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Vereinbarung über Partnerschaftliche Beziehungen zwischen den Kirchen Sachsens und Rumäniens


09. Juni 2022

DRESDEN - Mit einer Vereinbarung zwischen der sächsischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (AB) in Rumänien soll die Zusammenarbeit der beiden Kirchen auf verschiedenen Arbeitsgebieten und unterschiedlichen Ebenen vertieft werden. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten am 9. Juni 2022 der sächsische Landesbischof Tobias Bilz und Bischof Reinhart Guib (Hermannstadt/RO) sowie Hauptanwalt Friedrich Gunesch vom Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Hermannstadt und Hans-Peter Vollbach, Präsident des Landeskirchenamtes in Dresden. Die Vereinbarung soll die bereits bestehenden Verbindungen beider Kirchen stärken, neue Verbindungen aufbauen und eine offizielle Kirchenpartnerschaft vorbereiten. 

„Wenn man eine Vereinbarung über partnerschaftliche Beziehungen unterzeichnet, dann weiß man, was man aneinander hat und möchte dies vertiefen und verstärken.“, sagte Landesbischof Bilz in seiner Ansprache im Rahmen einer gemeinsamen Andacht, die von der Band der Kirchenmusikhochschule Dresden begleitet wurde. In der Präambel stehe der Satz "Wir gehen von der Gegenwart von Gottes Geist aus". Die Gegenwart dieses Geistes werde deutlich, wenn sich Christen, die in ihren Ländern zunehmend eine Minderheit bilden und in der Diaspora leben, gegenseitig begegnen, stärken und ermutigen. "Der Geist Gottes wirkt auch in einer schriftlichen Vereinbarung. Er kann aus ihr ein gutes Fundament für das machen, was sich in Zukunft entwickeln wird.“, so Landesbischof Bilz. 

Bischof Guib verwies auf die Diasporasituation der kleinen evangelischen Kirche in Rumänien nach dem Exodus der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland. Sie bestehe aus fünf Kirchenbezirken, acht Gemeindeverbänden und 200 Gemeinden mit 10.800 Gemeindegliedern. "Es ist uns eine große Freude, mit der Vereinbarung zu partnerschaftlichen Beziehungen die geschwisterlichen Bande zwischen den Siebenbürger Sachsen und den Sachsen in Deutschland zu stärken.“, sagte er. Er erinnerte an die Zeit vor der Wende, in der es bereits viele Verbindungen und Begegnungen, zum Beispiel in Rüstzeiten der Evangelischen Jugend, gegeben habe. Die kommunistische Erfahrung verbinde die Christen beider Kirchen. Diese gemeinsame Geschichte sei in den 30 Jahren nach der Wende weitergegangen und bewusst gepflegt worden. Es gäbe KirchenmusikerInnen in Siebenbürgen, die an der Kirchenmusikhochschule in Dresden studiert hätten und PfarrerInnen, die aus Rumänien nach Sachsen gekommen seien und nun ihre jeweiligen Erfahrungen und Beziehungen in ihren Gemeinden einbringen würden. In den letzten Jahren sei die diakonische Arbeit besonders wichtig geworden, nicht zuletzt die Unterbringung und Versorgung Geflüchteter aus der Ukraine. Hierbei habe die sächsische Landeskirche die Kirche AB in Rumänien schnell und unbürokratisch mit einer großen Spende unterstützt. Auch das Gustav-Adolf-Werk pflege vielfältige Beziehungen und unterstütze regelmäßig Projekte, Gemeinden und Christen in Rumänien. Mit der nun unterzeichneten Vereinbarung erhoffe er sich einen Austausch im religionspädagogischen Bereich und in der Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern, so Bischof Guib. Bereits jetzt gäbe es Leipziger Theologie-Studierende, die ein Ökumene-Semester in Rumänien absolvieren. „Als Kirche AB in Rumänien setzen wir uns aber auch täglich für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in unserem Land ein. Daran werden wir weiter festhalten.“ Abschließend spricht er der sächsischen Landeskirche Mut zu: „Kleiner werden ist keine Katastrophe.“ Vielmehr biete es auch Chancen, sich auf Wichtiges zu konzentrieren. „Man muss nicht mehr alles tun, sondern kann Schwerpunkte setzen und sich von Gottes Geist leiten lassen.“ Abschließend lud er die sächsischen Christen herzlich nach Rumänien ein.

Pfarrer Dr Stefan Cosoroaba stellte zusammen mit OKR Friedemann Oehme die Vereinbarung vor. Er machte deutlich, dass die Basis für diese Vereinbarung neben Gottes Geist vor allem die große Zuneigung zwischen den Menschen beider Kirchen sei. Diese hätte er bereits beim Dresdner Kirchentag spüren können, als der Stand der Kirche AB in Rumänien von Menschen umringt war, die ihre Geschichten aus Rumänien erzählten und ihre tiefe Verbundenheit beteuerten. Von dieser Vertrautheit und Zuneigung seien auch alle Beziehungen zwischen den Kirchen bis jetzt geprägt und dies solle für die Zukunft erhalten bleiben.

In der Vereinbarung wird konkret formuliert, dass beide Kirchen "sich gegenseitig Anteil an ihren geistlichen Erfahrungen und theologischen Einsichten, an ihrer diakonisch-sozialen und missionarischen Arbeit sowie an ihrem Einsatz für eine soziale Ordnung, in der sich christliche Werte und Überzeugungen spiegeln", geben wollen. Dazu gehört die Förderung des Austauschs auf kirchenleitender Ebene über Entwicklungen des geistlichen Lebens, über Seelsorge und Gemeindeaufbau sowie die Förderung des theologischen Gesprächs, die wechselseitige Information über wichtige Vorgänge in Kirche, Diakonie und Gesellschaft und die Zusammenarbeit in den Handlungsfeldern Kirchenmusik, Jugendarbeit, Frauen- und Männerarbeit, Diakonische Arbeit, Gemeindepartnerschaften, Religionsunterricht, Ausbildung, Bewahrung und Nutzung des Kulturgutes sowie die Zusammenarbeit in den Themenbereichen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und das gemeinsame Wirken in transnationalen Gremien (LWB, ÖRK, KEK, GEKE mit Südosteuropagruppe).Beider Kirchen vereinbarten, wechselseitig im Rahmen ihrer Möglichkeiten Projekte zu unterstützen, die im Sinne dieser Vereinbarung der Begegnung und dem gegenseitigen Austausch dienen. Außerdem sollen auch die Christlichen Begegnungstage Mittel- und Osteuropa weiter gepflegt werden. Die Vereinbarung gelte zunächst für die Dauer von fünf Jahren, danach sollte geprüft werden, ob die in der Vereinbarung getroffenen Festlegungen den gegenseitigen Erwartungen und Möglichkeiten gerecht werden und die partnerschaftlichen Beziehungen möglicherweise auch in eine formale Partnerschaft umgewandelt werden. 

 

Friedrich Gunesch, Landesbischof Tobias Bilz, Bischof Reinhart Guib, Hans-Peter Vollbach (v.l.n.r.)
Feierliche Unterzeichnung der Vereinbarung im Rahmen einer Andacht im Landeskirchenamt Dresden

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