 2015 zum Weltdokumentenerbe.

Landesbischof Dr. Carsten Rentzing  erinnerte in seinem Grußwort an einen früheren Besuch in einem Jesuitenkolleg in Frankfurt/M., wo er frühe Flugschriften einsehen und in den Händen halten durfte. Das Jubiläum ginge Wirkungen und Folgen der Reformation nach und was sie für das Heute bedeute. Die Flugschriften als erster „Medienkonsum“ haben zu einer schnellen Verbreitung geführt, seien aber auch in der Polemik ein Fluch. Diese Kehrseite und die Erfahrungen daraus seien aktuell ein „Lehrmuster“ angesichts der Polemik in den neuen Medien.

PD Dr. Hans-Peter Hasse, Institut für Evangelische Theologie der TU Dresden, stellte den parallel zur Ausstellung beim Sax-Verlag Markkleeberg erschienenen Katalogband „Manu propria – Mit eigener Hand. 95 Autographe der Reformationszeit“ vor. Im Zentrum seines Beitrags führte er die Reformationsbibel (1545) von Hans Luft an, die der Wittenberger Erzschmied Johannes Reichknecht besaß und Autographe der Wittenberger Reformatoren sammelte. Die Bibel enthalte neuen entsprechende Einträge von der zweiten Generation der Reformatoren. Diese Bibel sei zu einer Familienbibel geworden mit Widmungen, die den nachkommenden Generationen galten. (95 Autographe)

Im Anschluss luden die Kuratoren Jana Kocourek, Dominik Stoltz und Katrin Nitzschke zu Führungen durch die Ausstellung im 2. Stock ein. Sie steht unter dem Titel „Wie Luthers Worte fliegen lernten. Handschriften und Flugschriften der Reformation“, die bis zum 24. Januar 2018 für Besucher zugänglich ist. Gezeigt werden eigenhändige Manuskripte und Briefe Martin Luthers, Melanchthons und ihrer Mitstreiter sowie eine große Anzahl von originalen Flugschriften der Reformationszeit.

Die Ausstellung richtet sich an alle Bürger der Stadt und Region: Schüler, Studenten, Senioren – ein breites Publikum. Informationen zu Begleitprogramm und Führungen sind im Internet veröffentlicht. So hält bereits in der nächsten Woche am 1. November um 17:00 Uhr Prof. Dr. Konrad Küster aus Freiburg einen Vortrag über „Wie die lutherische Kirchenmusik entstand – Sächsische Musikquellen des Reformationsjahrhunderts“.
(Zentralbibliothek, Buchmuseum, Zellescher Weg 18. Führungen und Öffnungszeiten)

Bild: Löbauer Vokalensemble zur Eröffnungsveranstaltung in der SLUB (Foto: evlks, OK)
Löbauer Doppelquartett "Collegium canorum Lobaviense"

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