Ökumene und Religionen

Dialog zwischen den christlichen Konfessionen

Das Wort Ökumene kommt aus dem Griechischen und meint wörtlich übersetzt „bewohnte Erde“. In unserem Sprachgebrauch verstehen wir unter Ökumene die Gemeinschaft der Christen aller Kirchen – sowohl im eigenen Land als auch in anderen Ländern und Erdteilen.

Grundlagen der Ökumene

Eine Kirche mit gemeinsamen Zielen

Das Christentum hat sich im Laufe der Geschichte in verschiedene Konfessionen aufgefächert, die sich in früheren Jahrhunderten gegenseitig hart bekämpften. Anfang des 20. Jahrhunderts kam jedoch eine ökumenische Bewegung auf.

Sie war getragen von zwei Grundüberzeugungen:

  • Die Kirche Jesu Christi ist von ihrem biblischen Auftrag her und in ihrem inneren Wesen nur Eine. Die verschiedenen Konfessionen können als Traditionen einander ergänzen und bereichern, sofern sie in wesentlichen Glaubensaussagen zu einem gemeinsamen Verständnis gelangen. 
  • Die Fülle an Aufgaben, denen sich die christlichen Kirchen bei der weltweiten Missionsarbeit in anderen Ländern stellen, rechtfertigt es, sich gemeinsame Ziele zu setzen.

Für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung

Daraus entstanden die Ziele der Ökumene:

  • Die christlichen Konfessionen wollten sich aufeinander zubewegen (Konfessions-Ökumene). Es entstanden ökumenische Vereinbarungen zwischen den Kirchen, die frühere Trennungen überwinden.
  • Die christlichen Kirchen engagieren sich gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (konziliarer Prozess) und setzen sich für die Gemeinschaft der Menschen auf dieser Einen Erde ein (Gerechtigkeits-Ökumene).

Historische Ereignisse auf dem Weg der ökumenischen Annäherung

  • Aus der Bewegung für Praktisches Christentum, gegründet 1925 in Stockholm, und der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung, gegründet 1927 in Lausanne, ging der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hervor, der 1948 in Amsterdam gegründet wurde.
  • 1973 unterzeichneten alle reformatorischen Kirchen die „Leuenberger Konkordie“. Damit erkannten sich die lutherischen, reformierten und unierten Kirchen sowie die ihnen verwandten vorreformatorischen Kirchen der Waldenser und der Böhmischen Brüder gegenseitig an. Eine Kirchengemeinschaft, mit z.B. gemeinsamer Abendmahlsfeier wurde möglich.
  • Mit dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) schloss sich die Römisch-Katholische Kirche der Ökumenischen Bewegung an, auch wenn sie im ÖRK nur einen Beobachterstatus einnimmt. Seitdem gibt es einen intensiven theologischen Dialog zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund (LWB).
  • 1999 unterzeichneten Vertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB), der römisch-katholischen Kirche und des Weltrates methodistischer Kirchen die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“. Martin Luthers Theologie beruht auf der Überzeugung, dass das Heil des Menschen allein durch die Gnade Gottes gegeben (d.h. gerechtfertigt) ist. Der Streit um diese Frage war Hauptgrund für die Kirchenspaltung. Mit der Erklärung erkannte die katholische Kirche die Überzeugung Luthers als nicht (mehr) kirchenspaltend an.
  • Im Jahr 2001 wurde die Charta Oecumenica verabschiedet. In diesem Dokument verpflichten sich die Kirchen in Europa zu intensiver Zusammenarbeit. Dort heißt es: „Wir verpflichten uns, auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens gemeinsam zu handeln, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind und nicht Gründe des Glaubens oder größere Zweckmäßigkeit dem entgegenstehen.“ Die Charta Oecumenica wurde von allen christlichen Kirchen in Sachsen angenommen. Diese sind  in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Freistaat Sachsen zusammengeschlossen.
  • Am Reformationstag 2016 baten Papst Franziskus und Bischof Younan, der Präsident des LWB, in einem Ökumenischen Gottesdienst im schwedischen Lund um Vergebung und Versöhnung im katholisch-evangelischen Kirchenstreit und beteten für die Einheit der Kirche. Am Vorabend des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“ ein eindrucksvolles ökumenisches Signal.

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