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Universitätskirche St. Pauli in Dienst genommen


03. Dezember 2017

Einweihungsgottesdienst der neuen Universitätskirche St. Pauli

LEIPZIG – Die Indienstnahme des Nachfolgebaus der 1968 gesprengten Universitätskirche St. Pauli erfolgte am 3. Dezember in einem festlichen Einweihungsgottesdienst, der live im MDR-Fernsehen übertragen wurde. Zukünftig wird der neugewonnene Raum im Leipziger Uni-Campus am Augustusplatz auch wieder für öffentliche Universitätsgottesdienste für Lehrende und Studierende zur Verfügung stehen. Unter Gesang der Schola und dem Geläut der Universitätsglocke wurden die Vasa Sacra in die Kirche zum Altar getragen.

Die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking, begrüßte Gottesdienstgemeinde, darunter Landesbischof Dr. Carsten Rentzing, Universitätsprediger Prof. Dr. Peter Zimmerling, Zeitzeugen der vormaligen Paulinerkirche, Mitglieder des Predigerkonvents, Bischof Heinrich Timmerevers, Bistum Dresden-Meißen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Universität Leipzig und Studierende der Universität Leipzig.

In seinem Geistlichen Wort nannte Landesbischof Dr. Rentzing die drei Wesensbestimmungen der Kirche Jesu Christi, die in „besonderer Weise auch für diese neuerrichtete St. Pauli Kirche zutreffen“. So stehe diese Kirche mit ihrer Geschichte bis zur Zerstörung für die „pilgernde Kirche durch die Zeit“. Zeiten hinterließen Spuren, wie die veränderte Architektur bei der Neuerrichtung auch. Das verändere aber nicht den Weg und das Ziel der Kirche. „Für das Geheimnis Gottes transparenter kosmischer Raum“ stünden andere Nutzungen der Universität, die durch den Raum in seiner Transparenz die Blicke emporlenken würden. Für den „Ort des Heils allein durch Glauben“ stünden alle, die sich im Glauben versammeln und darauf vertrauen, „dass ihnen hier der Heiland und damit das Heil begegnen“.

Zusammen mit Universitätsprediger Prof. Zimmerling stellte der Landesbischof mit Lesung und Gebet die Universitätskirche St. Pauli in den Dienst Gottes.
Anschließend wurden die Schwalbennestorgel (Metzler-Orgel) seitlich oberhalb des Chorraums und die größere Jehmlich-Orgel auf der Empore mit Orgelstücken und mit dem Adventslied „Macht hoch die Tür“ eingeweiht. Es folgten die Indienstnahme des Ambo, dem Platz der Bibel und der Wortverkündigung, sowie der Platz der Heiligen Taufe (Taufstein).  Der Indienstnahme von Paulineraltar und Volksaltar als Orte für das Heilige Abendmahl und Stätten des Gebets und des Segens erklang nach dem Gebet die Bach-Kantate „Nun komm, der Heiden Heiland“ durch Solisten, dem Leipziger Universitätschor und begleitet vom Pauliner Barockensemble.

In seiner Predigt sprach Prof. Dr. Peter Zimmerling „von dem Wunder von Leipzig“, dass die neue Universitätskirche an gleicher Stelle und in vergleichbaren Ausmaßen entstanden sei. „Heute feiern wir voller Dankbarkeit die sichtbare Vollendung dieses Wunders.“ Die Bibel bezeuge, dass sich Gott bei Wundern der Mithilfe von Menschen bedienen kann. Diesen Menschen gebühre Dank und er dankte dem Freistaat Sachsen sowie allen, die am Bau und der Vollendung mitgewirkt hatten.
Auszug und Heimkehr: Dr. Zimmerling erinnerte an die letzte Predigt in der alten Paulinerkirche am 23. Mai 1968 - eine Woche vor der Sprengung. Hier habe der damalige Universitätsprediger Heinz Wagner um den Sinn für den staatlicherseits erzwungenen Auszug des Universitätsgottesdienstes gerungen. Neben der „Bitternis“ des Auszugs sei es ihm gelungen, den Auszug als Aufbruch zu deuten, der nicht imstande sei, die Kraft des Geistes zu brechen. „Der Weg bis zur Heimkehr war steinig“, aber durch die Friedliche Revolution sei der rechtliche Rahmen gesichert, was im Zusammenwirken dazu führte, dass der Universitätsgottesdienst am angestammten Ort zurückkehre.
Prof. Zimmerling plädiert dafür, dass die Gottesdienste eine Brückenfunktion zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Religion und Wissenschaft, zwischen Kirche und Gesellschaft, zwischen Atheismus und Christentum erfüllen. „Die Freiheit vom Glauben und die Freiheit zum Glauben gehören in Deutschland untrennbar zusammen“, sagte er. Der Gottesdienst schütze den Menschen vor tödlicher Selbstverschließung und nehme das Kommende vorweg. Das habe gravierende Folgen für das Verhältnis des Menschen zur Welt und zu sich selbst, denn er werde  achtsamer mit der Welt umgehen, sie als Lebensraum auch für die zukünftigen Generationen zu bewahren suchen.

Nach Glaubensbekenntnis, Fürbitten und Bestätigung durch die Gemeinde sprach der Landesbischof den Segen.
Anschließend sprachen der Sächsische Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler und der Leipziger Bürgermeister Torsten Bonew ein Grußwort bevor der Auszug der Liturgen unter musikalischer Begleitung erfolgte.
Landtagspräsident Dr. Rößler gestand „unbändige Freude und tiefe Dankbarkeit“, wenn er in den letzten Jahren über den Augustplatz den Neubau sah. Diese „Kathedrale des Wissens, der Erkenntnis und des Glaubens“ solle entsprechend gemeinsam und mit gegenseitigem Verständnis genutzt werden. In dem geistigen und geistlichen Zentrum lieg das Zeugnis von Gottes Wirken in der Welt.

Die Musikalische Leitung im Gottesdienst hatte Universitätsmusikdirektor David Timm. Weitere Ausführende waren Universitätsorganist Daniel Beilschmidt an der Orgel, der Leipziger Universitätschor, das Pauliner Barockensemble, die Leipzig Big Band, die  Schola St. Pauli und Gesangssolisten. Die kirchlich-organisatorische Leitung des Fernsehgottesdienstes hatte der Senderbeauftragte der Ev. Landeskirchen beim MDR, Pfarrer Holger Treutmann (Dresden).

Gottesdienstübertragung im MDR sowie weitere Informationen

Foto evlks, OK
In der vollbesetzten Universitätskirche wurden die Orte der Verkündigung und die der Verwaltung der Sakramente geweiht.

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